Fremdsucht ohnmächtig, durch Götzendienst des Auslands entwürdigt. Nie hätte Dein Über¬ winder so vielfach in einem andern Lande ge¬ siegt, wo die Vergötterung seiner Sprache nicht mitgefochten. Schreibt doch schon 1752 an Ar¬ gental Voltaire, (der echteste Erzfranzose, "der höchste unter den Franzosen denkbare, der Na¬ tion gemäßeste Schriftsteller" nach Göthe's tref¬ fendem Ausspruch): "Jch bin mehrmals erstaunt über die Fortschritte, welche unsere Sprache in fremden Ländern gemacht hat, wohin man sich auch wenden mag, man ist in Frankreich. Jhr habt meine Herren! die Universalmonarchie er¬ langt, die man Ludwig dem Vierzehnten vor¬ warf, und von deren Besitz er so weit entfernt war." Diese Sprache hat Deine Männer be¬ thört, Deine Jünglinge verführt, Deine Wei¬ ber entehrt. -- -- -- Deutsche fühlt wieder mit männlichem Hochsinn den Werth eurer edeln lebendigen Sprache, schöpft aus ihrem nie versiegenden Urborn, grabet die alten Quel¬ len auf, und lasset Lutetiens stehende Lache in Ruhe!
[Kolbe] Über den Wortreichthum der Deutschen und Franz. Sprache. Leipzig b. Reclam 1806.
Fremdſucht ohnmächtig, durch Götzendienſt des Auslands entwürdigt. Nie hätte Dein Über¬ winder ſo vielfach in einem andern Lande ge¬ ſiegt, wo die Vergötterung ſeiner Sprache nicht mitgefochten. Schreibt doch ſchon 1752 an Ar¬ gental Voltaire, (der echteſte Erzfranzoſe, „der höchſte unter den Franzoſen denkbare, der Na¬ tion gemäßeſte Schriftſteller“ nach Göthe’s tref¬ fendem Ausſpruch): „Jch bin mehrmals erſtaunt über die Fortſchritte, welche unſere Sprache in fremden Ländern gemacht hat, wohin man ſich auch wenden mag, man iſt in Frankreich. Jhr habt meine Herren! die Univerſalmonarchie er¬ langt, die man Ludwig dem Vierzehnten vor¬ warf, und von deren Beſitz er ſo weit entfernt war.“ Dieſe Sprache hat Deine Männer be¬ thört, Deine Jünglinge verführt, Deine Wei¬ ber entehrt. — — — Deutſche fühlt wieder mit männlichem Hochſinn den Werth eurer edeln lebendigen Sprache, ſchöpft aus ihrem nie verſiegenden Urborn, grabet die alten Quel¬ len auf, und laſſet Lutetiens ſtehende Lache in Ruhe!
[Kolbe] Über den Wortreichthum der Deutſchen und Franz. Sprache. Leipzig b. Reclam 1806.
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Fremdſucht ohnmächtig, durch Götzendienſt des
Auslands entwürdigt. Nie hätte Dein Über¬
winder ſo vielfach in einem andern Lande ge¬
ſiegt, wo die Vergötterung ſeiner Sprache nicht
mitgefochten. Schreibt doch ſchon 1752 an Ar¬
gental Voltaire, (der echteſte Erzfranzoſe, „der
höchſte unter den Franzoſen denkbare, der Na¬
tion gemäßeſte Schriftſteller“ nach Göthe’s tref¬
fendem Ausſpruch): „Jch bin mehrmals erſtaunt
über die Fortſchritte, welche unſere Sprache in
fremden Ländern gemacht hat, wohin man ſich
auch wenden mag, man iſt in Frankreich. Jhr
habt meine Herren! die Univerſalmonarchie er¬
langt, die man Ludwig dem Vierzehnten vor¬
warf, und von deren Beſitz er ſo weit entfernt
war.“ Dieſe Sprache hat Deine Männer be¬
thört, Deine Jünglinge verführt, Deine Wei¬
ber entehrt. — — — Deutſche fühlt wieder
mit männlichem Hochſinn den Werth eurer
edeln lebendigen Sprache, ſchöpft aus ihrem
nie verſiegenden Urborn, grabet die alten Quel¬
len auf, und laſſet Lutetiens ſtehende Lache in
Ruhe!
[Kolbe] Über den Wortreichthum der Deutſchen und
Franz. Sprache. Leipzig b. Reclam 1806.
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/230>, abgerufen am 23.11.2024.
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