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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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3. Reichstage.

Stände sind nun ein Mahl in der Welt,
und bleiben, und machen das Volk aus. War¬
um sollten sie nun auch nicht in einer wohlge¬
troffenen Auslese das ganze Volk stellvertretend
vorstellen, und durch Erwählte vertreten können?
"Jeder weiß am Besten, wo, wie und wann
ihn der Schuh drückt." Jeder Stand wird sein
Bestes am Besten kennen, und seine Besten, die
das Gemeinwohl wahrschauen mögen. Und alle
Stände vereint, werden doch wohl das Gemein¬
same daraus auszumitteln im Stande sein? wer¬
den doch leicht einsehen können, was das All¬
wohl heischt? Und von wem darf der Staat
am Besten Rath und That erwarten, als von
denen, die mit ihm stehen und fallen?

Die Reichsversammlung der Stände muß
eine Sprechgemeinde (Parlament) sein, nicht ei¬
ne Taubstummanstalt von Jaherren und Bei¬
fallnickern; nicht eine Versammlung von Gut¬
heißern, um dem Übel etwa nur eine leidliche
Gestalt zu geben. Kein Volk läßt sich beque¬

3. Reichstage.

Stände ſind nun ein Mahl in der Welt,
und bleiben, und machen das Volk aus. War¬
um ſollten ſie nun auch nicht in einer wohlge¬
troffenen Ausleſe das ganze Volk ſtellvertretend
vorſtellen, und durch Erwählte vertreten können?
„Jeder weiß am Beſten, wo, wie und wann
ihn der Schuh drückt.“ Jeder Stand wird ſein
Beſtes am Beſten kennen, und ſeine Beſten, die
das Gemeinwohl wahrſchauen mögen. Und alle
Stände vereint, werden doch wohl das Gemein¬
ſame daraus auszumitteln im Stande ſein? wer¬
den doch leicht einſehen können, was das All¬
wohl heiſcht? Und von wem darf der Staat
am Beſten Rath und That erwarten, als von
denen, die mit ihm ſtehen und fallen?

Die Reichsverſammlung der Stände muß
eine Sprechgemeinde (Parlament) ſein, nicht ei¬
ne Taubſtummanſtalt von Jaherren und Bei¬
fallnickern; nicht eine Verſammlung von Gut¬
heißern, um dem Übel etwa nur eine leidliche
Geſtalt zu geben. Kein Volk läßt ſich beque¬

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[279/0309] 279 3. Reichstage. Stände ſind nun ein Mahl in der Welt, und bleiben, und machen das Volk aus. War¬ um ſollten ſie nun auch nicht in einer wohlge¬ troffenen Ausleſe das ganze Volk ſtellvertretend vorſtellen, und durch Erwählte vertreten können? „Jeder weiß am Beſten, wo, wie und wann ihn der Schuh drückt.“ Jeder Stand wird ſein Beſtes am Beſten kennen, und ſeine Beſten, die das Gemeinwohl wahrſchauen mögen. Und alle Stände vereint, werden doch wohl das Gemein¬ ſame daraus auszumitteln im Stande ſein? wer¬ den doch leicht einſehen können, was das All¬ wohl heiſcht? Und von wem darf der Staat am Beſten Rath und That erwarten, als von denen, die mit ihm ſtehen und fallen? Die Reichsverſammlung der Stände muß eine Sprechgemeinde (Parlament) ſein, nicht ei¬ ne Taubſtummanſtalt von Jaherren und Bei¬ fallnickern; nicht eine Verſammlung von Gut¬ heißern, um dem Übel etwa nur eine leidliche Geſtalt zu geben. Kein Volk läßt ſich beque¬

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/309>, abgerufen am 24.11.2024.