aufhelfen, den Durchbruch der innern Flamme begünstigen will, wird Geist und Herzen bald vernehmlich. Wie wenig Menschen kennen der Perlen wahren Werth, und der Edelsteine Schatz? Doch des Herzens Pochen, der Wan¬ ge Röthen, des Auges Holdlächeln, und das Rinnen der Zähren, versteht auch der wildeste Wilde. Mit Zeichen beginnt, mit Zeichen en¬ det die Sprache. Eine Sprache, die tiefer ein¬ dringt, als jede Rede, die stumm mehr sagt als die höchste Beredtsamkeit: Denn in den wichtig¬ sten Augenblicken ist selten der Verstand, desto häufiger das Herz des Menschen Schutzgeist. Der Verstand rüstet ein Kriegesheer im Frieden; in der Entscheidung aber siegt und unterliegt nur das Herz.
Festlichkeit ist Erheben über das gemeine Leben, Herauskommen aus der Alltäglichkeit, Entfesselung des Geistes von leiblichen Unter¬ drückungen, Abspannung des Körpers von der Frohnarbeit, Befreiung des Herzens von Da¬ seinssorgen, Versuch die Daseinsbürden abzula¬ sten: Überhaupt ein Erhohlungsleben, wo der Mensch doch ein Mahl der Gegenwart froh wird, ohne ängstliches Horchen und Zählen der
aufhelfen, den Durchbruch der innern Flamme begünſtigen will, wird Geiſt und Herzen bald vernehmlich. Wie wenig Menſchen kennen der Perlen wahren Werth, und der Edelſteine Schatz? Doch des Herzens Pochen, der Wan¬ ge Röthen, des Auges Holdlächeln, und das Rinnen der Zähren, verſteht auch der wildeſte Wilde. Mit Zeichen beginnt, mit Zeichen en¬ det die Sprache. Eine Sprache, die tiefer ein¬ dringt, als jede Rede, die ſtumm mehr ſagt als die höchſte Beredtſamkeit: Denn in den wichtig¬ ſten Augenblicken iſt ſelten der Verſtand, deſto häufiger das Herz des Menſchen Schutzgeiſt. Der Verſtand rüſtet ein Kriegesheer im Frieden; in der Entſcheidung aber ſiegt und unterliegt nur das Herz.
Feſtlichkeit iſt Erheben über das gemeine Leben, Herauskommen aus der Alltäglichkeit, Entfeſſelung des Geiſtes von leiblichen Unter¬ drückungen, Abſpannung des Körpers von der Frohnarbeit, Befreiung des Herzens von Da¬ ſeinsſorgen, Verſuch die Daſeinsbürden abzula¬ ſten: Überhaupt ein Erhohlungsleben, wo der Menſch doch ein Mahl der Gegenwart froh wird, ohne ängſtliches Horchen und Zählen der
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aufhelfen, den Durchbruch der innern Flamme
begünſtigen will, wird Geiſt und Herzen bald
vernehmlich. Wie wenig Menſchen kennen der
Perlen wahren Werth, und der Edelſteine
Schatz? Doch des Herzens Pochen, der Wan¬
ge Röthen, des Auges Holdlächeln, und das
Rinnen der Zähren, verſteht auch der wildeſte
Wilde. Mit Zeichen beginnt, mit Zeichen en¬
det die Sprache. Eine Sprache, die tiefer ein¬
dringt, als jede Rede, die ſtumm mehr ſagt als
die höchſte Beredtſamkeit: Denn in den wichtig¬
ſten Augenblicken iſt ſelten der Verſtand, deſto
häufiger das Herz des Menſchen Schutzgeiſt.
Der Verſtand rüſtet ein Kriegesheer im Frieden;
in der Entſcheidung aber ſiegt und unterliegt nur
das Herz.
Feſtlichkeit iſt Erheben über das gemeine
Leben, Herauskommen aus der Alltäglichkeit,
Entfeſſelung des Geiſtes von leiblichen Unter¬
drückungen, Abſpannung des Körpers von der
Frohnarbeit, Befreiung des Herzens von Da¬
ſeinsſorgen, Verſuch die Daſeinsbürden abzula¬
ſten: Überhaupt ein Erhohlungsleben, wo der
Menſch doch ein Mahl der Gegenwart froh
wird, ohne ängſtliches Horchen und Zählen der
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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