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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Schrift-linge lohne man aus wie Alexander
der Macedonier.

Gehören nicht Wieland's sämmtliche Wer¬
ke, sämmtlichen Völkern? Könnte der Oberon
nicht in jeder beliebigen reimenden Sprache
sein? Einst müssen alle in die Welt geschickten
Büchermißgeburten im Stillen aufgekauft wer¬
den, wie falsches Geld eingewechselt wird.
-- Ein ungerathener Sohn, der sich seiner Äl¬
tern schämt! Verflucht der Schriftsteller, der sein
Volksthum vor dem Auslande schmäht!


6. Hinblick auf Preußen und Oestreich.

Als Deutsches Mitvolk hatten wir Preußen
sonst Mitrechte an Alles Deutsche. Wenn wir
aber (durch Macht und Gewalt unabänderlicher
Ereignisse) Abgeschiedene werden von aller Ver¬
bindung mit den Blutsverwandten, für uns al¬
lein sein sollen: So müssen wir auch wieder et¬
was für uns allein haben. Gleims Lieder
eines Preußischen Grenadiers könnten doch wohl
überall sein. Von Seiten des Geschmacks hat
sie Herder gewürdigt, nun versuche der Staats¬
mann sie ins Leben einzuführen. Dann müssen

Schrift-linge lohne man aus wie Alexander
der Macedonier.

Gehören nicht Wieland’s ſämmtliche Wer¬
ke, ſämmtlichen Völkern? Könnte der Oberon
nicht in jeder beliebigen reimenden Sprache
ſein? Einſt müſſen alle in die Welt geſchickten
Büchermißgeburten im Stillen aufgekauft wer¬
den, wie falſches Geld eingewechſelt wird.
— Ein ungerathener Sohn, der ſich ſeiner Äl¬
tern ſchämt! Verflucht der Schriftſteller, der ſein
Volksthum vor dem Auslande ſchmäht!


6. Hinblick auf Preußen und Oeſtreich.

Als Deutſches Mitvolk hatten wir Preußen
ſonſt Mitrechte an Alles Deutſche. Wenn wir
aber (durch Macht und Gewalt unabänderlicher
Ereigniſſe) Abgeſchiedene werden von aller Ver¬
bindung mit den Blutsverwandten, für uns al¬
lein ſein ſollen: So müſſen wir auch wieder et¬
was für uns allein haben. Gleims Lieder
eines Preußiſchen Grenadiers könnten doch wohl
überall ſein. Von Seiten des Geſchmacks hat
ſie Herder gewürdigt, nun verſuche der Staats¬
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[399/0429] 399 Schrift-linge lohne man aus wie Alexander der Macedonier. Gehören nicht Wieland’s ſämmtliche Wer¬ ke, ſämmtlichen Völkern? Könnte der Oberon nicht in jeder beliebigen reimenden Sprache ſein? Einſt müſſen alle in die Welt geſchickten Büchermißgeburten im Stillen aufgekauft wer¬ den, wie falſches Geld eingewechſelt wird. — Ein ungerathener Sohn, der ſich ſeiner Äl¬ tern ſchämt! Verflucht der Schriftſteller, der ſein Volksthum vor dem Auslande ſchmäht! 6. Hinblick auf Preußen und Oeſtreich. Als Deutſches Mitvolk hatten wir Preußen ſonſt Mitrechte an Alles Deutſche. Wenn wir aber (durch Macht und Gewalt unabänderlicher Ereigniſſe) Abgeſchiedene werden von aller Ver¬ bindung mit den Blutsverwandten, für uns al¬ lein ſein ſollen: So müſſen wir auch wieder et¬ was für uns allein haben. Gleims Lieder eines Preußiſchen Grenadiers könnten doch wohl überall ſein. Von Seiten des Geſchmacks hat ſie Herder gewürdigt, nun verſuche der Staats¬ mann ſie ins Leben einzuführen. Dann müſſen

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/429>, abgerufen am 22.11.2024.