Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.dieser bekam von Generalchirurgus Theden in Berlin einen Brief, Ich möchte dich bald sehen: denn iezt haben wir viele Materie, eh'10 War mein Manuskript schon beim Keyser in Erfurt? (Ein gewisser nochlebender Jude in Bayreuth wurde einmal von In Schwarzenbach sagte man, eh' du deinen lezten Brief schriebst,20 N. S. Die Weinertin hat wieder geschrieben, ich weis sie mit nichts 97. An Pfarrer Vogel in Rehau.[167] Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr, 30Hochzuverehrender Herr, Die Christen des vierten Jahrhunderts (und noch iezt thun es die *) Dieser Jude hat sonderbare Einfälle: z. B. da einmal in ein Gericht lauter
iunge Räthe kamen, hies er es das iüngste Gericht. dieſer bekam von Generalchirurgus Theden in Berlin einen Brief, Ich möchte dich bald ſehen: denn iezt haben wir viele Materie, eh’10 War mein Manuſkript ſchon beim Keyſer in Erfurt? (Ein gewiſſer nochlebender Jude in Bayreuth wurde einmal von In Schwarzenbach ſagte man, eh’ du deinen lezten Brief ſchriebſt,20 N. S. Die Weinertin hat wieder geſchrieben, ich weis ſie mit nichts 97. An Pfarrer Vogel in Rehau.[167] Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr, 30Hochzuverehrender Herr, Die Chriſten des vierten Jahrhunderts (und noch iezt thun es die *) Dieſer Jude hat ſonderbare Einfälle: z. B. da einmal in ein Gericht lauter
iunge Räthe kamen, hies er es das iüngſte Gericht. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="157"/> dieſer bekam von Generalchirurgus Theden in Berlin einen Brief,<lb/> worin ihm gerathen wird, ſich iene vortrefliche, von einem wahren<lb/> Adepten geſchriebene und mit wichtigen Beobachtungen gezierte Ab-<lb/> handlung anzuſchaffen. Wenn ich mit dir ſelbſt ſprechen werde: ſolſt<lb/> du noch mehr Anekdoten von ihm erfahren, welche die gegenwärtige<lb n="5"/> nur alzu glaublich machen. — Übrigens marterte ihn ſeine Frau mit<lb/> der Furie der Eiferſucht: auch wolte er ſie einmal prügeln. Mich dünkt,<lb/> die Wahrheit von dieſem allen mus iedem einleuchten, der auch nur<lb/> ein wenig leichtgläubig iſt.</p><lb/> <p>Ich möchte dich bald ſehen: denn iezt haben wir viele Materie, eh’<lb n="10"/> wir uns <hi rendition="#g">aus</hi> reden. — Der Seiler hat mir nur 1. Brief geſchrieben.<lb/> Ich hoffe, meine Leute ſchikken ihm ſeine rechten Bücher. —</p><lb/> <p>War mein Manuſkript ſchon beim Keyſer in Erfurt?</p><lb/> <p>(Ein gewiſſer nochlebender Jude in Bayreuth wurde einmal von<lb/> einem Konſiſtorialrath mit der Erdichtung aufgezogen: „die Türken<lb n="15"/> „hätten viel verloren, und um ſich eine höhere Gunſt zu verſchaffen,<lb/> „opferten ſie und zwar allezeit einen Juden und einen Eſel mit ein-<lb/> „ander.“ Der Jude antwortete: „es iſt für uns alle <hi rendition="#g">beide</hi> gut, daß<lb/> „wir nicht dort ſind.“<note place="foot" n="*)">Dieſer Jude hat ſonderbare Einfälle: z. B. da einmal in ein Gericht lauter<lb/> iunge Räthe kamen, hies er es das <hi rendition="#g">iüngſte</hi> Gericht.</note>)</p><lb/> <p>In Schwarzenbach ſagte man, eh’ du deinen lezten Brief ſchriebſt,<lb n="20"/> daß du tod wäreſt: welches ich aber wol nicht glaube, weil du davon in<lb/> deinem lezten mit keinem Worte redeſt; indeſſen könteſt du doch in<lb/> deinem künftigen nur ein Paar Worte über den Werth ienes Ge-<lb/> rüchtes verlieren. — Lebe wol lieber Geplagter und erſcheine oder<lb/> ſchreibe bald deinem Freund R.<lb n="25"/> </p> <postscript> <p>N. S. Die Weinertin hat wieder geſchrieben, ich weis ſie mit nichts<lb/> zu beſänftigen.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>97. An <hi rendition="#g">Pfarrer Vogel in Rehau.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd#_167">[167]</ref></note></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr,<lb/> Hochzuverehrender Herr,</hi> </salute> </opener> <lb n="30"/> <p>Die Chriſten des vierten Jahrhunderts (und noch iezt thun es die<lb/> griechiſchen) löſchten in der Vigilie vor Oſtern alle Lichter aus und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0181]
dieſer bekam von Generalchirurgus Theden in Berlin einen Brief,
worin ihm gerathen wird, ſich iene vortrefliche, von einem wahren
Adepten geſchriebene und mit wichtigen Beobachtungen gezierte Ab-
handlung anzuſchaffen. Wenn ich mit dir ſelbſt ſprechen werde: ſolſt
du noch mehr Anekdoten von ihm erfahren, welche die gegenwärtige 5
nur alzu glaublich machen. — Übrigens marterte ihn ſeine Frau mit
der Furie der Eiferſucht: auch wolte er ſie einmal prügeln. Mich dünkt,
die Wahrheit von dieſem allen mus iedem einleuchten, der auch nur
ein wenig leichtgläubig iſt.
Ich möchte dich bald ſehen: denn iezt haben wir viele Materie, eh’ 10
wir uns aus reden. — Der Seiler hat mir nur 1. Brief geſchrieben.
Ich hoffe, meine Leute ſchikken ihm ſeine rechten Bücher. —
War mein Manuſkript ſchon beim Keyſer in Erfurt?
(Ein gewiſſer nochlebender Jude in Bayreuth wurde einmal von
einem Konſiſtorialrath mit der Erdichtung aufgezogen: „die Türken 15
„hätten viel verloren, und um ſich eine höhere Gunſt zu verſchaffen,
„opferten ſie und zwar allezeit einen Juden und einen Eſel mit ein-
„ander.“ Der Jude antwortete: „es iſt für uns alle beide gut, daß
„wir nicht dort ſind.“ *))
In Schwarzenbach ſagte man, eh’ du deinen lezten Brief ſchriebſt, 20
daß du tod wäreſt: welches ich aber wol nicht glaube, weil du davon in
deinem lezten mit keinem Worte redeſt; indeſſen könteſt du doch in
deinem künftigen nur ein Paar Worte über den Werth ienes Ge-
rüchtes verlieren. — Lebe wol lieber Geplagter und erſcheine oder
ſchreibe bald deinem Freund R. 25
N. S. Die Weinertin hat wieder geſchrieben, ich weis ſie mit nichts
zu beſänftigen.
97. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr,
Hochzuverehrender Herr, 30
Die Chriſten des vierten Jahrhunderts (und noch iezt thun es die
griechiſchen) löſchten in der Vigilie vor Oſtern alle Lichter aus und
*) Dieſer Jude hat ſonderbare Einfälle: z. B. da einmal in ein Gericht lauter
iunge Räthe kamen, hies er es das iüngſte Gericht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |