Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.nicht länger als seine Pazienten -- wechselten Kugeln, um das Blei [Ende Sept.?] -- ich wil dich aus dem göttinger Ton in den höfer transponiren und Er sagte, Lufttheilgen könten in Feuertheilgen stekken -- welches aber 282. An A. G. Meißner in Prag. Hof den 26 Mai 1789.Wolgeborner Herr, Hochzuverehrender Herr Professor, Wenn Sie mir ein Manuskript geliehen hätten: so würd' ichs Ihnen35 nicht länger als ſeine Pazienten — wechſelten Kugeln, um das Blei [Ende Sept.?] — ich wil dich aus dem göttinger Ton in den höfer transponiren und Er ſagte, Lufttheilgen könten in Feuertheilgen ſtekken — welches aber 282. An A. G. Meißner in Prag. Hof den 26 Mai 1789.Wolgeborner Herr, Hochzuverehrender Herr Profeſſor, Wenn Sie mir ein Manuſkript geliehen hätten: ſo würd’ ichs Ihnen35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div> <p><pb facs="#f0297" n="272"/> nicht länger als ſeine Pazienten — wechſelten Kugeln, um das Blei<lb/> ihrer Köpfe mit noch beſſerm zu legiren — verlor den Finger, den<lb/> Diebe ihm als Diebsfinger mauſen ſolten — Die elaſtiſche Luft wird<lb/> die Federn deiner Seele mehr ſtählen als aller Troſt. Ich habe dir noch<lb/> 100 Sachen zu ſchreiben. Die 101<hi rendition="#sup">te</hi> iſt, daß ich niemand ſo ſehr liebe<lb n="5"/> als dich und mich.</p> </div><lb/> <div> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Ende Sept.?<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>— ich wil dich aus dem göttinger Ton in den höfer transponiren und<lb/> dich mit ganzem Leibe auf einmal in die ſkandalöſe Chronologie hin-<lb/> einwerfen. Wir Höfer ſerviren dir Kaffee und Birnen, die du den<lb n="10"/> folgenden Sprecherinnen abrinden muſt: „Und hier in Hof iſts aus,<lb/> man redet in Geſelſchaft von nichts als von Leuten und das kan nicht<lb/> chriſtlich ſein“ — aber die Nachahmung ekelt mich wie die Anhörung —<lb/> lange zu deinem Lobe geläutet — ſpielte die achſelträgeriſche Rolle, die<lb/> du ausſchlugſt — hat ſich ehelich anaſtomoſirt — da ich dem Otto<lb n="15"/> nicht abläugnen konte, daß der Menſch wie ein ungebundenes Buch<lb/> ohne ſilberne Beſchlag Klauſuren nicht geleſen wird .. Es iſt aber das<lb/> eben ſo närriſch als das, was eben ums Äquinokzium ein Namensvetter<lb/> von mir that, der ſeinen ſeit<metamark>[</metamark>her<metamark>]</metamark> bindeloſen Hals wieder eingeſchnürt<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_287">[287]</ref></note>und ſeinen Kopf aus einem Haarkometen in einen Schwanzkometen<lb n="20"/> umgeformt. Beide <metamark>[?]</metamark> Richter danken Got und dir, daß du nicht da<lb/> biſt, weil du ihnen dieſe Überſezung des Leibes aus dem Engliſchen<lb/> ins Vogtländiſche mit Händen und Zunge ſauer gemacht hätteſt — daß<lb/> Hume nur kurz vor ſeinem Tod Maien-Lorbeerbäume vor ſeine Thür<lb/> für ſeine Polyhiſtorie und Polygraphie bekam. —<lb n="25"/> </p> <p>Er ſagte, Lufttheilgen könten in Feuertheilgen ſtekken — welches aber<lb/> eine gelindere Auslegung leidet. Denn da die Seele aus Feuer und<lb/> nach Neuern aus Elektrizität beſteht und ſeine ſo viel Luft befaſſet:<lb/> ſo mus das gröbere Feuer noch leichter welche haben können. .. Gönne<lb/> dich deinem Freunde ꝛc.<lb n="30"/> </p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>282. An A. G. <hi rendition="#g">Meißner in Prag.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">Hof den 26 Mai 1789.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Wolgeborner Herr,<lb/> Hochzuverehrender Herr Profeſſor,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Wenn Sie mir ein Manuſkript geliehen hätten: ſo würd’ ichs Ihnen<lb n="35"/> ſchwerlich wieder geben; ich dürfte Ihnen dieſes Depoſitum vielleicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [272/0297]
nicht länger als ſeine Pazienten — wechſelten Kugeln, um das Blei
ihrer Köpfe mit noch beſſerm zu legiren — verlor den Finger, den
Diebe ihm als Diebsfinger mauſen ſolten — Die elaſtiſche Luft wird
die Federn deiner Seele mehr ſtählen als aller Troſt. Ich habe dir noch
100 Sachen zu ſchreiben. Die 101te iſt, daß ich niemand ſo ſehr liebe 5
als dich und mich.
[Ende Sept.?]
— ich wil dich aus dem göttinger Ton in den höfer transponiren und
dich mit ganzem Leibe auf einmal in die ſkandalöſe Chronologie hin-
einwerfen. Wir Höfer ſerviren dir Kaffee und Birnen, die du den 10
folgenden Sprecherinnen abrinden muſt: „Und hier in Hof iſts aus,
man redet in Geſelſchaft von nichts als von Leuten und das kan nicht
chriſtlich ſein“ — aber die Nachahmung ekelt mich wie die Anhörung —
lange zu deinem Lobe geläutet — ſpielte die achſelträgeriſche Rolle, die
du ausſchlugſt — hat ſich ehelich anaſtomoſirt — da ich dem Otto 15
nicht abläugnen konte, daß der Menſch wie ein ungebundenes Buch
ohne ſilberne Beſchlag Klauſuren nicht geleſen wird .. Es iſt aber das
eben ſo närriſch als das, was eben ums Äquinokzium ein Namensvetter
von mir that, der ſeinen ſeit[her] bindeloſen Hals wieder eingeſchnürt
und ſeinen Kopf aus einem Haarkometen in einen Schwanzkometen 20
umgeformt. Beide [?] Richter danken Got und dir, daß du nicht da
biſt, weil du ihnen dieſe Überſezung des Leibes aus dem Engliſchen
ins Vogtländiſche mit Händen und Zunge ſauer gemacht hätteſt — daß
Hume nur kurz vor ſeinem Tod Maien-Lorbeerbäume vor ſeine Thür
für ſeine Polyhiſtorie und Polygraphie bekam. — 25
[287] Er ſagte, Lufttheilgen könten in Feuertheilgen ſtekken — welches aber
eine gelindere Auslegung leidet. Denn da die Seele aus Feuer und
nach Neuern aus Elektrizität beſteht und ſeine ſo viel Luft befaſſet:
ſo mus das gröbere Feuer noch leichter welche haben können. .. Gönne
dich deinem Freunde ꝛc. 30
282. An A. G. Meißner in Prag.
Hof den 26 Mai 1789.
Wolgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Profeſſor,
Wenn Sie mir ein Manuſkript geliehen hätten: ſo würd’ ichs Ihnen 35
ſchwerlich wieder geben; ich dürfte Ihnen dieſes Depoſitum vielleicht
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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