schriebenen Versicherung anlangten, daß ich nichts mehr von Ihnen besässe. Nach einer so oft wiederholten Täuschung wag' ichs kaum [zu versichern], daß die Bücherlieferung die lezte sei; sie mag aber die lezte oder die vorlezte sein, so wird [mir] niemand zumuthen erst zu- zuschwören, daß ich und meine Bekanten Bücher zu lesen und nicht zu5 stehlen pflegen.
302. An Christian von Oerthel in Töpen.[296]
[Kopie][Hof, 12. Febr. 1790]
O toi qui as ecrit ce Pro Memoria, tu as oublie ton ami, ton frere, tes promesses, mes esperances et peut-etre plus que cela:10 o ton frere, pourquoi ne peut-il elever sa main pourrie de son tombeau et t'exhorter a l'imiter?
303. An Archenholz.
[Kopie][Hof, 15. Febr. 1790]
Ich schikte Ihnen mein Manuskript mit einer Bitte und einer Ent-15 schuldigung .. weil zweitens nichts so ängstlich närrisch ist als ein Autor, der ein Mspt. auf Reisen geschikt, das er nicht abgeschrieben .. Die Entschuldigung ist ein Brief von Ihnen ... daß ich in Ihre Geschäfte, die dem Publikum nüzen, solche menge, die nur mir nüzen, und Sie könten mit dem iure trium liberorum alle [?] Vormund-20 schaft ablehnen. .. Ich wünschte, Sie gäben Ihrem Briefe eine 1 oder 2 sylbige Rezension meines theatralischen Ablegers mit .. ich wünschte, meine Wünsche würden in 2 Posttagen realisiert .. was wünscht' ich nicht; z. B. auch das, etc.
304. An Joseph Haas in Göttingen.25
[Kopie][Hof, 16. Febr. 1790]
Da Sie der Freund meines Freundes sind: so macht uns der ge- meinschaftliche Verlust vertraut; und ich liebe Sie deswegen, ohne Sie zu kennen und Sie werden mir meine Bitte gewähren, ohne mich zu kennen. Es ist eine traurige Bitte: wie ein Abgebranter um den30 Aschenhaufen geht und die geretteten Überbleibsel seiner vorigen Freuden auf lieset: so such' ich das zusammen was ... ein solcher Kopf und ein solches Herz treffen sich selten zusammen und den Wissen- schaften wird iener und der Freundschaft dieses sobald nicht geboren .. Ich wünsche, daß Sie keinen Verlust wie ich erleben werden.35
ſchriebenen Verſicherung anlangten, daß ich nichts mehr von Ihnen beſäſſe. Nach einer ſo oft wiederholten Täuſchung wag’ ichs kaum [zu verſichern], daß die Bücherlieferung die lezte ſei; ſie mag aber die lezte oder die vorlezte ſein, ſo wird [mir] niemand zumuthen erſt zu- zuſchwören, daß ich und meine Bekanten Bücher zu leſen und nicht zu5 ſtehlen pflegen.
302. An Chriſtian von Oerthel in Töpen.[296]
[Kopie][Hof, 12. Febr. 1790]
O toi qui as écrit ce Pro Memoria, tu as oublié ton ami, ton frere, tes promesses, mes espérances et peut-être plus que cela:10 o ton frere, pourquoi ne peut-il élever sa main pourrie de son tombeau et t’exhorter à l’imiter?
303. An Archenholz.
[Kopie][Hof, 15. Febr. 1790]
Ich ſchikte Ihnen mein Manuſkript mit einer Bitte und einer Ent-15 ſchuldigung .. weil zweitens nichts ſo ängſtlich närriſch iſt als ein Autor, der ein Mſpt. auf Reiſen geſchikt, das er nicht abgeſchrieben .. Die Entſchuldigung iſt ein Brief von Ihnen … daß ich in Ihre Geſchäfte, die dem Publikum nüzen, ſolche menge, die nur mir nüzen, und Sie könten mit dem iure trium liberorum alle [?] Vormund-20 ſchaft ablehnen. .. Ich wünſchte, Sie gäben Ihrem Briefe eine 1 oder 2 ſylbige Rezenſion meines theatraliſchen Ablegers mit .. ich wünſchte, meine Wünſche würden in 2 Poſttagen realiſiert .. was wünſcht’ ich nicht; z. B. auch das, ꝛc.
304. An Joſeph Haas in Göttingen.25
[Kopie][Hof, 16. Febr. 1790]
Da Sie der Freund meines Freundes ſind: ſo macht uns der ge- meinſchaftliche Verluſt vertraut; und ich liebe Sie deswegen, ohne Sie zu kennen und Sie werden mir meine Bitte gewähren, ohne mich zu kennen. Es iſt eine traurige Bitte: wie ein Abgebranter um den30 Aſchenhaufen geht und die geretteten Überbleibſel ſeiner vorigen Freuden auf lieſet: ſo ſuch’ ich das zuſammen was … ein ſolcher Kopf und ein ſolches Herz treffen ſich ſelten zuſammen und den Wiſſen- ſchaften wird iener und der Freundſchaft dieſes ſobald nicht geboren .. Ich wünſche, daß Sie keinen Verluſt wie ich erleben werden.35
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verſichern], daß die Bücherlieferung die lezte ſei; ſie mag aber die
lezte oder die vorlezte ſein, ſo wird [mir] niemand zumuthen erſt zu-
zuſchwören, daß ich und meine Bekanten Bücher zu leſen und nicht zu 5
ſtehlen pflegen.
302. An Chriſtian von Oerthel in Töpen.
[Hof, 12. Febr. 1790]
O toi qui as écrit ce Pro Memoria, tu as oublié ton ami, ton
frere, tes promesses, mes espérances et peut-être plus que cela: 10
o ton frere, pourquoi ne peut-il élever sa main pourrie de son
tombeau et t’exhorter à l’imiter?
303. An Archenholz.
[Hof, 15. Febr. 1790]
Ich ſchikte Ihnen mein Manuſkript mit einer Bitte und einer Ent- 15
ſchuldigung .. weil zweitens nichts ſo ängſtlich närriſch iſt als ein
Autor, der ein Mſpt. auf Reiſen geſchikt, das er nicht abgeſchrieben ..
Die Entſchuldigung iſt ein Brief von Ihnen … daß ich in Ihre
Geſchäfte, die dem Publikum nüzen, ſolche menge, die nur mir nüzen,
und Sie könten mit dem iure trium liberorum alle [?] Vormund- 20
ſchaft ablehnen. .. Ich wünſchte, Sie gäben Ihrem Briefe eine 1 oder
2 ſylbige Rezenſion meines theatraliſchen Ablegers mit .. ich wünſchte,
meine Wünſche würden in 2 Poſttagen realiſiert .. was wünſcht’ ich
nicht; z. B. auch das, ꝛc.
304. An Joſeph Haas in Göttingen. 25
[Hof, 16. Febr. 1790]
Da Sie der Freund meines Freundes ſind: ſo macht uns der ge-
meinſchaftliche Verluſt vertraut; und ich liebe Sie deswegen, ohne
Sie zu kennen und Sie werden mir meine Bitte gewähren, ohne mich
zu kennen. Es iſt eine traurige Bitte: wie ein Abgebranter um den 30
Aſchenhaufen geht und die geretteten Überbleibſel ſeiner vorigen
Freuden auf lieſet: ſo ſuch’ ich das zuſammen was … ein ſolcher Kopf
und ein ſolches Herz treffen ſich ſelten zuſammen und den Wiſſen-
ſchaften wird iener und der Freundſchaft dieſes ſobald nicht geboren ..
Ich wünſche, daß Sie keinen Verluſt wie ich erleben werden. 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/306>, abgerufen am 16.02.2025.
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