Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Was ist der Grund dieser Empfindungen? Hätten Sie diese Frage nicht 320. An A. G. von Spangenberg in Venzka.15 [Kopie][Schwarzenbach, 11. Mai 1790]Warum lassen wir uns durch unsre Geschäfte und unsre Freuden 321. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach. [Kopie][Schwarzenbach, 19. Mai 1790]30Nach dem Essen, nicht nach Ihrem sondern nach dem Klöterschen, Was iſt der Grund dieſer Empfindungen? Hätten Sie dieſe Frage nicht 320. An A. G. von Spangenberg in Venzka.15 [Kopie][Schwarzenbach, 11. Mai 1790]Warum laſſen wir uns durch unſre Geſchäfte und unſre Freuden 321. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach. [Kopie][Schwarzenbach, 19. Mai 1790]30Nach dem Eſſen, nicht nach Ihrem ſondern nach dem Klöterſchen, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div> <p><pb facs="#f0319" n="293"/> Was iſt der Grund dieſer Empfindungen? Hätten Sie dieſe Frage nicht<lb/> an mich gethan: ſo thät’ ich ſie an Sie. Ich dachte ſonſt, dieſe feineren<lb/> Empfindungen ſtammen von einer lebhaften Phantaſie ab, weil mit<lb/> der Lebhaftigkeit des dargeſtelten Gegenſtandes auch die ſeines Eindruks<lb/> wachſen mus. Auch beweiſet die Erfahrung die Union der feineren<lb n="5"/> Empfindungen mit der lebhaften Phantaſie. Aber wenn ich wieder von<lb/> der lezteren den Grund aufſuchte, den man mit noch mehr Recht in<lb/> ſtärkere Empfindungen ſezt, deren Wiederholung die Phantaſie iſt und<lb/> von deren Stärke alſo die leztere kömt: ſo fiel mir erſt ein, daß welchen<lb/> Grund ich auch fände, doch dieſer einen neuen zur Erklärung fodern<lb n="10"/> würde und daß die Antwort eine Frage gebährte — Die Einkleidung<lb/> dieſer Gedanken gleicht dem Anzug, in dem die Leute bei einer Feuers-<lb/> brunſt herumirren. Antworten Sie mir ſo ſchnel wie der König in<lb/> Preuſſen ſeinen Unterthanen.</p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>320. An A. G. <hi rendition="#g">von Spangenberg in Venzka.</hi><lb n="15"/> </head> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, 11. Mai 1790<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Warum laſſen wir uns durch unſre Geſchäfte und unſre Freuden<lb/> von einander abſondern? Ich hätte längſt ſchreiben und Sie längſt<lb/> kommen ſollen und Sie dürfen ſich weder durch iene noch ich mich durch<lb/> dieſe rechtfertigen. — Apoſteltag iſt ein Intermezzoſontag — Sie<lb n="20"/> könten ſo gut kommen wie der Komet; daß Sie ſich von Ihrer Sonne<lb/> in Seebach bis nach Hof verklettern könten! — So oft ich den Himmel,<lb/> der über uns aufgeſchloſſen iſt, ſehe, ſo denk’ ich an Sie und Ihr Glük,<lb/> Eine Sonne mehr zu haben. Wenn wird für mich armen Auswähler<lb/> aus teufliſchen Papieren und engliſchen Frauenzimmern eine Stern-<lb n="25"/> ſchnuppe niederſchieſſen? — iſt nicht ſo ordentlich als die ich hier zum<note place="right"><ref target="1922_Bd#_309">[309]</ref></note><lb/> 2<hi rendition="#sup">ten</hi> male auf dieſem Blatte, und zum erſten auf dieſer Seite um Ver-<lb/> zeihung bitte.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>321. An <hi rendition="#g">Pfarrer Völkel in Schwarzenbach.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, 19. Mai 1790<metamark>]</metamark></hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Nach dem Eſſen, nicht nach Ihrem ſondern nach dem Klöterſchen,<lb/> ſeh’ ich Sie und das Petſchaft. Wär’ es gar zu abſcheulich: ſo würd’<lb/> ich Sie bitten es mir zu ſchenken, ich würd’ es ſo lange führen als ich<lb/> die Feder führte — Das Wetter wird von Toaldo wieder zu mir über-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [293/0319]
Was iſt der Grund dieſer Empfindungen? Hätten Sie dieſe Frage nicht
an mich gethan: ſo thät’ ich ſie an Sie. Ich dachte ſonſt, dieſe feineren
Empfindungen ſtammen von einer lebhaften Phantaſie ab, weil mit
der Lebhaftigkeit des dargeſtelten Gegenſtandes auch die ſeines Eindruks
wachſen mus. Auch beweiſet die Erfahrung die Union der feineren 5
Empfindungen mit der lebhaften Phantaſie. Aber wenn ich wieder von
der lezteren den Grund aufſuchte, den man mit noch mehr Recht in
ſtärkere Empfindungen ſezt, deren Wiederholung die Phantaſie iſt und
von deren Stärke alſo die leztere kömt: ſo fiel mir erſt ein, daß welchen
Grund ich auch fände, doch dieſer einen neuen zur Erklärung fodern 10
würde und daß die Antwort eine Frage gebährte — Die Einkleidung
dieſer Gedanken gleicht dem Anzug, in dem die Leute bei einer Feuers-
brunſt herumirren. Antworten Sie mir ſo ſchnel wie der König in
Preuſſen ſeinen Unterthanen.
320. An A. G. von Spangenberg in Venzka. 15
[Schwarzenbach, 11. Mai 1790]
Warum laſſen wir uns durch unſre Geſchäfte und unſre Freuden
von einander abſondern? Ich hätte längſt ſchreiben und Sie längſt
kommen ſollen und Sie dürfen ſich weder durch iene noch ich mich durch
dieſe rechtfertigen. — Apoſteltag iſt ein Intermezzoſontag — Sie 20
könten ſo gut kommen wie der Komet; daß Sie ſich von Ihrer Sonne
in Seebach bis nach Hof verklettern könten! — So oft ich den Himmel,
der über uns aufgeſchloſſen iſt, ſehe, ſo denk’ ich an Sie und Ihr Glük,
Eine Sonne mehr zu haben. Wenn wird für mich armen Auswähler
aus teufliſchen Papieren und engliſchen Frauenzimmern eine Stern- 25
ſchnuppe niederſchieſſen? — iſt nicht ſo ordentlich als die ich hier zum
2ten male auf dieſem Blatte, und zum erſten auf dieſer Seite um Ver-
zeihung bitte.
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321. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach.
[Schwarzenbach, 19. Mai 1790] 30
Nach dem Eſſen, nicht nach Ihrem ſondern nach dem Klöterſchen,
ſeh’ ich Sie und das Petſchaft. Wär’ es gar zu abſcheulich: ſo würd’
ich Sie bitten es mir zu ſchenken, ich würd’ es ſo lange führen als ich
die Feder führte — Das Wetter wird von Toaldo wieder zu mir über-
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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