Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

Bild:
<< vorherige Seite

gehen. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Malzeit d. h. zu gesegnetem
Brod keinen [?] gesegneten Kelch, der der Verdauung [schadet,]
welches die Kelchberauber wol wissen.

322. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach.
[Kopie]5

Da er iüdisch gestochen ([du] solst dir kein Gleichnis machen) so wil
ich iüdisch mit ihm handeln und Ihnen stat dem Verdrus einige
Groschen ersparen.

323. An Christian Otto.
Lieber Otto
10

Wenn am Mitwoche die Postmeisterin kömt: so thust du mir den
grösten Tort, wenn du -- ausbleibst und nicht fähig bist, Hof einen
Wochentag zu entbehren, da ichs war, es einen Sontag zu entbehren.
Du soltest 10,000 Vergnügungen hier "haussen" haben, wenigstens
ein halbes Vergnügen über die patriarchalische Einfalt meiner Stube15
und über den Troglodyten selbst. Ich begleitete dich dan zurük bis an
meine Hausthüre und bis an -- deine.

Als Rükfracht erwart' ich den ersten Schiffer oder den Gibbon oder
den Möser oder andere, von der disciplina arcani plombierte,
Novitäten oder stat dieser Oder lauter Und's -- ein Gedanke in den20
ich wie in einen Himmel hineinsehe.

-- Schreib mir auch einmal und las es deinen Albrecht auch thun
-- blos damit ich euere wahre Hand sehe und sie nachmachen lerne
und dan in eurem Namen Briefe an mich seze, um mir weis[zu]-
[310]machen, es sei doch noch iemand in der Welt, der an den Richter25
schreibt.

Dein
Freund

[Spaltenumbruch] [Schwarzenbach] den 31 Mai 90 [Sonntag]. [Spaltenumbruch] Richter

N. S. Da euch meine närrische Gestikulazion über die Suspension30
meiner Bücher-Porzionen und Razionen so sehr belustigt: glaubt ihr
denn nicht, die Gestikulazion über eine unerwartete Überhäufung damit
wäre eben so angenehm wenn nicht angenehmer und neuer? Ich würd'
es probieren. -- Ich wünsche, daß ihr beide nur solche wizige Einfälle

gehen. Ich wünſche Ihnen eine geſegnete Malzeit d. h. zu geſegnetem
Brod keinen [?] geſegneten Kelch, der der Verdauung [ſchadet,]
welches die Kelchberauber wol wiſſen.

322. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach.
[Kopie]5

Da er iüdiſch geſtochen ([du] ſolſt dir kein Gleichnis machen) ſo wil
ich iüdiſch mit ihm handeln und Ihnen ſtat dem Verdrus einige
Groſchen erſparen.

323. An Chriſtian Otto.
Lieber Otto
10

Wenn am Mitwoche die Poſtmeiſterin kömt: ſo thuſt du mir den
gröſten Tort, wenn du — ausbleibſt und nicht fähig biſt, Hof einen
Wochentag zu entbehren, da ichs war, es einen Sontag zu entbehren.
Du ſolteſt 10,000 Vergnügungen hier „hauſſen“ haben, wenigſtens
ein halbes Vergnügen über die patriarchaliſche Einfalt meiner Stube15
und über den Troglodyten ſelbſt. Ich begleitete dich dan zurük bis an
meine Hausthüre und bis an — deine.

Als Rükfracht erwart’ ich den erſten Schiffer oder den Gibbon oder
den Möſer oder andere, von der disciplina arcani plombierte,
Novitäten oder ſtat dieſer Oder lauter Und’s — ein Gedanke in den20
ich wie in einen Himmel hineinſehe.

— Schreib mir auch einmal und las es deinen Albrecht auch thun
— blos damit ich euere wahre Hand ſehe und ſie nachmachen lerne
und dan in eurem Namen Briefe an mich ſeze, um mir weis[zu]-
[310]machen, es ſei doch noch iemand in der Welt, der an den Richter25
ſchreibt.

Dein
Freund

[Spaltenumbruch] [Schwarzenbach] den 31 Mai 90 [Sonntag]. [Spaltenumbruch] Richter

N. S. Da euch meine närriſche Geſtikulazion über die Suſpenſion30
meiner Bücher-Porzionen und Razionen ſo ſehr beluſtigt: glaubt ihr
denn nicht, die Geſtikulazion über eine unerwartete Überhäufung damit
wäre eben ſo angenehm wenn nicht angenehmer und neuer? Ich würd’
es probieren. — Ich wünſche, daß ihr beide nur ſolche wizige Einfälle

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0320" n="294"/>
gehen. Ich wün&#x017F;che Ihnen eine ge&#x017F;egnete Malzeit d. h. zu ge&#x017F;egnetem<lb/>
Brod keinen <metamark>[?]</metamark> ge&#x017F;egneten Kelch, der der Verdauung <metamark>[</metamark>&#x017F;chadet,<metamark>]</metamark><lb/>
welches die Kelchberauber wol wi&#x017F;&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>322. An <hi rendition="#g">Pfarrer Völkel in Schwarzenbach.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note>
        <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, 20. Mai 1790<metamark>]</metamark></hi> </dateline>
        <lb n="5"/>
        <p>Da er iüdi&#x017F;ch ge&#x017F;tochen (<metamark>[</metamark>du<metamark>]</metamark> &#x017F;ol&#x017F;t dir kein Gleichnis machen) &#x017F;o wil<lb/>
ich iüdi&#x017F;ch mit ihm handeln und Ihnen &#x017F;tat dem Verdrus einige<lb/>
Gro&#x017F;chen er&#x017F;paren.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>323. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <opener>
          <salute> <hi rendition="#et">Lieber Otto</hi> </salute>
        </opener>
        <lb n="10"/>
        <p>Wenn am Mitwoche die Po&#x017F;tmei&#x017F;terin kömt: &#x017F;o thu&#x017F;t du mir den<lb/>
grö&#x017F;ten Tort, wenn du &#x2014; ausbleib&#x017F;t und nicht fähig bi&#x017F;t, Hof einen<lb/>
Wochentag zu entbehren, da ichs war, es einen Sontag zu entbehren.<lb/>
Du &#x017F;olte&#x017F;t 10,000 Vergnügungen hier &#x201E;hau&#x017F;&#x017F;en&#x201C; haben, wenig&#x017F;tens<lb/>
ein halbes Vergnügen über die patriarchali&#x017F;che Einfalt meiner Stube<lb n="15"/>
und über den Troglodyten &#x017F;elb&#x017F;t. Ich begleitete dich dan zurük bis an<lb/>
meine Hausthüre und bis an &#x2014; deine.</p><lb/>
        <p>Als Rükfracht erwart&#x2019; ich den er&#x017F;ten Schiffer oder den Gibbon oder<lb/>
den Mö&#x017F;er oder andere, von der <hi rendition="#aq">disciplina arcani</hi> plombierte,<lb/>
Novitäten oder &#x017F;tat die&#x017F;er Oder lauter Und&#x2019;s &#x2014; ein Gedanke in den<lb n="20"/>
ich wie in einen Himmel hinein&#x017F;ehe.</p><lb/>
        <p>&#x2014; Schreib mir auch einmal und las es deinen Albrecht auch thun<lb/>
&#x2014; blos damit ich euere wahre Hand &#x017F;ehe und &#x017F;ie nachmachen lerne<lb/>
und dan in eurem Namen Briefe an mich &#x017F;eze, um mir weis<metamark>[</metamark>zu<metamark>]</metamark>-<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_310">[310]</ref></note>machen, es &#x017F;ei doch noch iemand in der Welt, der an den Richter<lb n="25"/>
&#x017F;chreibt.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#et">Dein<lb/>
Freund</hi><lb/>
            <cb/>
            <date> <hi rendition="#left"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach<metamark>]</metamark> den 31 Mai 90 <metamark>[</metamark>Sonntag<metamark>]</metamark>.</hi> </date>
            <cb/> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>N. S. Da euch meine närri&#x017F;che Ge&#x017F;tikulazion über die Su&#x017F;pen&#x017F;ion<lb n="30"/>
meiner Bücher-Porzionen und Razionen &#x017F;o &#x017F;ehr belu&#x017F;tigt: glaubt ihr<lb/>
denn nicht, die Ge&#x017F;tikulazion über eine unerwartete Überhäufung damit<lb/>
wäre eben &#x017F;o angenehm wenn nicht angenehmer und <hi rendition="#g">neuer</hi>? Ich würd&#x2019;<lb/>
es probieren. &#x2014; Ich wün&#x017F;che, daß ihr beide nur &#x017F;olche wizige Einfälle<lb/></p>
        </postscript>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0320] gehen. Ich wünſche Ihnen eine geſegnete Malzeit d. h. zu geſegnetem Brod keinen [?] geſegneten Kelch, der der Verdauung [ſchadet,] welches die Kelchberauber wol wiſſen. 322. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach. [Schwarzenbach, 20. Mai 1790] 5 Da er iüdiſch geſtochen ([du] ſolſt dir kein Gleichnis machen) ſo wil ich iüdiſch mit ihm handeln und Ihnen ſtat dem Verdrus einige Groſchen erſparen. 323. An Chriſtian Otto. Lieber Otto 10 Wenn am Mitwoche die Poſtmeiſterin kömt: ſo thuſt du mir den gröſten Tort, wenn du — ausbleibſt und nicht fähig biſt, Hof einen Wochentag zu entbehren, da ichs war, es einen Sontag zu entbehren. Du ſolteſt 10,000 Vergnügungen hier „hauſſen“ haben, wenigſtens ein halbes Vergnügen über die patriarchaliſche Einfalt meiner Stube 15 und über den Troglodyten ſelbſt. Ich begleitete dich dan zurük bis an meine Hausthüre und bis an — deine. Als Rükfracht erwart’ ich den erſten Schiffer oder den Gibbon oder den Möſer oder andere, von der disciplina arcani plombierte, Novitäten oder ſtat dieſer Oder lauter Und’s — ein Gedanke in den 20 ich wie in einen Himmel hineinſehe. — Schreib mir auch einmal und las es deinen Albrecht auch thun — blos damit ich euere wahre Hand ſehe und ſie nachmachen lerne und dan in eurem Namen Briefe an mich ſeze, um mir weis[zu]- machen, es ſei doch noch iemand in der Welt, der an den Richter 25 ſchreibt. [310] Dein Freund [Schwarzenbach] den 31 Mai 90 [Sonntag]. Richter N. S. Da euch meine närriſche Geſtikulazion über die Suſpenſion 30 meiner Bücher-Porzionen und Razionen ſo ſehr beluſtigt: glaubt ihr denn nicht, die Geſtikulazion über eine unerwartete Überhäufung damit wäre eben ſo angenehm wenn nicht angenehmer und neuer? Ich würd’ es probieren. — Ich wünſche, daß ihr beide nur ſolche wizige Einfälle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/320
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/320>, abgerufen am 21.11.2024.