Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.dafür wichtige Akzidenzien -- wenigstens die Bescheidenheit, die ums 336. An Johanna Wirth in Hof. [Kopie][Schwarzenbach, 25. Aug. 1790]30Vor mir steigt der Mond herauf -- unter mir krazt eine Maus, die dafür wichtige Akzidenzien — wenigſtens die Beſcheidenheit, die ums 336. An Johanna Wirth in Hof. [Kopie][Schwarzenbach, 25. Aug. 1790]30Vor mir ſteigt der Mond herauf — unter mir krazt eine Maus, die <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div> <div> <p><pb facs="#f0332" n="306"/> dafür wichtige Akzidenzien — wenigſtens die Beſcheidenheit, die ums<lb/> Leben kommen mus, wenn ich auch nur ⅓ Ihrer 3 Seiten leſe oder<lb/> glaube. Da man allemal das Lob ſtärker und den Tadel ſchwächer giebt<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_322">[322]</ref></note>als man es genommen ſehen wil: ſo mus ich auf eine ſtarke Ueber-<lb/> treibung Ihres Lobes denken, damit nicht Ihre Beſcheidenheit mit der<lb n="5"/> Uebertreibung zugleich das Wahre wegſubtrahiere. In der That Sie<lb/> ſolten wiſſen, daß Sie der gröſte Linguiſt in den ſlaviſchen und viel-<lb/> leicht ſüdindiſchen Sprachen ſind — Ihre Beleſenheit in den <hi rendition="#aq">actis<lb/> sanctorum</hi> und Martyrologien iſt Ihnen ſelbſt bekant — und ich<lb/> wünſchte, ich wäre kein kleinerer Fechtmeiſter und Talmudiſt als Sie.<lb n="10"/> Dafür beſteh’ ich darauf, daß mirs Ihre Beſcheidenheit unangefochten<lb/> läſſet, wenn ich erſtlich ſie ſelbſt hochachte und liebe — Ihre Kentnis<lb/> der Alten, die wie Weiber mit den Jahren Verehrer einbüſſen — Ihr<lb/><hi rendition="#aq">punctum saliens</hi> unter der linken Bruſt, dem erſt unſer 2<hi rendition="#sup">tes</hi> Leben<lb/> nach dem Tod den ganzen Menſchen gar anbildet — Ihren gefälligen<lb n="15"/> und doch geraden Gang durch <metamark>[</metamark>das<metamark>]</metamark> närriſche verwachſene ſtechende<lb/> Gebüſch des Umgangs <metamark>[?]</metamark> und der Welt <metamark>[?]</metamark> — Ihr feines Ehrgefühl —<lb/> — aber ich verleze Ihres und meines, wenn ich zu ſchreiben fortfahre,<lb/> was blos gedacht zu werden hinlänglich iſt. — Ich unterlieſſe die<lb/> Abhandlung <metamark>[?]</metamark> gar, wenn mir nicht unſre Aehnlichkeit der Denkungs-<lb n="20"/> art auch hier für Begegnung gutſagte — Meine Dividende von den<lb/> Mixturen iſt alles, worunter <hi rendition="#aq">H (spiritus asper)</hi> <metamark>[</metamark>ſteht<metamark>]</metamark>, vermauerte<lb/> Einbauungen in den Text — Ich bin ohne weitere FinalFaxe ꝛc. —<lb/> Da den Juden <metamark>[</metamark>der<metamark>]</metamark> Sabbat nicht zur Erbauung ſondern zur Er-<lb/> holung gegeben iſt und Mich<metamark>[</metamark>aelis<metamark>]</metamark> alle Sabbatregeln aus dem End-<lb n="25"/> zwek des Vergnügens ableitet — da die koptiſchen Chriſten noch iezt<lb/><metamark>[</metamark>den Sabbat feiern:<metamark>]</metamark> ſo wollen wir auch koptiſche Chriſten dieſe<lb/> Woche ſein, wenigſtens von 8—11 Uhr. <hi rendition="#aq">cura ut valeas et scribas.</hi></p> </div> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>336. An <hi rendition="#g">Johanna Wirth in Hof.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, 25. Aug. 1790<metamark>]</metamark></hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Vor mir ſteigt der Mond herauf — unter mir krazt eine Maus, die<lb/> mein Stubenpurſch mit iſt — in mir ſizt das Abendeſſen: es wird alſo<lb/> bei ſo viel Zerſtreuung der Brief kurz und dum genug werden. — der<lb/> rauft ſich ſonſt iede Minute, die es länger ausbleibt, ein Haar mehr<lb/> aus — Ich dachte nicht, daß ich würde umwenden müſſen. — Auf<lb n="35"/> dieſer <metamark>[</metamark>Seite<metamark>]</metamark> wil ich aber nichts ſchreiben als — Apropos ich wünſche<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [306/0332]
dafür wichtige Akzidenzien — wenigſtens die Beſcheidenheit, die ums
Leben kommen mus, wenn ich auch nur ⅓ Ihrer 3 Seiten leſe oder
glaube. Da man allemal das Lob ſtärker und den Tadel ſchwächer giebt
als man es genommen ſehen wil: ſo mus ich auf eine ſtarke Ueber-
treibung Ihres Lobes denken, damit nicht Ihre Beſcheidenheit mit der 5
Uebertreibung zugleich das Wahre wegſubtrahiere. In der That Sie
ſolten wiſſen, daß Sie der gröſte Linguiſt in den ſlaviſchen und viel-
leicht ſüdindiſchen Sprachen ſind — Ihre Beleſenheit in den actis
sanctorum und Martyrologien iſt Ihnen ſelbſt bekant — und ich
wünſchte, ich wäre kein kleinerer Fechtmeiſter und Talmudiſt als Sie. 10
Dafür beſteh’ ich darauf, daß mirs Ihre Beſcheidenheit unangefochten
läſſet, wenn ich erſtlich ſie ſelbſt hochachte und liebe — Ihre Kentnis
der Alten, die wie Weiber mit den Jahren Verehrer einbüſſen — Ihr
punctum saliens unter der linken Bruſt, dem erſt unſer 2tes Leben
nach dem Tod den ganzen Menſchen gar anbildet — Ihren gefälligen 15
und doch geraden Gang durch [das] närriſche verwachſene ſtechende
Gebüſch des Umgangs [?] und der Welt [?] — Ihr feines Ehrgefühl —
— aber ich verleze Ihres und meines, wenn ich zu ſchreiben fortfahre,
was blos gedacht zu werden hinlänglich iſt. — Ich unterlieſſe die
Abhandlung [?] gar, wenn mir nicht unſre Aehnlichkeit der Denkungs- 20
art auch hier für Begegnung gutſagte — Meine Dividende von den
Mixturen iſt alles, worunter H (spiritus asper) [ſteht], vermauerte
Einbauungen in den Text — Ich bin ohne weitere FinalFaxe ꝛc. —
Da den Juden [der] Sabbat nicht zur Erbauung ſondern zur Er-
holung gegeben iſt und Mich[aelis] alle Sabbatregeln aus dem End- 25
zwek des Vergnügens ableitet — da die koptiſchen Chriſten noch iezt
[den Sabbat feiern:] ſo wollen wir auch koptiſche Chriſten dieſe
Woche ſein, wenigſtens von 8—11 Uhr. cura ut valeas et scribas.
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336. An Johanna Wirth in Hof.
[Schwarzenbach, 25. Aug. 1790] 30
Vor mir ſteigt der Mond herauf — unter mir krazt eine Maus, die
mein Stubenpurſch mit iſt — in mir ſizt das Abendeſſen: es wird alſo
bei ſo viel Zerſtreuung der Brief kurz und dum genug werden. — der
rauft ſich ſonſt iede Minute, die es länger ausbleibt, ein Haar mehr
aus — Ich dachte nicht, daß ich würde umwenden müſſen. — Auf 35
dieſer [Seite] wil ich aber nichts ſchreiben als — Apropos ich wünſche
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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