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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

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wie bei den 2 andern Revoluzionen emporspornt, da muß noch weit
mehr Licht unter unsere Hirnschalen und weit mehr Tortur-Schwefel-
tropfen an unser Herz geworfen werden: eh sich die liegende Welt er-
mant. Auf den reinen Höhen der Begeisterung sieht man wie auf den
Alpen wegen der unbesudelten Luft alles näher an sich geschoben. Gleich-5
wol erwärmt es einen in diesen Frost-Tagen der Kleinigkeiten, wo
unsere ganze Freiheitsfahne in einem Federkiel besteht, auf einen Mai
des Menschengeschlechts vorauszublicken der es nicht glüklich macht; --
denn wer ists; und werden sie es mehr sein als ich und du? -- sondern
besser und der uns von der Sonnenbahn, in der wir um die Ewigkeit10
laufen, einen grössern Bogen zeigt als wir jezt kennen, wenn wir stat
der Hofnungen Aussichten begehren. Deine zwei lezten Lagen ergriffen
meine ganze Seele zum zweitenmale und nichts zieht mich aus meinem
zu oft zurükkehrenden Gefühle der Vergänglichkeit und der Kleinlichkeit
dieses Menschen Thuns als die Aussicht einer wichtigern Zukunft, der15
Gedanke an ein verschleiertes Auge über uns und die Freude über den
Menschen, der mir diese Aussicht zeigt oder erneuert -- Du kanst dein
Buch nicht höher schliessen als mit dem Enthusiasmus, der vom
"Triumphgefolge" bis zu Ende dauert.

"Die Ausbildung der Seele ist mit Verschönerung des Körpers
"verbunden, befödert sie, ist ihr behülflich etc." solte man nie
sagen: denn es ist wider die Kürze und wider das Interesse zugleich, den
Hauptgedanken (Verschönerung) zum Gefolg und Attribut eines ganz
[396]unsinlichen ausgeleerten (verbunden, befödert) zu machen, da man25
sogleich besser sagte: die gebildete Seele verschönert den Körper. Im
Verbo muß alzeit das Prädikat liegen. Die Engländer und Deutschen
haben aber diesen Fehler sich aus dem Studium der klassischen Römer,
besonders Zizeros angewöhnt. z. B. Warum sagst du "Der Enthusias-
"mus (der Christen), der auf einmal die Christen belebte, beföderte30
"die Ausbildung der angelegten Verbindungen und die Aus-
"führung der unternommenen Thaten" stat "der neue Enthusiasmus
"bildete ihre Verbindungen und Unternehmungen aus."

Für die Feiertage, wo wir Zeit haben werden, bring ich meine
deutsche Sprachkonkordanz und Hevristik mit und wir reden mehr35
darüber.

wie bei den 2 andern Revoluzionen emporſpornt, da muß noch weit
mehr Licht unter unſere Hirnſchalen und weit mehr Tortur-Schwefel-
tropfen an unſer Herz geworfen werden: eh ſich die liegende Welt er-
mant. Auf den reinen Höhen der Begeiſterung ſieht man wie auf den
Alpen wegen der unbeſudelten Luft alles näher an ſich geſchoben. Gleich-5
wol erwärmt es einen in dieſen Froſt-Tagen der Kleinigkeiten, wo
unſere ganze Freiheitsfahne in einem Federkiel beſteht, auf einen Mai
des Menſchengeſchlechts vorauszublicken der es nicht glüklich macht; —
denn wer iſts; und werden ſie es mehr ſein als ich und du? — ſondern
beſſer und der uns von der Sonnenbahn, in der wir um die Ewigkeit10
laufen, einen gröſſern Bogen zeigt als wir jezt kennen, wenn wir ſtat
der Hofnungen Ausſichten begehren. Deine zwei lezten Lagen ergriffen
meine ganze Seele zum zweitenmale und nichts zieht mich aus meinem
zu oft zurükkehrenden Gefühle der Vergänglichkeit und der Kleinlichkeit
dieſes Menſchen Thuns als die Ausſicht einer wichtigern Zukunft, der15
Gedanke an ein verſchleiertes Auge über uns und die Freude über den
Menſchen, der mir dieſe Ausſicht zeigt oder erneuert — Du kanſt dein
Buch nicht höher ſchlieſſen als mit dem Enthuſiaſmus, der vom
„Triumphgefolge“ bis zu Ende dauert.

„Die Ausbildung der Seele iſt mit Verſchönerung des Körpers
verbunden, befödert ſie, iſt ihr behülflich ꝛc.“ ſolte man nie
ſagen: denn es iſt wider die Kürze und wider das Intereſſe zugleich, den
Hauptgedanken (Verſchönerung) zum Gefolg und Attribut eines ganz
[396]unſinlichen ausgeleerten (verbunden, befödert) zu machen, da man25
ſogleich beſſer ſagte: die gebildete Seele verſchönert den Körper. Im
Verbo muß alzeit das Prädikat liegen. Die Engländer und Deutſchen
haben aber dieſen Fehler ſich aus dem Studium der klaſſiſchen Römer,
beſonders Zizeros angewöhnt. z. B. Warum ſagſt du „Der Enthuſiaſ-
„mus (der Chriſten), der auf einmal die Chriſten belebte, beföderte30
„die Ausbildung der angelegten Verbindungen und die Aus-
„führung der unternommenen Thaten“ ſtat „der neue Enthuſiaſmus
„bildete ihre Verbindungen und Unternehmungen aus.“

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deutſche Sprachkonkordanz und Hevriſtik mit und wir reden mehr35
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[376/0404] wie bei den 2 andern Revoluzionen emporſpornt, da muß noch weit mehr Licht unter unſere Hirnſchalen und weit mehr Tortur-Schwefel- tropfen an unſer Herz geworfen werden: eh ſich die liegende Welt er- mant. Auf den reinen Höhen der Begeiſterung ſieht man wie auf den Alpen wegen der unbeſudelten Luft alles näher an ſich geſchoben. Gleich- 5 wol erwärmt es einen in dieſen Froſt-Tagen der Kleinigkeiten, wo unſere ganze Freiheitsfahne in einem Federkiel beſteht, auf einen Mai des Menſchengeſchlechts vorauszublicken der es nicht glüklich macht; — denn wer iſts; und werden ſie es mehr ſein als ich und du? — ſondern beſſer und der uns von der Sonnenbahn, in der wir um die Ewigkeit 10 laufen, einen gröſſern Bogen zeigt als wir jezt kennen, wenn wir ſtat der Hofnungen Ausſichten begehren. Deine zwei lezten Lagen ergriffen meine ganze Seele zum zweitenmale und nichts zieht mich aus meinem zu oft zurükkehrenden Gefühle der Vergänglichkeit und der Kleinlichkeit dieſes Menſchen Thuns als die Ausſicht einer wichtigern Zukunft, der 15 Gedanke an ein verſchleiertes Auge über uns und die Freude über den Menſchen, der mir dieſe Ausſicht zeigt oder erneuert — Du kanſt dein Buch nicht höher ſchlieſſen als mit dem Enthuſiaſmus, der vom „Triumphgefolge“ bis zu Ende dauert. d. 27 März. 20 „Die Ausbildung der Seele iſt mit Verſchönerung des Körpers „verbunden, befödert ſie, iſt ihr behülflich ꝛc.“ ſolte man nie ſagen: denn es iſt wider die Kürze und wider das Intereſſe zugleich, den Hauptgedanken (Verſchönerung) zum Gefolg und Attribut eines ganz unſinlichen ausgeleerten (verbunden, befödert) zu machen, da man 25 ſogleich beſſer ſagte: die gebildete Seele verſchönert den Körper. Im Verbo muß alzeit das Prädikat liegen. Die Engländer und Deutſchen haben aber dieſen Fehler ſich aus dem Studium der klaſſiſchen Römer, beſonders Zizeros angewöhnt. z. B. Warum ſagſt du „Der Enthuſiaſ- „mus (der Chriſten), der auf einmal die Chriſten belebte, beföderte 30 „die Ausbildung der angelegten Verbindungen und die Aus- „führung der unternommenen Thaten“ ſtat „der neue Enthuſiaſmus „bildete ihre Verbindungen und Unternehmungen aus.“ [396] Für die Feiertage, wo wir Zeit haben werden, bring ich meine deutſche Sprachkonkordanz und Hevriſtik mit und wir reden mehr 35 darüber.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/404>, abgerufen am 29.11.2024.