6. Und Ihr alter Richter, der bald wieder Ihr Erstaunen und Ihre10 heisse Umarmung holen wird -- und
7. hier (könt' ich nach 5 Wochen dazu sezen) hier sind "meine bio- "graphischen Belustigungen unter der Gehirnschaale einer "Riesin". --
Ad Nro. 2. füg ich 10000 etc. Grüsse an meinen Schäfer und die Bitte15 bei, daß er dem H. Engelhardt meinen Dank mit dem Zusaz übergiebt, daß seine schöne Aufmerksamkeit auf eine Kleinigkeit wie die meinige ein schöneres Herz verrathe als die meisten besizen, die er selber immer lobt.
Ad N. 3. Schneiden Sie den Namen weg: so darf ich alles lesen. Ich liebe die Frau unendlich: sie giebt sich für alt aus, aber die Seele20 und das Herz haben kein Alter, wie kein Geschlecht.
Ad N. 5. Der Aufsaz ist ein unter Blumen sanft wegrollender Perlenbach vol Perlen, der erfrischt, nicht verschlingt und dessen glänzende Wellen die grosse Sonne führen -- Gott.
Ad 6. Ich sehne mich an die Brust meines Emanuels. -- Komm25 ich wieder hinaus: so wil ich alles besser ausgeniessen, besonders Ihre Damen und Ihren Schäfer. -- Die Fr. v. Kropf lässet mir Grüsse und Vorwürfe über das Aussenbleiben schreiben. Der Schneider sol jezt bei mir das besorgen, und bekleiden, wornach die Infanterie und die Stechfliegen zielen -- die Beine. Er sol mir vorläufig ein Paar Hosen30 machen -- von Casimir oder was Sie wollen, wenn es nur modisch [161]und nicht Seide ist -- und zwar bald (sogleich). Sie und Ihr Schäfer sollen wenn Sie wollen, die Farbe und Textur meines Anzugs wählen und nur Geschmak und Mode, nicht die Kosten, sollen dabei die Richter sein, weil ich damit mich in Leipzig, Weimar, Berlin sistieren mus.35
Gute gute Nacht, Theuerster! Ihr
Richter
255. An Emanuel.
Hof d. 2ten März 1796.
Guter Emanuel,
Hier iſt —
1. der Erxleben und Brief für Elrodt —5
2. das Zeitungsblat für unſern Freund —
3. das andere Blat für unſere Freundin —
4. das vergeſſene Geld —
5. die Gedanken über Gott —
6. Und Ihr alter Richter, der bald wieder Ihr Erſtaunen und Ihre10 heiſſe Umarmung holen wird — und
7. hier (könt’ ich nach 5 Wochen dazu ſezen) hier ſind „meine bio- „graphiſchen Beluſtigungen unter der Gehirnſchaale einer „Rieſin“. —
Ad Nro. 2. füg ich 10000 ꝛc. Grüſſe an meinen Schäfer und die Bitte15 bei, daß er dem H. Engelhardt meinen Dank mit dem Zuſaz übergiebt, daß ſeine ſchöne Aufmerkſamkeit auf eine Kleinigkeit wie die meinige ein ſchöneres Herz verrathe als die meiſten beſizen, die er ſelber immer lobt.
Ad N. 3. Schneiden Sie den Namen weg: ſo darf ich alles leſen. Ich liebe die Frau unendlich: ſie giebt ſich für alt aus, aber die Seele20 und das Herz haben kein Alter, wie kein Geſchlecht.
Ad N. 5. Der Aufſaz iſt ein unter Blumen ſanft wegrollender Perlenbach vol Perlen, der erfriſcht, nicht verſchlingt und deſſen glänzende Wellen die groſſe Sonne führen — Gott.
Ad 6. Ich ſehne mich an die Bruſt meines Emanuels. — Komm25 ich wieder hinaus: ſo wil ich alles beſſer ausgenieſſen, beſonders Ihre Damen und Ihren Schäfer. — Die Fr. v. Kropf läſſet mir Grüſſe und Vorwürfe über das Auſſenbleiben ſchreiben. Der Schneider ſol jezt bei mir das beſorgen, und bekleiden, wornach die Infanterie und die Stechfliegen zielen — die Beine. Er ſol mir vorläufig ein Paar Hoſen30 machen — von Casimir oder was Sie wollen, wenn es nur modiſch [161]und nicht Seide iſt — und zwar bald (ſogleich). Sie und Ihr Schäfer ſollen wenn Sie wollen, die Farbe und Textur meines Anzugs wählen und nur Geſchmak und Mode, nicht die Koſten, ſollen dabei die Richter ſein, weil ich damit mich in Leipzig, Weimar, Berlin ſiſtieren mus.35
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255. An Emanuel.
Hof d. 2ten März 1796.
Guter Emanuel,
Hier iſt —
1. der Erxleben und Brief für Elrodt — 5
2. das Zeitungsblat für unſern Freund —
3. das andere Blat für unſere Freundin —
4. das vergeſſene Geld —
5. die Gedanken über Gott —
6. Und Ihr alter Richter, der bald wieder Ihr Erſtaunen und Ihre 10
heiſſe Umarmung holen wird — und
7. hier (könt’ ich nach 5 Wochen dazu ſezen) hier ſind „meine bio-
„graphiſchen Beluſtigungen unter der Gehirnſchaale einer
„Rieſin“. —
Ad Nro. 2. füg ich 10000 ꝛc. Grüſſe an meinen Schäfer und die Bitte 15
bei, daß er dem H. Engelhardt meinen Dank mit dem Zuſaz übergiebt,
daß ſeine ſchöne Aufmerkſamkeit auf eine Kleinigkeit wie die meinige ein
ſchöneres Herz verrathe als die meiſten beſizen, die er ſelber immer lobt.
Ad N. 3. Schneiden Sie den Namen weg: ſo darf ich alles leſen.
Ich liebe die Frau unendlich: ſie giebt ſich für alt aus, aber die Seele 20
und das Herz haben kein Alter, wie kein Geſchlecht.
Ad N. 5. Der Aufſaz iſt ein unter Blumen ſanft wegrollender
Perlenbach vol Perlen, der erfriſcht, nicht verſchlingt und deſſen
glänzende Wellen die groſſe Sonne führen — Gott.
Ad 6. Ich ſehne mich an die Bruſt meines Emanuels. — Komm 25
ich wieder hinaus: ſo wil ich alles beſſer ausgenieſſen, beſonders Ihre
Damen und Ihren Schäfer. — Die Fr. v. Kropf läſſet mir Grüſſe und
Vorwürfe über das Auſſenbleiben ſchreiben. Der Schneider ſol jezt
bei mir das beſorgen, und bekleiden, wornach die Infanterie und die
Stechfliegen zielen — die Beine. Er ſol mir vorläufig ein Paar Hoſen 30
machen — von Casimir oder was Sie wollen, wenn es nur modiſch
und nicht Seide iſt — und zwar bald (ſogleich). Sie und Ihr Schäfer
ſollen wenn Sie wollen, die Farbe und Textur meines Anzugs wählen
und nur Geſchmak und Mode, nicht die Koſten, ſollen dabei die Richter
ſein, weil ich damit mich in Leipzig, Weimar, Berlin ſiſtieren mus. 35
[161]Gute gute Nacht, Theuerſter! Ihr
Richter
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/173>, abgerufen am 16.02.2025.
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