Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.Jahres in die Arme schliesset, alles, was ich verschweige -- er sag' Richter 260. An Christian Otto.15 [Hof, 8. März 1796]Sei so gut und remittiere mir diesen überraschenden Brief un- 261. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Kopie][Hof, 9. März 1796]20Wenn Ihnen Jean [Paul] mit seinen 300 Blättern soviel Ver- Jahres in die Arme ſchlieſſet, alles, was ich verſchweige — er ſag’ Richter 260. An Chriſtian Otto.15 [Hof, 8. März 1796]Sei ſo gut und remittiere mir dieſen überraſchenden Brief un- 261. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Kopie][Hof, 9. März 1796]20Wenn Ihnen Jean [Paul] mit ſeinen 300 Blättern ſoviel Ver- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0175" n="164"/> Jahres in die Arme ſchlieſſet, alles, was ich verſchweige — er ſag’<lb/> Ihnen: „mache dein Auge heute nicht nas, auſſer vor Freude — In<lb/> „deinem Leben ſei wie in dieſem Buche nur ein Wechſel zwiſchen<lb/> „<hi rendition="#g">Frucht-</hi> und <hi rendition="#g">Blumenſtücken,</hi> und die <hi rendition="#g">Dornenſtücke</hi> breche das<lb/> „Schikſal gar hinweg. — Dein zweifaches Leben zertheile ſich ſanft<lb n="5"/> „und was <hi rendition="#g">unter</hi> deinem Herzen <hi rendition="#g">ſchläft,</hi> das <hi rendition="#g">wache</hi> lang <hi rendition="#g">an</hi> deinem<lb/> „Herzen! — Mögen die Wolken deines Lebens ſich in Morgenroth<lb/> „verwandeln! — Mögeſt du immer ſo glüklich ſein als du glüklich<lb/> „machſt!“ Und ſo, Theuere, gehen wir in jedem neuen Jahr neu und<lb/> enger verknüpft in der alten Liebe, in der alten Umfaſſung den ſteinigen<lb n="10"/> Weg des Lebens weiter — und wo uns dieſe kurze Bahn Schmerzen<lb/> macht: ſo können wir uns doch ſagen: wir ſind glüklich, denn wir<lb/> lieben uns. — Liebet euch! Ich lieb’ euch auch.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>260. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="15"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 8. März 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Sei ſo gut und remittiere mir dieſen überraſchenden Brief un-<lb/> gefähr um 11 Uhr.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>261. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb in Weimar.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 9. März 1796]</hi> </dateline> <lb n="20"/> <p>Wenn Ihnen <hi rendition="#aq">Jean [Paul]</hi> mit ſeinen 300 Blättern ſoviel Ver-<lb/> gnügen gegeben als Sie ihm mit Ihren 2 kleinen gaben: ſo durften Sie<lb/> ſchon ſo nachſichtig auf beiden kleinen gegen litterariſche Blumen-<lb/> rabatten ſein als hätten Sie ſelber ſie beſäet und begoſſen. Ich wünſche,<lb/> daß Sie recht viele Perſonen loben, damit Sie recht viele fröhlich<lb n="25"/> machen. Ein deutſcher Autor hat nur Rezenſ[enten], keine Rezenſen-<lb/> t[innen], nur Kunſt[richter], ſelten eine Kunſtrichterin, er kan daher<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd2_163">[163]</ref></note>wenig hoffen, ein anderes Geſchlecht zu intereſſieren oder zu be-<lb/> friedigen als ſeines. Das Ihrige erhält von dem unſrigen ſo gar<lb/> wenig, nicht einmal Bücher d. h. nicht einmal Träume. Und doch<lb n="30"/> bedarf die weibliche Wirklichkeit das magiſche Mondlicht der Dicht-<lb/> kunſt ſo ſehr. Es ſolte ein beſſerer Autor ſich hinſezen und ſo zu ſich<lb/> ſagen: nun da ich die Weiber ſo gut kenne — da ihre verſchrienen [?]<lb/><hi rendition="#g">Maſken</hi> nur <hi rendition="#g">Schleier</hi> ſind, die ihre innere Schönheit eben ſo gut<lb/> erhöhen als bewachen — da ich beſſer als 100 andre ſehe, daß dem<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0175]
Jahres in die Arme ſchlieſſet, alles, was ich verſchweige — er ſag’
Ihnen: „mache dein Auge heute nicht nas, auſſer vor Freude — In
„deinem Leben ſei wie in dieſem Buche nur ein Wechſel zwiſchen
„Frucht- und Blumenſtücken, und die Dornenſtücke breche das
„Schikſal gar hinweg. — Dein zweifaches Leben zertheile ſich ſanft 5
„und was unter deinem Herzen ſchläft, das wache lang an deinem
„Herzen! — Mögen die Wolken deines Lebens ſich in Morgenroth
„verwandeln! — Mögeſt du immer ſo glüklich ſein als du glüklich
„machſt!“ Und ſo, Theuere, gehen wir in jedem neuen Jahr neu und
enger verknüpft in der alten Liebe, in der alten Umfaſſung den ſteinigen 10
Weg des Lebens weiter — und wo uns dieſe kurze Bahn Schmerzen
macht: ſo können wir uns doch ſagen: wir ſind glüklich, denn wir
lieben uns. — Liebet euch! Ich lieb’ euch auch.
Richter
260. An Chriſtian Otto. 15
[Hof, 8. März 1796]
Sei ſo gut und remittiere mir dieſen überraſchenden Brief un-
gefähr um 11 Uhr.
261. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Hof, 9. März 1796] 20
Wenn Ihnen Jean [Paul] mit ſeinen 300 Blättern ſoviel Ver-
gnügen gegeben als Sie ihm mit Ihren 2 kleinen gaben: ſo durften Sie
ſchon ſo nachſichtig auf beiden kleinen gegen litterariſche Blumen-
rabatten ſein als hätten Sie ſelber ſie beſäet und begoſſen. Ich wünſche,
daß Sie recht viele Perſonen loben, damit Sie recht viele fröhlich 25
machen. Ein deutſcher Autor hat nur Rezenſ[enten], keine Rezenſen-
t[innen], nur Kunſt[richter], ſelten eine Kunſtrichterin, er kan daher
wenig hoffen, ein anderes Geſchlecht zu intereſſieren oder zu be-
friedigen als ſeines. Das Ihrige erhält von dem unſrigen ſo gar
wenig, nicht einmal Bücher d. h. nicht einmal Träume. Und doch 30
bedarf die weibliche Wirklichkeit das magiſche Mondlicht der Dicht-
kunſt ſo ſehr. Es ſolte ein beſſerer Autor ſich hinſezen und ſo zu ſich
ſagen: nun da ich die Weiber ſo gut kenne — da ihre verſchrienen [?]
Maſken nur Schleier ſind, die ihre innere Schönheit eben ſo gut
erhöhen als bewachen — da ich beſſer als 100 andre ſehe, daß dem 35
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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