Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Bl. 10a) "diese gleichsam selbst sind" Diese dunkeln Worte sind b) Eben daß die Wirkung die Ursache voraussezt, ist die Noth- 11a) Gegen diesen Absaz werden viele Neins aufstehen oder gar Er-[133] 12a) An der Erfahrung werden die Vernunfts-Synthesen angewandt,15 17a) Im kritischen System, das die ganze Sinnenwelt zum Geschöpf 19a) Der Elephant ist der Stunden- und die Ephemere der Terzien- b) Fält das Veränderliche ausser uns weg: so müssen wir doch 30a) Es scheint doch als wenn das Bewustsein des Ichs unmittelbar 37a) Hier fehlt das Wort "fremd". Einigemal fand ich nicht alles 44. 45. Vol der scharfsinnigsten Bemerkungen. Besonders die auf der35 Bl. 10̅a) „dieſe gleichſam ſelbſt ſind“ Dieſe dunkeln Worte ſind b) Eben daß die Wirkung die Urſache vorausſezt, iſt die Noth- 11a) Gegen dieſen Abſaz werden viele Neins aufſtehen oder gar Er-[133] 12a) An der Erfahrung werden die Vernunfts-Syntheſen angewandt,15 17a) Im kritiſchen Syſtem, das die ganze Sinnenwelt zum Geſchöpf 19̅a) Der Elephant iſt der Stunden- und die Ephemere der Terzien- b) Fält das Veränderliche auſſer uns weg: ſo müſſen wir doch 30̅a) Es ſcheint doch als wenn das Bewuſtſein des Ichs unmittelbar 37̅a) Hier fehlt das Wort „fremd“. Einigemal fand ich nicht alles 44. 45. Vol der ſcharfſinnigſten Bemerkungen. Beſonders die auf der35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0129" n="119"/> <p> <hi rendition="#et">Bl. 10̅<hi rendition="#aq">a</hi>) „<hi rendition="#g">dieſe</hi> <hi rendition="#b">gleichſam</hi> <hi rendition="#g">ſelbſt ſind</hi>“ Dieſe dunkeln Worte ſind<lb/> entweder Kants Meinung (wie der Beiſaz „in den Regeln des<lb/> Verſtandes“ beſtätigt) oder ſie können nicht gelten, da die Mathe-<lb/> matik eine gröſſere Nothwendigkeit hat als die Erfahrung ver-<lb/> leiht, weil jene ihre Beweiſe nie aus dieſer führt, ſondern umgekehrt<lb n="5"/> aus ihren Beweiſen auf dieſe ſchlieſſet (Bl. 89 ſagen Sie daſſelbe),<lb/> z. B. daß die Hyperbel und Aſſymptote einander nie berühren,<lb/> welches in der Konſtrukzion nicht darzuſtellen iſt.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">b</hi>) Eben daß die Wirkung die Urſache vorausſezt, iſt die Noth-<lb/> wendigkeit der Syntheſe; denn troz der innigen Verbindung iſt<lb n="10"/> doch die Urſache etwas anders als die Wirkung, das Wirkende<lb/> etwas anders als das Gewirkte, ſo wie <hi rendition="#g">früher.</hi></hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">11<hi rendition="#aq">a</hi>) Gegen dieſen Abſaz werden viele Neins aufſtehen oder gar Er-<note place="right"><ref target="1922_Bd3_133">[133]</ref></note><lb/> weiſe, daß die kant. Meinung mit andern Worten behauptet werde.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">12<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#g">An</hi> der Erfahrung werden die Vernunfts-Syntheſen angewandt,<lb n="15"/> geübt, <hi rendition="#g">bewuſt;</hi> aber nicht <hi rendition="#g">durch</hi> ſie gegeben — wird man ſagen.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">17<hi rendition="#aq">a</hi>) Im kritiſchen Syſtem, das die ganze Sinnenwelt zum Geſchöpf<lb/> der Kategorien und der Anſchauung <hi rendition="#aq">a priori</hi> macht und das den<lb/> Raum <hi rendition="#g">in uns</hi> ſezt, und mithin die ihn bewohnende Sinnenwelt<lb/> auch, iſt der widerlegte Saz konſequent.<lb n="20"/> </hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">19̅<hi rendition="#aq">a</hi>) Der Elephant iſt der Stunden- und die Ephemere der Terzien-<lb/> weiſer; aber wenn in einer Stunde der eine Weiſer 1 mal, der<lb/> andere 60 mal herumgeht: ſo iſts doch nur Eine Stunde, nur Eine<lb/> Zeit, obwohl in feinern oder gröbern Abſchnitten; das Gröſſere<lb/> miſſet hier das Kleinere, das Jahrtauſend alle Lebenszeiten.<lb n="25"/> </hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">b</hi>) Fält das Veränderliche <hi rendition="#g">auſſer</hi> uns weg: ſo müſſen wir doch<lb/> eine Zeit denken, weil wir eines <hi rendition="#g">in uns</hi> zu zählen haben. Aber<lb/> gegen Kant iſt der Saz nicht.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">30̅<hi rendition="#aq">a</hi>) Es ſcheint doch als wenn das Bewuſtſein des Ichs unmittelbar<lb/> mit dem Bewuſtſein des Nicht-Ichs ſich verbände und beide ein-<lb n="30"/> ander wechſelſeitig vorausſezten. Zum Unterſchiede des <hi rendition="#g">Andern</hi><lb/> gehört ſchon der des <hi rendition="#g">Ichs.</hi></hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">37̅<hi rendition="#aq">a</hi>) Hier fehlt das Wort „fremd“. Einigemal fand ich nicht alles<lb/> ausgeſtrichen was es ſein ſolte.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">44. 45. Vol der ſcharfſinnigſten Bemerkungen. Beſonders die auf der<lb n="35"/> 46<hi rendition="#sup">ten</hi> S. über Analogie; ſo wie alle Ihre poſitiven Stellen<lb/> gleichſam <hi rendition="#aq">bowling-greens</hi> im Sande der Paläſtra.</hi> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
Bl. 10̅a) „dieſe gleichſam ſelbſt ſind“ Dieſe dunkeln Worte ſind
entweder Kants Meinung (wie der Beiſaz „in den Regeln des
Verſtandes“ beſtätigt) oder ſie können nicht gelten, da die Mathe-
matik eine gröſſere Nothwendigkeit hat als die Erfahrung ver-
leiht, weil jene ihre Beweiſe nie aus dieſer führt, ſondern umgekehrt 5
aus ihren Beweiſen auf dieſe ſchlieſſet (Bl. 89 ſagen Sie daſſelbe),
z. B. daß die Hyperbel und Aſſymptote einander nie berühren,
welches in der Konſtrukzion nicht darzuſtellen iſt.
b) Eben daß die Wirkung die Urſache vorausſezt, iſt die Noth-
wendigkeit der Syntheſe; denn troz der innigen Verbindung iſt 10
doch die Urſache etwas anders als die Wirkung, das Wirkende
etwas anders als das Gewirkte, ſo wie früher.
11a) Gegen dieſen Abſaz werden viele Neins aufſtehen oder gar Er-
weiſe, daß die kant. Meinung mit andern Worten behauptet werde.
12a) An der Erfahrung werden die Vernunfts-Syntheſen angewandt, 15
geübt, bewuſt; aber nicht durch ſie gegeben — wird man ſagen.
17a) Im kritiſchen Syſtem, das die ganze Sinnenwelt zum Geſchöpf
der Kategorien und der Anſchauung a priori macht und das den
Raum in uns ſezt, und mithin die ihn bewohnende Sinnenwelt
auch, iſt der widerlegte Saz konſequent. 20
19̅a) Der Elephant iſt der Stunden- und die Ephemere der Terzien-
weiſer; aber wenn in einer Stunde der eine Weiſer 1 mal, der
andere 60 mal herumgeht: ſo iſts doch nur Eine Stunde, nur Eine
Zeit, obwohl in feinern oder gröbern Abſchnitten; das Gröſſere
miſſet hier das Kleinere, das Jahrtauſend alle Lebenszeiten. 25
b) Fält das Veränderliche auſſer uns weg: ſo müſſen wir doch
eine Zeit denken, weil wir eines in uns zu zählen haben. Aber
gegen Kant iſt der Saz nicht.
30̅a) Es ſcheint doch als wenn das Bewuſtſein des Ichs unmittelbar
mit dem Bewuſtſein des Nicht-Ichs ſich verbände und beide ein- 30
ander wechſelſeitig vorausſezten. Zum Unterſchiede des Andern
gehört ſchon der des Ichs.
37̅a) Hier fehlt das Wort „fremd“. Einigemal fand ich nicht alles
ausgeſtrichen was es ſein ſolte.
44. 45. Vol der ſcharfſinnigſten Bemerkungen. Beſonders die auf der 35
46ten S. über Analogie; ſo wie alle Ihre poſitiven Stellen
gleichſam bowling-greens im Sande der Paläſtra.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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