Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.des Lebens mit dem Passen auf das Pestizer Wochenblat verbracht Ich habe seitdem eine 40 Seiten lange Satire und Widerlegung Zu Neuigkeiten hab ich heute nicht Lust und Zeit. Mein Verhältnis Samuel bekomt nichts mehr, aber die Anzeige stehe an, bis er15 Warum mus ich mit einem so dummen Brief das Jahrhundert Du hast doch den Brief mit Jacobi Taschenbuch bekommen? 364. An Böttiger. [Weimar, 21. Dez. 1799]Um Ihnen, lieber Freund, doch auch einmal etwas zu senden, mach'25 365. An Thieriot. Weimar d. 22. Dec. 99.Wenn meine Briefe ein h. Christ sind: so kommen sie ja eben mit30 In Ihrem Blätgen ist das Pforten-Dehortatorium köstlich. Halten des Lebens mit dem Paſſen auf das Peſtizer Wochenblat verbracht Ich habe ſeitdem eine 40 Seiten lange Satire und Widerlegung Zu Neuigkeiten hab ich heute nicht Luſt und Zeit. Mein Verhältnis Samuel bekomt nichts mehr, aber die Anzeige ſtehe an, bis er15 Warum mus ich mit einem ſo dummen Brief das Jahrhundert Du haſt doch den Brief mit Jacobi Taſchenbuch bekommen? 364. An Böttiger. [Weimar, 21. Dez. 1799]Um Ihnen, lieber Freund, doch auch einmal etwas zu ſenden, mach’25 365. An Thieriot. Weimar d. 22. Dec. 99.Wenn meine Briefe ein h. Chriſt ſind: ſo kommen ſie ja eben mit30 In Ihrem Blätgen iſt das Pforten-Dehortatorium köſtlich. Halten <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0279" n="263"/> des Lebens mit dem Paſſen auf das Peſtizer Wochenblat verbracht<lb/> und noch eine ſteht bevor — der Buchhändler paſſet auch darauf<note place="right"><ref target="1922_Bd3_286">[286]</ref></note><lb/> — mein Arbeitsreglement iſt geſtört — — Ich bitte dich um alles,<lb/> ſend’ es mir — wie auch die Umſtände ſeien — <hi rendition="#g">ſogleich mit</hi> der<lb/> ſchnelſten Poſt und die Briefe.<lb n="5"/> </p><lb/> <p>Ich habe ſeitdem eine 40 Seiten lange Satire und Widerlegung<lb/> gegen Fichte gemacht — <hi rendition="#aq">Clavis Fichtiana seu Leibgeberiana</hi> —,<lb/> die hineinkomt. Ich habe alle ſeine Werke auf meinem Tiſch und kenne<lb/> ſein polytheiſtiſches Syſtem, das niemand aus der Appellazion erräth<lb/> und kaum aus ihm ohne Kentnis des Spinoza. Ich ſende die Satire an<lb n="10"/> Jacobi, um gewis zu ſein, daß ich nicht fehlgreife und fehlſchlage.</p><lb/> <p>Zu Neuigkeiten hab ich heute nicht Luſt und Zeit. Mein Verhältnis<lb/> in <hi rendition="#aq">Hildburghausen</hi> hat jezt ſeine Kriſis; es iſt den Verwandten förm-<lb/> lich angeſagt.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Samuel</hi> bekomt nichts mehr, aber die Anzeige ſtehe an, bis er<lb n="15"/> — davon läuft. Ich mag ſeiner ganzen Lebensbahn nicht ſchaden da-<lb/> durch. Dein Albrecht braucht ja nur <hi rendition="#aq">Meier</hi> zu ſagen, ihm nichts zu<lb/> leihen und andern abzurathen.</p><lb/> <p>Warum mus ich mit einem ſo dummen Brief das Jahrhundert<lb/> ſchlieſſen? Trete froh in ein frohes! Deine Schweſter ſei glüklich und<lb n="20"/> ihr alle!</p><lb/> <p>Du haſt doch den Brief mit Jacobi Taſchenbuch bekommen?</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>364. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 21. Dez. 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Um Ihnen, lieber Freund, doch auch einmal etwas zu ſenden, mach’<lb n="25"/> ich Sie zum erſten Leſer des 1. Kapitels des gedrukten Titans, wenn<lb/> Sie — wollen.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>365. An <hi rendition="#g">Thieriot.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar d. 22. Dec.</hi> 99.</hi> </dateline><lb/> <p>Wenn meine Briefe ein h. Chriſt ſind: ſo kommen ſie ja eben mit<lb n="30"/> oder hinter dieſem, wiewohl ſie ſelten bringen und immer fodern.</p><lb/> <p>In Ihrem Blätgen iſt das Pforten-Dehortatorium köſtlich. Halten<lb/> Sie ſich immer neben der juriſtiſchen Folterkammer eine humoriſtiſche<lb/> Tanzſtube offen. Die Laune komt wie der Verſtand nicht vor den Jahren,<note place="right"><ref target="1922_Bd3_287">[287]</ref></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [263/0279]
des Lebens mit dem Paſſen auf das Peſtizer Wochenblat verbracht
und noch eine ſteht bevor — der Buchhändler paſſet auch darauf
— mein Arbeitsreglement iſt geſtört — — Ich bitte dich um alles,
ſend’ es mir — wie auch die Umſtände ſeien — ſogleich mit der
ſchnelſten Poſt und die Briefe. 5
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Ich habe ſeitdem eine 40 Seiten lange Satire und Widerlegung
gegen Fichte gemacht — Clavis Fichtiana seu Leibgeberiana —,
die hineinkomt. Ich habe alle ſeine Werke auf meinem Tiſch und kenne
ſein polytheiſtiſches Syſtem, das niemand aus der Appellazion erräth
und kaum aus ihm ohne Kentnis des Spinoza. Ich ſende die Satire an 10
Jacobi, um gewis zu ſein, daß ich nicht fehlgreife und fehlſchlage.
Zu Neuigkeiten hab ich heute nicht Luſt und Zeit. Mein Verhältnis
in Hildburghausen hat jezt ſeine Kriſis; es iſt den Verwandten förm-
lich angeſagt.
Samuel bekomt nichts mehr, aber die Anzeige ſtehe an, bis er 15
— davon läuft. Ich mag ſeiner ganzen Lebensbahn nicht ſchaden da-
durch. Dein Albrecht braucht ja nur Meier zu ſagen, ihm nichts zu
leihen und andern abzurathen.
Warum mus ich mit einem ſo dummen Brief das Jahrhundert
ſchlieſſen? Trete froh in ein frohes! Deine Schweſter ſei glüklich und 20
ihr alle!
Du haſt doch den Brief mit Jacobi Taſchenbuch bekommen?
364. An Böttiger.
[Weimar, 21. Dez. 1799]
Um Ihnen, lieber Freund, doch auch einmal etwas zu ſenden, mach’ 25
ich Sie zum erſten Leſer des 1. Kapitels des gedrukten Titans, wenn
Sie — wollen.
365. An Thieriot.
Weimar d. 22. Dec. 99.
Wenn meine Briefe ein h. Chriſt ſind: ſo kommen ſie ja eben mit 30
oder hinter dieſem, wiewohl ſie ſelten bringen und immer fodern.
In Ihrem Blätgen iſt das Pforten-Dehortatorium köſtlich. Halten
Sie ſich immer neben der juriſtiſchen Folterkammer eine humoriſtiſche
Tanzſtube offen. Die Laune komt wie der Verſtand nicht vor den Jahren,
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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