Ich bitte Sie sehr um Vergebung des späten Zurükschickens; es komt nicht von meiner Reise -- ich bestelte sie vorgestern blos aus Metereomantie wieder ab -- sondern weil ich die herliche Rezension5 Schellings gestern selber bringen wolte, die selber ein Reinhold nicht[392] so gut machen konte, ohne mit Jacobi's und Bouterweks Pegasus zu pflügen.
Ist die Rezension von Göthe zurük?
510. An Böttiger.10
[Weimar, Ende Aug. (?) 1800]
Wahrscheinlich -- wenn ich einen Wagen bekomme -- reis' ich Morgen nach Jena und nehme also alles von Ihnen mit, Sie am liebsten. -- Der Frau v. Reizenstein und ihren Töchtern versprach ich, Sie um die meres rivales zu bitten. -- Haben Sie die Litteratur-15 zeitung?
511. An Emanuel.
W[eimar] d. 21 Aug. 1800.
Mein Guter! Meine Fehler -- z. B. mein Schweigen -- werden in mehrern Städten kopiert, meine Tugenden selten, worunter das20 Briefschreiben wenn nicht die erste doch die lezte ist. In meinen Briefen an Otto freuet mich das mit so sehr, daß er sie Ihnen erzählen, sogar zeigen kan; das ist doch etwas; aber was hab' ich von Ihnen? Warlich mir fährts oft durch den Kopf, früher in das J. P.'s Stübgen *) zu reisen als nach Berlin. -- Nur hat das Gastleben den Fehler an sich,25 daß man erstlich so fisch-stum und bequem leben wil wie zu Hause und zweitens doch alles in kurzen Minuten ans Licht poltern und drittens vieles noch dabei sehen und geniessen wil -- das vierte ist, daß aus den drei Dingen nichts wird.
Führt Sie kein Handelsweg, mein theuerer Emanuel, noch im Sep-30 tember hieher? Der Himmel weis, wie er selber mich noch verpflanzt; aber leider wars bisher immer nördlicher -- gehts so fort, so find'
*) und wärs auch nur, um auf dem dasigen Tisch meine Schulden zu bezahlen.
509. An Böttiger.
[Weimar, Aug. 1800]
Ich bitte Sie ſehr um Vergebung des ſpäten Zurükſchickens; es komt nicht von meiner Reiſe — ich beſtelte ſie vorgeſtern blos aus Metereomantie wieder ab — ſondern weil ich die herliche Rezenſion5 Schellings geſtern ſelber bringen wolte, die ſelber ein Reinhold nicht[392] ſo gut machen konte, ohne mit Jacobi’s und Bouterweks Pegaſus zu pflügen.
Iſt die Rezenſion von Göthe zurük?
510. An Böttiger.10
[Weimar, Ende Aug. (?) 1800]
Wahrſcheinlich — wenn ich einen Wagen bekomme — reiſ’ ich Morgen nach Jena und nehme alſo alles von Ihnen mit, Sie am liebſten. — Der Frau v. Reizenſtein und ihren Töchtern verſprach ich, Sie um die meres rivales zu bitten. — Haben Sie die Litteratur-15 zeitung?
511. An Emanuel.
W[eimar] d. 21 Aug. 1800.
Mein Guter! Meine Fehler — z. B. mein Schweigen — werden in mehrern Städten kopiert, meine Tugenden ſelten, worunter das20 Briefſchreiben wenn nicht die erſte doch die lezte iſt. In meinen Briefen an Otto freuet mich das mit ſo ſehr, daß er ſie Ihnen erzählen, ſogar zeigen kan; das iſt doch etwas; aber was hab’ ich von Ihnen? Warlich mir fährts oft durch den Kopf, früher in das J. P.’s Stübgen *) zu reiſen als nach Berlin. — Nur hat das Gaſtleben den Fehler an ſich,25 daß man erſtlich ſo fiſch-ſtum und bequem leben wil wie zu Hauſe und zweitens doch alles in kurzen Minuten ans Licht poltern und drittens vieles noch dabei ſehen und genieſſen wil — das vierte iſt, daß aus den drei Dingen nichts wird.
Führt Sie kein Handelsweg, mein theuerer Emanuel, noch im Sep-30 tember hieher? Der Himmel weis, wie er ſelber mich noch verpflanzt; aber leider wars bisher immer nördlicher — gehts ſo fort, ſo find’
*) und wärs auch nur, um auf dem daſigen Tiſch meine Schulden zu bezahlen.
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509. An Böttiger.
[Weimar, Aug. 1800]
Ich bitte Sie ſehr um Vergebung des ſpäten Zurükſchickens; es
komt nicht von meiner Reiſe — ich beſtelte ſie vorgeſtern blos aus
Metereomantie wieder ab — ſondern weil ich die herliche Rezenſion 5
Schellings geſtern ſelber bringen wolte, die ſelber ein Reinhold nicht
ſo gut machen konte, ohne mit Jacobi’s und Bouterweks Pegaſus zu
pflügen.
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Iſt die Rezenſion von Göthe zurük?
510. An Böttiger. 10
[Weimar, Ende Aug. (?) 1800]
Wahrſcheinlich — wenn ich einen Wagen bekomme — reiſ’ ich
Morgen nach Jena und nehme alſo alles von Ihnen mit, Sie am
liebſten. — Der Frau v. Reizenſtein und ihren Töchtern verſprach ich,
Sie um die meres rivales zu bitten. — Haben Sie die Litteratur- 15
zeitung?
511. An Emanuel.
W[eimar] d. 21 Aug. 1800.
Mein Guter! Meine Fehler — z. B. mein Schweigen — werden
in mehrern Städten kopiert, meine Tugenden ſelten, worunter das 20
Briefſchreiben wenn nicht die erſte doch die lezte iſt. In meinen Briefen
an Otto freuet mich das mit ſo ſehr, daß er ſie Ihnen erzählen, ſogar
zeigen kan; das iſt doch etwas; aber was hab’ ich von Ihnen? Warlich
mir fährts oft durch den Kopf, früher in das J. P.’s Stübgen *) zu
reiſen als nach Berlin. — Nur hat das Gaſtleben den Fehler an ſich, 25
daß man erſtlich ſo fiſch-ſtum und bequem leben wil wie zu Hauſe und
zweitens doch alles in kurzen Minuten ans Licht poltern und drittens
vieles noch dabei ſehen und genieſſen wil — das vierte iſt, daß aus den
drei Dingen nichts wird.
Führt Sie kein Handelsweg, mein theuerer Emanuel, noch im Sep- 30
tember hieher? Der Himmel weis, wie er ſelber mich noch verpflanzt;
aber leider wars bisher immer nördlicher — gehts ſo fort, ſo find’
*) und wärs auch nur, um auf dem daſigen Tiſch meine Schulden zu bezahlen.
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/385>, abgerufen am 16.06.2024.
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