Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.ich doch nach dieser Präsumzion handelte und fast oft gegen sie es [39]-- Eben unterbrach mich Kotzebue, um mich auf morgen zu Frege d. 17. Jenn. So lang wurd ich durch Märsche (in Zimmer) und Autorsein wieder Ich sehe viele Rezensionen von mir und neulich in dem Berl[ini-20 Kotzebue war 3mal bei mir und ich as 3mal mit, nicht bei ihm. Er Bei Frege, dessen fröhliche Menschenliebe mein Herz erquikt, sah Es übersteigt meine Federkraft, dir ein räsonnierendes Verzeichnis ich doch nach dieſer Präſumzion handelte und faſt oft gegen ſie es [39]— Eben unterbrach mich Kotzebue, um mich auf morgen zu Frege d. 17. Jenn. So lang wurd ich durch Märſche (in Zimmer) und Autorſein wieder Ich ſehe viele Rezenſionen von mir und neulich in dem Berl[ini-20 Kotzebue war 3mal bei mir und ich as 3mal mit, nicht bei ihm. Er Bei Frege, deſſen fröhliche Menſchenliebe mein Herz erquikt, ſah Es überſteigt meine Federkraft, dir ein räſonnierendes Verzeichnis <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="36"/> ich doch nach dieſer Präſumzion handelte und faſt oft <hi rendition="#g">gegen</hi> ſie es<lb/> wurde. Es ſei vorüber! Schön iſts, daß alle meine Freundſchaften in<lb/> Hof den Reiz der Jugend und die Dauer der Unſterblichkeit haben.<lb/> Wenn ich einmal auf dem Kopfe ſtat der Haare nichts mehr habe als<lb/> Jahre: ſo werd ich für dieſe Vergangenheit noch eben ſo ſehr — aber<lb n="5"/> wahrſcheinlich ſtärker — glühen als heute.</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd3_39">[39]</ref></note>— Eben unterbrach mich Kotzebue, um mich auf morgen zu Frege<lb/> zu laden. Um 4 Uhr geh ich mit einigen Mädgen (<hi rendition="#aq">Dlles</hi> Feind) zu einer<lb/><hi rendition="#aq">Md. Hähnel,</hi> und abends zu einem <hi rendition="#aq">Souper</hi> bei Weiſſe den ich und der<lb/> mich imm[er] herzlicher liebt. — Ach am Ende was iſts?<lb n="10"/> </p> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 17. Jenn.</hi> </dateline><lb/> <p>So lang wurd ich durch Märſche (in Zimmer) und Autorſein wieder<lb/> von dir abgeriſſen. Ich kan aus meinem „Nürnberg“ eben weil ich<lb/> darin nur leichten Nürnberger Tand zu machen habe, gar nicht heraus-<lb/> kommen. 2 Bändgen kommen zu Oſtern und werden bei Breitkopf<lb n="15"/> unter meiner Reviſion gedrukt. Die deinige entzieht mir der weite<lb/> Zwiſchenraum für die erſte Auflage; aber für die zweite hebſt du mir<lb/> die <hi rendition="#aq">corrigenda</hi> auf. Doch werd’ ich bei dem <hi rendition="#aq">Titan</hi> dieſen Zwiſchenraum<lb/> überwinden.</p><lb/> <p>Ich ſehe viele Rezenſionen von mir und neulich in dem Berl[ini-<lb n="20"/> ſchen] Archiv eine Ode auf mich — aber das alles verdient keine.</p><lb/> <p>Kotzebue war 3mal bei mir und ich as 3mal mit, nicht bei ihm. Er<lb/> verlohnt es gar nicht, daß man mit oder von ihm ſpricht: nicht ein<lb/> einziges eignes Urtheil iſt in ſeiner Seele. Bei Kummer as ich mit<lb/> ſeiner Mutter, Bruder, der Witwe des Muſäus, einer <hi rendition="#aq">Mlle</hi> Krüger aus<lb n="25"/> Jena — Nichts und Nichts.</p><lb/> <p>Bei Frege, deſſen fröhliche Menſchenliebe mein Herz erquikt, ſah<lb/> ich <hi rendition="#aq">Heidenreich,</hi> der mir ſeine Beſuche drohte. Er iſt zwar kein Pedant<lb/> — wie Seidliz, den ich in ½ Stunde in einer Diſputazion über das<lb/> Schöne ins Häsliche hineingeſtritten habe — und nicht unangenehm<lb n="30"/> oder eitel ꝛc.; aber etwas Edles fehlt als Unterlage und ſeine Reflexio-<lb/> nen ſind meiſtens trivial.</p><lb/> <p>Es überſteigt meine Federkraft, dir ein räſonnierendes Verzeichnis<lb/> meiner übrigen Bekantſchaften zu geben. Eher die feinen, nicht über-<lb/> fülten, etwas koſtbaren und leckerhaften <hi rendition="#aq">Soupers</hi> möcht’ ich dir malen:<lb n="35"/> erſpart wird dabei nichts, denn man mus den Bedienten Trankſteuer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0043]
ich doch nach dieſer Präſumzion handelte und faſt oft gegen ſie es
wurde. Es ſei vorüber! Schön iſts, daß alle meine Freundſchaften in
Hof den Reiz der Jugend und die Dauer der Unſterblichkeit haben.
Wenn ich einmal auf dem Kopfe ſtat der Haare nichts mehr habe als
Jahre: ſo werd ich für dieſe Vergangenheit noch eben ſo ſehr — aber 5
wahrſcheinlich ſtärker — glühen als heute.
— Eben unterbrach mich Kotzebue, um mich auf morgen zu Frege
zu laden. Um 4 Uhr geh ich mit einigen Mädgen (Dlles Feind) zu einer
Md. Hähnel, und abends zu einem Souper bei Weiſſe den ich und der
mich imm[er] herzlicher liebt. — Ach am Ende was iſts? 10
[39]d. 17. Jenn.
So lang wurd ich durch Märſche (in Zimmer) und Autorſein wieder
von dir abgeriſſen. Ich kan aus meinem „Nürnberg“ eben weil ich
darin nur leichten Nürnberger Tand zu machen habe, gar nicht heraus-
kommen. 2 Bändgen kommen zu Oſtern und werden bei Breitkopf 15
unter meiner Reviſion gedrukt. Die deinige entzieht mir der weite
Zwiſchenraum für die erſte Auflage; aber für die zweite hebſt du mir
die corrigenda auf. Doch werd’ ich bei dem Titan dieſen Zwiſchenraum
überwinden.
Ich ſehe viele Rezenſionen von mir und neulich in dem Berl[ini- 20
ſchen] Archiv eine Ode auf mich — aber das alles verdient keine.
Kotzebue war 3mal bei mir und ich as 3mal mit, nicht bei ihm. Er
verlohnt es gar nicht, daß man mit oder von ihm ſpricht: nicht ein
einziges eignes Urtheil iſt in ſeiner Seele. Bei Kummer as ich mit
ſeiner Mutter, Bruder, der Witwe des Muſäus, einer Mlle Krüger aus 25
Jena — Nichts und Nichts.
Bei Frege, deſſen fröhliche Menſchenliebe mein Herz erquikt, ſah
ich Heidenreich, der mir ſeine Beſuche drohte. Er iſt zwar kein Pedant
— wie Seidliz, den ich in ½ Stunde in einer Diſputazion über das
Schöne ins Häsliche hineingeſtritten habe — und nicht unangenehm 30
oder eitel ꝛc.; aber etwas Edles fehlt als Unterlage und ſeine Reflexio-
nen ſind meiſtens trivial.
Es überſteigt meine Federkraft, dir ein räſonnierendes Verzeichnis
meiner übrigen Bekantſchaften zu geben. Eher die feinen, nicht über-
fülten, etwas koſtbaren und leckerhaften Soupers möcht’ ich dir malen: 35
erſpart wird dabei nichts, denn man mus den Bedienten Trankſteuer
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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