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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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ist. -- Ferner: wenn jezt schon in der freien blumigen Jahrszeit der
Liebe "die gröste Selbstüberwindung", "ein baufälliges Gebäude der
Glükseeligkeit", "verschobene Verhältnisse", "Misverständnisse" ein-
treten: wie mus das fürchterlich in der strengern Ehe, in der ewigen
Wiederkehr der Mistöne und durch die Fortdauer der Gegenwart5
und durch die Unmöglichkeit der Änderung fortwachsen. Sie werden
und machen unglüklich, Karoline. Hoffen Sie nicht, den Man
hinaufzuziehen; das kan kein Weib; umgekehrt der Man zieht dieses
hinauf oder hinab. [Lücke] "die Abwesenheit von drei Wochen" auf
der einen Seite und "das Erschrecken über das Ablaufen derselben" auf10
der andern -- dazu der Wille des Vaters -- die Hindernisse der bürger-
lichen Verhältnisse, die nicht blos Sie allein verwunden, alles ruft
Sie von einem Altare weg, wo Sie Ihr Herz und Ihr Glük einer
Gottheit opfern, die keine für Sie ist.

Das alles sagt Ihnen blos kalt mein Gewissen, das Sie fragten15
und das allein hier die Stimme haben durfte. Leben Sie wohl, gute
Seele!

R.
16. An Graf Alvensleben in Berlin.
[Kopie]20

Fragmente, die nichts von Fragmenten haben als die Reize. Darf
ich das Urtheil des Publikums durch meines antizipieren: so find' ich
-- wie im geographischen Rusland der gröste europäische Diamant
ist -- in Ihrem den grösten Ihres Buchs -- Standpunkt des histori-
schen Parks [?] -- der Schilderung fehlt nichts als die des Malers --25
die schöne moralische Wärme des Menschen und die überal hangenden
Blumenkränze der Phantasie machen Ihr säkul[arisches] Bilder-
kabinet zum schönsten Aufenthalt. Vergeben Sie das Unbedeutende,
das ich über das Bedeutende sagte.

[18] *17. An Karoline Mayer.30

Auf deine Schwester und deinen Brief wart' ich immer mitten in
den Flammen der Arbeit, meine Einzige und Ewige! Ich sehne mich
nach den Lauten deines Herzens, nach den Nachtönen unserer Gegen-
wart. O wie wohl thut es der vollen Seele, daß sie alles sagen darf,35

iſt. — Ferner: wenn jezt ſchon in der freien blumigen Jahrszeit der
Liebe „die gröſte Selbſtüberwindung“, „ein baufälliges Gebäude der
Glükſeeligkeit“, „verſchobene Verhältniſſe“, „Misverſtändniſſe“ ein-
treten: wie mus das fürchterlich in der ſtrengern Ehe, in der ewigen
Wiederkehr der Mistöne und durch die Fortdauer der Gegenwart5
und durch die Unmöglichkeit der Änderung fortwachſen. Sie werden
und machen unglüklich, Karoline. Hoffen Sie nicht, den Man
hinaufzuziehen; das kan kein Weib; umgekehrt der Man zieht dieſes
hinauf oder hinab. [Lücke] „die Abweſenheit von drei Wochen“ auf
der einen Seite und „das Erſchrecken über das Ablaufen derſelben“ auf10
der andern — dazu der Wille des Vaters — die Hinderniſſe der bürger-
lichen Verhältniſſe, die nicht blos Sie allein verwunden, alles ruft
Sie von einem Altare weg, wo Sie Ihr Herz und Ihr Glük einer
Gottheit opfern, die keine für Sie iſt.

Das alles ſagt Ihnen blos kalt mein Gewiſſen, das Sie fragten15
und das allein hier die Stimme haben durfte. Leben Sie wohl, gute
Seele!

R.
16. An Graf Alvensleben in Berlin.
[Kopie]20

Fragmente, die nichts von Fragmenten haben als die Reize. Darf
ich das Urtheil des Publikums durch meines antizipieren: ſo find’ ich
— wie im geographiſchen Rusland der gröſte europäiſche Diamant
iſt — in Ihrem den gröſten Ihres Buchs — Standpunkt des hiſtori-
ſchen Parks [?] — der Schilderung fehlt nichts als die des Malers —25
die ſchöne moraliſche Wärme des Menſchen und die überal hangenden
Blumenkränze der Phantaſie machen Ihr ſäkul[ariſches] Bilder-
kabinet zum ſchönſten Aufenthalt. Vergeben Sie das Unbedeutende,
das ich über das Bedeutende ſagte.

[18] *17. An Karoline Mayer.30

Auf deine Schweſter und deinen Brief wart’ ich immer mitten in
den Flammen der Arbeit, meine Einzige und Ewige! Ich ſehne mich
nach den Lauten deines Herzens, nach den Nachtönen unſerer Gegen-
wart. O wie wohl thut es der vollen Seele, daß ſie alles ſagen darf,35

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[14/0019] iſt. — Ferner: wenn jezt ſchon in der freien blumigen Jahrszeit der Liebe „die gröſte Selbſtüberwindung“, „ein baufälliges Gebäude der Glükſeeligkeit“, „verſchobene Verhältniſſe“, „Misverſtändniſſe“ ein- treten: wie mus das fürchterlich in der ſtrengern Ehe, in der ewigen Wiederkehr der Mistöne und durch die Fortdauer der Gegenwart 5 und durch die Unmöglichkeit der Änderung fortwachſen. Sie werden und machen unglüklich, Karoline. Hoffen Sie nicht, den Man hinaufzuziehen; das kan kein Weib; umgekehrt der Man zieht dieſes hinauf oder hinab. [Lücke] „die Abweſenheit von drei Wochen“ auf der einen Seite und „das Erſchrecken über das Ablaufen derſelben“ auf 10 der andern — dazu der Wille des Vaters — die Hinderniſſe der bürger- lichen Verhältniſſe, die nicht blos Sie allein verwunden, alles ruft Sie von einem Altare weg, wo Sie Ihr Herz und Ihr Glük einer Gottheit opfern, die keine für Sie iſt. Das alles ſagt Ihnen blos kalt mein Gewiſſen, das Sie fragten 15 und das allein hier die Stimme haben durfte. Leben Sie wohl, gute Seele! R. 16. An Graf Alvensleben in Berlin. [Berlin, 2. Nov. 1800] 20 Fragmente, die nichts von Fragmenten haben als die Reize. Darf ich das Urtheil des Publikums durch meines antizipieren: ſo find’ ich — wie im geographiſchen Rusland der gröſte europäiſche Diamant iſt — in Ihrem den gröſten Ihres Buchs — Standpunkt des hiſtori- ſchen Parks [?] — der Schilderung fehlt nichts als die des Malers — 25 die ſchöne moraliſche Wärme des Menſchen und die überal hangenden Blumenkränze der Phantaſie machen Ihr ſäkul[ariſches] Bilder- kabinet zum ſchönſten Aufenthalt. Vergeben Sie das Unbedeutende, das ich über das Bedeutende ſagte. *17. An Karoline Mayer. 30 [Berlin, 4. Nov. 1800] Auf deine Schweſter und deinen Brief wart’ ich immer mitten in den Flammen der Arbeit, meine Einzige und Ewige! Ich ſehne mich nach den Lauten deines Herzens, nach den Nachtönen unſerer Gegen- wart. O wie wohl thut es der vollen Seele, daß ſie alles ſagen darf, 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/19>, abgerufen am 21.11.2024.