Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite
348. An Präsident von Thümmel in Altenburg.
[Kopie]

Eine so lange Unsichtbarkeit und Stille kan nicht prosaisch matter
unterbrochen werden als durch die Bitte etc. -- Im Mai zieh' ich
nach C[oburg] und also Ihrem Bruder ans Herz -- Und der Himmel5
geb' Ihnen beiden, was er jezt hinter seinen Wolken verspricht, den
Frühling.

[227] 349. An Ernst Wagner.
[Kopie]

Das Werk läuft zu breit aus einander wie ein See -- wodurch es10
romantisch wird -- anstat eng und gerade nach einem Ziel wie ein
Flus -- Misliebe --

350. An Hofrat Spazier in Leipzig.
[Kopie]

Ein Theaterstük in klarem kritischem Scheidewasser zerlassen.15

351. An Emanuel.

Auf mein den 11. pass. abgelaufenes dunkelblaues Couvert habe
zwar noch keine Antwort, wil aber hier doch wieder schreiben, um dem
Kammerrath Holdefreund -- bei dem Thieriot logierte -- einen20
Gefallen zu thun. Hundert und einige Gulden ist ihm nämlich Anton
Meinel in Wonsiedel für schwarzen Barchent schuldig, welcher schon
seit geraumer Zeit verstorben ist, nämlich der Meinel. Vergeblich
mahnte ihn H. in Kriegszeiten; die Wiener Bank, schrieb er zurük,
sei ihm 8000 schuldig und er kriege noch nichts. Die Witwe schreibt25
leztlich dem H., seit jener todt ist, 8000 Schulden wären da und nichts
zu kriegen. H. wil nun gern durch die 19te Hand wissen, ob's wahr ist
oder vielmehr einen rechtschaffenen, wenigstens unpartheiischen
Advokaten in Wonsiedel vorgeschlagen haben, der alles an- und
verficht. Ich bitte Sie oder Otto, ihm in W. einen detto zuzuweisen30
durch mich.

Da ich warlich jezt nichts zu schreiben habe als eine Antwort auf
Ihren Brief, der freilich erst nachkomt: so laufe sie voraus. Sehr

348. An Präſident von Thümmel in Altenburg.
[Kopie]

Eine ſo lange Unſichtbarkeit und Stille kan nicht proſaiſch matter
unterbrochen werden als durch die Bitte ꝛc. — Im Mai zieh’ ich
nach C[oburg] und alſo Ihrem Bruder ans Herz — Und der Himmel5
geb’ Ihnen beiden, was er jezt hinter ſeinen Wolken verſpricht, den
Frühling.

[227] 349. An Ernſt Wagner.
[Kopie]

Das Werk läuft zu breit aus einander wie ein See — wodurch es10
romantiſch wird — anſtat eng und gerade nach einem Ziel wie ein
Flus — Misliebe —

350. An Hofrat Spazier in Leipzig.
[Kopie]

Ein Theaterſtük in klarem kritiſchem Scheidewaſſer zerlaſſen.15

351. An Emanuel.

Auf mein den 11. pass. abgelaufenes dunkelblaues Couvert habe
zwar noch keine Antwort, wil aber hier doch wieder ſchreiben, um dem
Kammerrath Holdefreund — bei dem Thieriot logierte — einen20
Gefallen zu thun. Hundert und einige Gulden iſt ihm nämlich Anton
Meinel in Wonſiedel für ſchwarzen Barchent ſchuldig, welcher ſchon
ſeit geraumer Zeit verſtorben iſt, nämlich der Meinel. Vergeblich
mahnte ihn H. in Kriegszeiten; die Wiener Bank, ſchrieb er zurük,
ſei ihm 8000 ſchuldig und er kriege noch nichts. Die Witwe ſchreibt25
leztlich dem H., ſeit jener todt iſt, 8000 Schulden wären da und nichts
zu kriegen. H. wil nun gern durch die 19te Hand wiſſen, ob’s wahr iſt
oder vielmehr einen rechtſchaffenen, wenigſtens unpartheiiſchen
Advokaten in Wonsiedel vorgeſchlagen haben, der alles an- und
verficht. Ich bitte Sie oder Otto, ihm in W. einen detto zuzuweiſen30
durch mich.

Da ich warlich jezt nichts zu ſchreiben habe als eine Antwort auf
Ihren Brief, der freilich erſt nachkomt: ſo laufe ſie voraus. Sehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0211" n="204"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>348. An <hi rendition="#g">Prä&#x017F;ident von Thümmel in Altenburg.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 18. Febr. 1803]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Eine &#x017F;o lange Un&#x017F;ichtbarkeit und Stille kan nicht pro&#x017F;ai&#x017F;ch matter<lb/>
unterbrochen werden als durch die Bitte &#xA75B;c. &#x2014; Im Mai zieh&#x2019; ich<lb/>
nach <hi rendition="#aq">C[oburg]</hi> und al&#x017F;o Ihrem Bruder ans Herz &#x2014; Und der Himmel<lb n="5"/>
geb&#x2019; Ihnen beiden, was er jezt hinter &#x017F;einen Wolken ver&#x017F;pricht, den<lb/>
Frühling.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head><note place="left"><ref target="1922_Bd4_227">[227]</ref></note> 349. An <hi rendition="#g">Ern&#x017F;t Wagner.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 22. Febr. 1803]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Das Werk läuft zu breit aus einander wie ein See &#x2014; wodurch es<lb n="10"/>
romanti&#x017F;ch wird &#x2014; an&#x017F;tat eng und gerade nach einem Ziel wie ein<lb/>
Flus &#x2014; Misliebe &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>350. An <hi rendition="#g">Hofrat Spazier in Leipzig.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 1. März 1803]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ein Theater&#x017F;tük in klarem kriti&#x017F;chem Scheidewa&#x017F;&#x017F;er zerla&#x017F;&#x017F;en.<lb n="15"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>351. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">[Meiningen]</hi> d. 6. März 1803.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Auf mein den 11. <hi rendition="#aq">pass.</hi> abgelaufenes dunkelblaues Couvert habe<lb/>
zwar noch keine Antwort, wil aber hier doch wieder &#x017F;chreiben, um dem<lb/>
Kammerrath <hi rendition="#aq">Holdefreund</hi> &#x2014; bei dem Thieriot logierte &#x2014; einen<lb n="20"/>
Gefallen zu thun. Hundert und einige Gulden i&#x017F;t ihm nämlich Anton<lb/>
Meinel in Won&#x017F;iedel für &#x017F;chwarzen Barchent &#x017F;chuldig, welcher &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;eit geraumer Zeit ver&#x017F;torben i&#x017F;t, nämlich der Meinel. Vergeblich<lb/>
mahnte ihn <hi rendition="#aq">H.</hi> in Kriegszeiten; die Wiener Bank, &#x017F;chrieb er zurük,<lb/>
&#x017F;ei ihm 8000 &#x017F;chuldig und er kriege noch nichts. Die Witwe &#x017F;chreibt<lb n="25"/>
leztlich dem <hi rendition="#aq">H.,</hi> &#x017F;eit jener todt i&#x017F;t, 8000 Schulden wären da und nichts<lb/>
zu kriegen. <hi rendition="#aq">H.</hi> wil nun gern durch die 19<hi rendition="#sup">te</hi> Hand wi&#x017F;&#x017F;en, ob&#x2019;s wahr i&#x017F;t<lb/>
oder vielmehr einen recht&#x017F;chaffenen, wenig&#x017F;tens unpartheii&#x017F;chen<lb/>
Advokaten in <hi rendition="#aq">Wonsiedel</hi> vorge&#x017F;chlagen haben, der alles an- und<lb/>
verficht. Ich bitte Sie oder Otto, ihm in <hi rendition="#aq">W.</hi> einen <hi rendition="#aq">detto</hi> zuzuwei&#x017F;en<lb n="30"/>
durch mich.</p><lb/>
        <p>Da ich warlich jezt nichts zu &#x017F;chreiben habe als eine Antwort auf<lb/>
Ihren Brief, der freilich er&#x017F;t nachkomt: &#x017F;o laufe &#x017F;ie voraus. Sehr<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0211] 348. An Präſident von Thümmel in Altenburg. [Meiningen, 18. Febr. 1803] Eine ſo lange Unſichtbarkeit und Stille kan nicht proſaiſch matter unterbrochen werden als durch die Bitte ꝛc. — Im Mai zieh’ ich nach C[oburg] und alſo Ihrem Bruder ans Herz — Und der Himmel 5 geb’ Ihnen beiden, was er jezt hinter ſeinen Wolken verſpricht, den Frühling. 349. An Ernſt Wagner. [Meiningen, 22. Febr. 1803] Das Werk läuft zu breit aus einander wie ein See — wodurch es 10 romantiſch wird — anſtat eng und gerade nach einem Ziel wie ein Flus — Misliebe — 350. An Hofrat Spazier in Leipzig. [Meiningen, 1. März 1803] Ein Theaterſtük in klarem kritiſchem Scheidewaſſer zerlaſſen. 15 351. An Emanuel. [Meiningen] d. 6. März 1803. Auf mein den 11. pass. abgelaufenes dunkelblaues Couvert habe zwar noch keine Antwort, wil aber hier doch wieder ſchreiben, um dem Kammerrath Holdefreund — bei dem Thieriot logierte — einen 20 Gefallen zu thun. Hundert und einige Gulden iſt ihm nämlich Anton Meinel in Wonſiedel für ſchwarzen Barchent ſchuldig, welcher ſchon ſeit geraumer Zeit verſtorben iſt, nämlich der Meinel. Vergeblich mahnte ihn H. in Kriegszeiten; die Wiener Bank, ſchrieb er zurük, ſei ihm 8000 ſchuldig und er kriege noch nichts. Die Witwe ſchreibt 25 leztlich dem H., ſeit jener todt iſt, 8000 Schulden wären da und nichts zu kriegen. H. wil nun gern durch die 19te Hand wiſſen, ob’s wahr iſt oder vielmehr einen rechtſchaffenen, wenigſtens unpartheiiſchen Advokaten in Wonsiedel vorgeſchlagen haben, der alles an- und verficht. Ich bitte Sie oder Otto, ihm in W. einen detto zuzuweiſen 30 durch mich. Da ich warlich jezt nichts zu ſchreiben habe als eine Antwort auf Ihren Brief, der freilich erſt nachkomt: ſo laufe ſie voraus. Sehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/211
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/211>, abgerufen am 21.11.2024.