die fahrende Post daraus machte, zu viel kosten bei so vielen Kosten, welche z. B. als bloßes Weggeld über 5 fl. betragen im kothigen Sachsen. -- Der Bruder der Königin in Preußen hat mir eine schöne Biographie von ihr und eine schöne Antwort von sich ge- schickt, sonst -- nichts. -- Ich werde dir nicht oft schreiben, da ich5 dir jetzt die Grundierung der nächsten Zukunft geschickt; auch von dir begehr' ich nicht posttägliche Nachricht. -- Brockhausen [!] soll dir meinen Aufsatz für die ungedruckte Uraniadurchaus mitgeben. -- Fehlt es dir an Geld für die Rückreise: so borg' es; durch An- weisung bezahl' ichs sogleich. -- Du bleibst sonach 3 Wochen aus,10 da die Hin- und Herreise eine ausmacht. Deinem Gewissen und Gefühle bleibe die Dauer der Ferne überlassen. Da mein Inneres ohnehin so dunkel-trauernd wie ein Trauerzimmer ausgeschlagen ist: so kommt es nicht darauf an, welche Hand oder Stunde mehr, noch einen neuen Flor darin annagelt. Aber ich liebe dich herzlich und15 innigst und habe nie aufgehört es zu thun, obwol manchmal, glück- lich zu sein, denn ich habe stets dein Wesen von einzelnen That- sachen, das Leben von einzelnen Minuten geschieden und daher fort geliebt, auch wo ich gezürnt. Es gehe dir wol und das Leben glänze dir in dieser dunkeln Zeit!20
Dein Richter
Den Ehrenbergischen Brief an Herseel kann ich ohne nähere Kenntnis der Sache nicht von hier abschicken.
N. S. Sage doch H. Ludwig und Md. Ehrenberg, daß es bei mir nicht wie bei andern Leuten steht, sondern daß ich oft 10 [?]25 Briefe zu beantworten habe, die ich nicht beantworte, aber dafür hundert Seiten habe, die ich schreiben muß. Jetzt vollends!
N. S. Ohne Noth sollen keine, auch keine frankierten Briefe an mich abgehen. Denn ich habe überhaupt nicht viel Lust aber viel Zwang, zu schweigen.30
Schreibe mir den Ort deiner Perlen und Steine, der Feuers Gefahr wegen.
[auf besonderem Blatt:]
Da Personen in Minna's Zustand am leichtesten argwöhnen: so nimm in deinem Betragen gegen Brockh. darauf Rücksicht, damit35 sie dich nicht für sich halte.
die fahrende Poſt daraus machte, zu viel koſten bei ſo vielen Koſten, welche z. B. als bloßes Weggeld über 5 fl. betragen im kothigen Sachſen. — Der Bruder der Königin in Preußen hat mir eine ſchöne Biographie von ihr und eine ſchöne Antwort von ſich ge- ſchickt, ſonſt — nichts. — Ich werde dir nicht oft ſchreiben, da ich5 dir jetzt die Grundierung der nächſten Zukunft geſchickt; auch von dir begehr’ ich nicht poſttägliche Nachricht. — Brockhausen [!] ſoll dir meinen Aufſatz für die ungedruckte Uraniadurchaus mitgeben. — Fehlt es dir an Geld für die Rückreiſe: ſo borg’ es; durch An- weiſung bezahl’ ichs ſogleich. — Du bleibſt ſonach 3 Wochen aus,10 da die Hin- und Herreiſe eine ausmacht. Deinem Gewiſſen und Gefühle bleibe die Dauer der Ferne überlaſſen. Da mein Inneres ohnehin ſo dunkel-trauernd wie ein Trauerzimmer ausgeſchlagen iſt: ſo kommt es nicht darauf an, welche Hand oder Stunde mehr, noch einen neuen Flor darin annagelt. Aber ich liebe dich herzlich und15 innigſt und habe nie aufgehört es zu thun, obwol manchmal, glück- lich zu ſein, denn ich habe ſtets dein Weſen von einzelnen That- ſachen, das Leben von einzelnen Minuten geſchieden und daher fort geliebt, auch wo ich gezürnt. Es gehe dir wol und das Leben glänze dir in dieſer dunkeln Zeit!20
Dein Richter
Den Ehrenbergischen Brief an Herseel kann ich ohne nähere Kenntnis der Sache nicht von hier abſchicken.
N. S. Sage doch H. Ludwig und Md. Ehrenberg, daß es bei mir nicht wie bei andern Leuten ſteht, ſondern daß ich oft 10 [?]25 Briefe zu beantworten habe, die ich nicht beantworte, aber dafür hundert Seiten habe, die ich ſchreiben muß. Jetzt vollends!
N. S. Ohne Noth ſollen keine, auch keine frankierten Briefe an mich abgehen. Denn ich habe überhaupt nicht viel Luſt aber viel Zwang, zu ſchweigen.30
Schreibe mir den Ort deiner Perlen und Steine, der Feuers Gefahr wegen.
[auf besonderem Blatt:]
Da Perſonen in Minna’s Zuſtand am leichteſten argwöhnen: ſo nimm in deinem Betragen gegen Brockh. darauf Rückſicht, damit35 ſie dich nicht für ſich halte.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0173"n="160"/>
die fahrende Poſt daraus machte, zu viel koſten bei ſo vielen Koſten,<lb/>
welche z. B. als bloßes Weggeld über 5 fl. betragen im kothigen<lb/>
Sachſen. — Der Bruder der Königin in Preußen hat mir eine<lb/>ſchöne Biographie von ihr und eine ſchöne Antwort von ſich ge-<lb/>ſchickt, ſonſt — nichts. — Ich werde dir nicht oft ſchreiben, da ich<lbn="5"/>
dir jetzt die Grundierung der nächſten Zukunft geſchickt; auch von<lb/>
dir begehr’ ich nicht poſttägliche Nachricht. —<hirendition="#aq">Brockhausen</hi> [!] ſoll<lb/>
dir meinen Aufſatz für die ungedruckte <hirendition="#aq">Urania</hi><hirendition="#g">durchaus</hi> mitgeben.<lb/>— Fehlt es dir an Geld für die Rückreiſe: ſo borg’ es; durch An-<lb/>
weiſung bezahl’ ichs ſogleich. — Du bleibſt ſonach 3 Wochen aus,<lbn="10"/>
da die Hin- und Herreiſe eine ausmacht. Deinem Gewiſſen und<lb/>
Gefühle bleibe die Dauer der Ferne überlaſſen. Da mein Inneres<lb/>
ohnehin ſo dunkel-trauernd wie ein Trauerzimmer ausgeſchlagen iſt:<lb/>ſo kommt es nicht darauf an, welche Hand oder Stunde mehr, noch<lb/>
einen neuen Flor darin annagelt. Aber ich liebe dich herzlich und<lbn="15"/>
innigſt und habe <hirendition="#b">nie</hi> aufgehört es zu thun, obwol manchmal, glück-<lb/>
lich zu ſein, denn ich habe ſtets dein Weſen von einzelnen That-<lb/>ſachen, das Leben von einzelnen Minuten geſchieden und daher<lb/>
fort geliebt, auch wo ich gezürnt. Es gehe dir wol und das Leben<lb/>
glänze dir in dieſer dunkeln Zeit!<lbn="20"/></p><closer><salute><hirendition="#right">Dein Richter</hi></salute></closer><lb/><postscript><p>Den <hirendition="#aq">Ehrenbergischen</hi> Brief an <hirendition="#aq">Herseel</hi> kann ich ohne nähere<lb/>
Kenntnis der Sache nicht von <hirendition="#g">hier</hi> abſchicken.</p></postscript><lb/><postscript><p>N. S. Sage doch H. <hirendition="#aq">Ludwig</hi> und <hirendition="#aq">Md. Ehrenberg,</hi> daß es bei<lb/>
mir nicht wie bei andern Leuten ſteht, ſondern daß ich oft 10 [?]<lbn="25"/>
Briefe zu beantworten habe, die ich nicht beantworte, aber dafür<lb/>
hundert Seiten habe, die ich ſchreiben muß. Jetzt vollends!</p></postscript><lb/><postscript><p>N. S. Ohne Noth ſollen keine, auch keine frankierten Briefe an<lb/>
mich abgehen. Denn ich habe überhaupt nicht viel Luſt aber viel<lb/>
Zwang, zu ſchweigen.<lbn="30"/></p><p>Schreibe mir den Ort deiner Perlen und Steine, der Feuers<lb/>
Gefahr wegen.</p></postscript></div><lb/><divn="2"><notetype="editorial"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">[auf besonderem Blatt:]</hi></hi></note><lb/><p>Da Perſonen in <hirendition="#aq">Minna’s</hi> Zuſtand am leichteſten argwöhnen: ſo<lb/>
nimm in deinem Betragen gegen <hirendition="#aq">Brockh.</hi> darauf Rückſicht, damit<lbn="35"/>ſie dich nicht für ſich halte.</p></div></div><lb/></body></text></TEI>
[160/0173]
die fahrende Poſt daraus machte, zu viel koſten bei ſo vielen Koſten,
welche z. B. als bloßes Weggeld über 5 fl. betragen im kothigen
Sachſen. — Der Bruder der Königin in Preußen hat mir eine
ſchöne Biographie von ihr und eine ſchöne Antwort von ſich ge-
ſchickt, ſonſt — nichts. — Ich werde dir nicht oft ſchreiben, da ich 5
dir jetzt die Grundierung der nächſten Zukunft geſchickt; auch von
dir begehr’ ich nicht poſttägliche Nachricht. — Brockhausen [!] ſoll
dir meinen Aufſatz für die ungedruckte Urania durchaus mitgeben.
— Fehlt es dir an Geld für die Rückreiſe: ſo borg’ es; durch An-
weiſung bezahl’ ichs ſogleich. — Du bleibſt ſonach 3 Wochen aus, 10
da die Hin- und Herreiſe eine ausmacht. Deinem Gewiſſen und
Gefühle bleibe die Dauer der Ferne überlaſſen. Da mein Inneres
ohnehin ſo dunkel-trauernd wie ein Trauerzimmer ausgeſchlagen iſt:
ſo kommt es nicht darauf an, welche Hand oder Stunde mehr, noch
einen neuen Flor darin annagelt. Aber ich liebe dich herzlich und 15
innigſt und habe nie aufgehört es zu thun, obwol manchmal, glück-
lich zu ſein, denn ich habe ſtets dein Weſen von einzelnen That-
ſachen, das Leben von einzelnen Minuten geſchieden und daher
fort geliebt, auch wo ich gezürnt. Es gehe dir wol und das Leben
glänze dir in dieſer dunkeln Zeit! 20
Dein Richter
Den Ehrenbergischen Brief an Herseel kann ich ohne nähere
Kenntnis der Sache nicht von hier abſchicken.
N. S. Sage doch H. Ludwig und Md. Ehrenberg, daß es bei
mir nicht wie bei andern Leuten ſteht, ſondern daß ich oft 10 [?] 25
Briefe zu beantworten habe, die ich nicht beantworte, aber dafür
hundert Seiten habe, die ich ſchreiben muß. Jetzt vollends!
N. S. Ohne Noth ſollen keine, auch keine frankierten Briefe an
mich abgehen. Denn ich habe überhaupt nicht viel Luſt aber viel
Zwang, zu ſchweigen. 30
Schreibe mir den Ort deiner Perlen und Steine, der Feuers
Gefahr wegen.
Da Perſonen in Minna’s Zuſtand am leichteſten argwöhnen: ſo
nimm in deinem Betragen gegen Brockh. darauf Rückſicht, damit 35
ſie dich nicht für ſich halte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/173>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.