-- Harmes, die alle Menschen von einigem Rufe mit Ruß von ihrem Kanapee herab bewarf. Weiber freilich schminkte sie am meisten schwarz. Ich habe sonst mich wie sie selbst sich, über sie getäuscht, welche glaubt, alles Edle zu besitzen, weil sie es bei andern bewundert und fodert, und welche z. B. nicht die Menschen, sondern5 nur die Menschenliebe liebt. -- Deinem Bruder verdank' ich das letzte Anspornen zum Zerreissen eines Ehestrangs und Stachel- gürtels mit ihr, denn zu etwas bessern hätte sich das Eheband nicht gewebt. -- Sie färbe mich schwarz; ich habe in mehr als einer Stadt schon Leute, die mich weiß waschen, da ich kein Mohr10 bin .... Wenn das neue Jahr sein Thor aufmacht, zeig' es dir nicht nur ferne blühende Gärten -- welche auf Neujahrswünschen sogar gestickt und gemalt zu haben sind -- sondern es führe dich auch hinein, von einer Blume und einem Fruchtbaum zum andern.
411. An Otto.15
[Bayreuth, etwa 23. Dez. 1810]
Guten Tag, lieber Otto! Hier die L[iteratur Z[eitung]. -- Mein ziemlich krank gewesener Max ist wieder besser; dennoch ließ ich gestern den D. Sackenreiter holen, der zufrieden mit der antiphlogi- stischen Kur, blos ein Senfpflaster und Malventrank anrieth. --20 Müllers Werke, die erst gestern abgegeben wurden, werden dich und mich sehr erfreuen. Seine Geschichte ist nicht etwan entworfen, sondern ordentlich ausgearbeitet. -- Hast du den Kriegskalender durch? Ein Rezensent in der eleganten Zeitung "vermißt frisches Leben" in meinem Aufsatze.25
412. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Dez. 1810]
Guten Morgen, Emanuel! Ich bitte Sie um die Güte, das kleine Paar nur eine Stunde zu beherbergen, da ich mit Anna auf den Freuden-Markt gehe. -- Der Anonymus meint es unmöglich30 ernsthaft*); will sich etwan einer rächen, (oder Sie ausforschen) mit dem Sie in München prozessierten?
*) denn wer wird bei einer Bitte 2mal nicht-frankieren?
11*
— Harmes, die alle Menſchen von einigem Rufe mit Ruß von ihrem Kanapee herab bewarf. Weiber freilich ſchminkte ſie am meiſten ſchwarz. Ich habe ſonſt mich wie ſie ſelbſt ſich, über ſie getäuſcht, welche glaubt, alles Edle zu beſitzen, weil ſie es bei andern bewundert und fodert, und welche z. B. nicht die Menſchen, ſondern5 nur die Menſchenliebe liebt. — Deinem Bruder verdank’ ich das letzte Anſpornen zum Zerreiſſen eines Eheſtrangs und Stachel- gürtels mit ihr, denn zu etwas beſſern hätte ſich das Eheband nicht gewebt. — Sie färbe mich ſchwarz; ich habe in mehr als einer Stadt ſchon Leute, die mich weiß waſchen, da ich kein Mohr10 bin .... Wenn das neue Jahr ſein Thor aufmacht, zeig’ es dir nicht nur ferne blühende Gärten — welche auf Neujahrswünſchen ſogar geſtickt und gemalt zu haben ſind — ſondern es führe dich auch hinein, von einer Blume und einem Fruchtbaum zum andern.
411. An Otto.15
[Bayreuth, etwa 23. Dez. 1810]
Guten Tag, lieber Otto! Hier die L[iteratur Z[eitung]. — Mein ziemlich krank geweſener Max iſt wieder beſſer; dennoch ließ ich geſtern den D. Sackenreiter holen, der zufrieden mit der antiphlogi- ſtiſchen Kur, blos ein Senfpflaſter und Malventrank anrieth. —20 Müllers Werke, die erſt geſtern abgegeben wurden, werden dich und mich ſehr erfreuen. Seine Geſchichte iſt nicht etwan entworfen, ſondern ordentlich ausgearbeitet. — Haſt du den Kriegskalender durch? Ein Rezenſent in der eleganten Zeitung „vermißt friſches Leben“ in meinem Aufſatze.25
412. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Dez. 1810]
Guten Morgen, Emanuel! Ich bitte Sie um die Güte, das kleine Paar nur eine Stunde zu beherbergen, da ich mit Anna auf den Freuden-Markt gehe. — Der Anonymus meint es unmöglich30 ernſthaft*); will ſich etwan einer rächen, (oder Sie ausforſchen) mit dem Sie in München prozeſſierten?
*) denn wer wird bei einer Bitte 2mal nicht-frankieren?
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— Harmes, die alle Menſchen von einigem Rufe mit Ruß von
ihrem Kanapee herab bewarf. Weiber freilich ſchminkte ſie am
meiſten ſchwarz. Ich habe ſonſt mich wie ſie ſelbſt ſich, über ſie
getäuſcht, welche glaubt, alles Edle zu beſitzen, weil ſie es bei andern
bewundert und fodert, und welche z. B. nicht die Menſchen, ſondern 5
nur die Menſchenliebe liebt. — Deinem Bruder verdank’ ich das
letzte Anſpornen zum Zerreiſſen eines Eheſtrangs und Stachel-
gürtels mit ihr, denn zu etwas beſſern hätte ſich das Eheband
nicht gewebt. — Sie färbe mich ſchwarz; ich habe in mehr als
einer Stadt ſchon Leute, die mich weiß waſchen, da ich kein Mohr 10
bin .... Wenn das neue Jahr ſein Thor aufmacht, zeig’ es dir
nicht nur ferne blühende Gärten — welche auf Neujahrswünſchen
ſogar geſtickt und gemalt zu haben ſind — ſondern es führe dich
auch hinein, von einer Blume und einem Fruchtbaum zum andern.
411. An Otto. 15
[Bayreuth, etwa 23. Dez. 1810]
Guten Tag, lieber Otto! Hier die L[iteratur Z[eitung]. —
Mein ziemlich krank geweſener Max iſt wieder beſſer; dennoch ließ ich
geſtern den D. Sackenreiter holen, der zufrieden mit der antiphlogi-
ſtiſchen Kur, blos ein Senfpflaſter und Malventrank anrieth. — 20
Müllers Werke, die erſt geſtern abgegeben wurden, werden dich
und mich ſehr erfreuen. Seine Geſchichte iſt nicht etwan entworfen,
ſondern ordentlich ausgearbeitet. — Haſt du den Kriegskalender
durch? Ein Rezenſent in der eleganten Zeitung „vermißt friſches
Leben“ in meinem Aufſatze. 25
412. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Dez. 1810]
Guten Morgen, Emanuel! Ich bitte Sie um die Güte, das
kleine Paar nur eine Stunde zu beherbergen, da ich mit Anna auf
den Freuden-Markt gehe. — Der Anonymus meint es unmöglich 30
ernſthaft *); will ſich etwan einer rächen, (oder Sie ausforſchen)
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*) denn wer wird bei einer Bitte 2mal nicht-frankieren?
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/176>, abgerufen am 04.12.2024.
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