Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.-- Und darauf hab' ich ihn noch beurtheilt, d. h. gelobt. Ich erspare mir Briefpapier durch das Druckpapier der Heidel- Allen meinen Freunden gab ich mit Sigurd denselben Festtag. Auf die Vollendung eines solchen Cyclus und Zauberkreises bin5 Haben Sie Dank! Das Leben sei Ihnen so gewogen als die Ihr Jean Paul Fr. Richter10 [Adr.] H. Baron de la Motte Fouque, Verfasser des Sigurds, Berlin. Abzugeben bei H. Buchhändler Hitzig. 97. An Otto. In Miedels Garten d. 15 M[ai] Montag 1809Deine neue und feine Dedukzion und Devalvazion hab ich heute15 Was mir am meisten gefiel, (außer der Ruhe, womit du Moral — Und darauf hab’ ich ihn noch beurtheilt, d. h. gelobt. Ich erſpare mir Briefpapier durch das Druckpapier der Heidel- Allen meinen Freunden gab ich mit Sigurd denſelben Feſttag. Auf die Vollendung eines ſolchen Cyclus und Zauberkreiſes bin5 Haben Sie Dank! Das Leben ſei Ihnen ſo gewogen als die Ihr Jean Paul Fr. Richter10 [Adr.] H. Baron de la Motte Fouqué, Verfaſſer des Sigurds, Berlin. Abzugeben bei H. Buchhändler Hitzig. 97. An Otto. In Miedels Garten d. 15 M[ai] 〈Montag〉 1809Deine neue und feine Dedukzion und Devalvazion hab ich heute15 Was mir am meiſten gefiel, (außer der Ruhe, womit du Moral <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0041" n="32"/> <p>— Und darauf hab’ ich ihn noch beurtheilt, d. h. gelobt.</p><lb/> <p>Ich erſpare mir Briefpapier durch das Druckpapier der <hi rendition="#aq">Heidel-<lb/> berger</hi> Jahrbücher, wohin ich Sie darüber verweiſe.</p><lb/> <p>Allen meinen Freunden gab ich mit <hi rendition="#aq">Sigurd</hi> denſelben Feſttag.</p><lb/> <p>Auf die Vollendung eines ſolchen Cyclus und Zauberkreiſes bin<lb n="5"/> ich begieriger als auf den quad[r]ierten Zirkel.</p><lb/> <p>Haben Sie Dank! Das Leben ſei Ihnen ſo gewogen als die<lb/> Muſe!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> <lb n="10"/> </salute> </closer> <trailer> <address> <addrLine>[Adr.] H. Baron de la <hi rendition="#aq">Motte Fouqué,</hi> Verfaſſer des <hi rendition="#aq">Sigurds,<lb/> Berlin.</hi> Abzugeben bei H. Buchhändler <hi rendition="#aq">Hitzig.</hi></addrLine> </address> </trailer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>97. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">In Miedels Garten d. 15 M[ai] 〈Montag〉 1809</hi> </dateline><lb/> <p>Deine neue und feine Dedukzion und Devalvazion hab ich heute<lb n="15"/> zu Ende geleſen; aber deſto mehr ihren Reſt — der aber wahrſchein-<lb/> lich den größern Theil ausmacht — gewünſcht zum Vergnügen<lb/> und Urtheil. Das mir beſonders Gefallende hab’ ich <hi rendition="#g">mehrmals</hi><lb/> vertikal angeſtrichen. In der Fortſetzung wirſt du — vermuthe ich —<lb/> dich mehr auf den kameraliſtiſchen und moraliſchen ꝛc. Beitrag<lb n="20"/> zum Verfalle einlaſſen, ſo wie jetzt auf den diplomatiſchen. Aber<lb/> nicht ohne alle Parteilichkeit gibſt du dem preußiſchen Aberglauben<lb/><hi rendition="#g">an den</hi> veralteten Kriegswerth zu viel Gewicht beim Unterſinken;<lb/> ein anderer würde aus dem <hi rendition="#g">Glauben an ſich</hi> ſelber geradezu Siege<lb/> ableiten; folglich ergänzt ſich deine Dedukzion erſt durch die Bei-<lb n="25"/> ziehung mehrerer Staats-Krebſe.</p><lb/> <p>Was mir am meiſten gefiel, (außer der Ruhe, womit du Moral<lb/> und Politik in ihren Gränzen ausreden läßeſt, und außer der Dar-<lb/> ſtellung, wie N[apoleon] immer auf den Augenb[l]ick zu höhern<lb/> Planen ſtieg) — nämlich die Selbſttäuſchung über eigne und fremde<lb n="30"/> Beſitztitel, ſollteſt du in Kürze umarbeiten. Erſt unter dem Schreiben<lb/> entwickelt ſich der Gedanke immer erwachſener, und du gibſt anfangs<lb/> das <hi rendition="#aq">punctum saliens,</hi> dann das Kind, endlich das erwachſene<lb/> Weſen. Gib doch lieber nur letzteres. Mach’ es wie ich und andere;<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0041]
— Und darauf hab’ ich ihn noch beurtheilt, d. h. gelobt.
Ich erſpare mir Briefpapier durch das Druckpapier der Heidel-
berger Jahrbücher, wohin ich Sie darüber verweiſe.
Allen meinen Freunden gab ich mit Sigurd denſelben Feſttag.
Auf die Vollendung eines ſolchen Cyclus und Zauberkreiſes bin 5
ich begieriger als auf den quad[r]ierten Zirkel.
Haben Sie Dank! Das Leben ſei Ihnen ſo gewogen als die
Muſe!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter 10
[Adr.] H. Baron de la Motte Fouqué, Verfaſſer des Sigurds,
Berlin. Abzugeben bei H. Buchhändler Hitzig.
97. An Otto.
In Miedels Garten d. 15 M[ai] 〈Montag〉 1809
Deine neue und feine Dedukzion und Devalvazion hab ich heute 15
zu Ende geleſen; aber deſto mehr ihren Reſt — der aber wahrſchein-
lich den größern Theil ausmacht — gewünſcht zum Vergnügen
und Urtheil. Das mir beſonders Gefallende hab’ ich mehrmals
vertikal angeſtrichen. In der Fortſetzung wirſt du — vermuthe ich —
dich mehr auf den kameraliſtiſchen und moraliſchen ꝛc. Beitrag 20
zum Verfalle einlaſſen, ſo wie jetzt auf den diplomatiſchen. Aber
nicht ohne alle Parteilichkeit gibſt du dem preußiſchen Aberglauben
an den veralteten Kriegswerth zu viel Gewicht beim Unterſinken;
ein anderer würde aus dem Glauben an ſich ſelber geradezu Siege
ableiten; folglich ergänzt ſich deine Dedukzion erſt durch die Bei- 25
ziehung mehrerer Staats-Krebſe.
Was mir am meiſten gefiel, (außer der Ruhe, womit du Moral
und Politik in ihren Gränzen ausreden läßeſt, und außer der Dar-
ſtellung, wie N[apoleon] immer auf den Augenb[l]ick zu höhern
Planen ſtieg) — nämlich die Selbſttäuſchung über eigne und fremde 30
Beſitztitel, ſollteſt du in Kürze umarbeiten. Erſt unter dem Schreiben
entwickelt ſich der Gedanke immer erwachſener, und du gibſt anfangs
das punctum saliens, dann das Kind, endlich das erwachſene
Weſen. Gib doch lieber nur letzteres. Mach’ es wie ich und andere;
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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