Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.158. An Otto. [Bayreuth, 29. Sept. 1809]Guten Morgen, Lieber! Willst du mir nicht den Gefallen thun, Langermann sagte mit gestern, das Diplom-Siegel sei das Weißt du keinen Kaufmann, der gutes Schreibpapier hat? -- 159. An Otto. [Bayreuth, Anfang Okt. 1809?]Guten Morgen, Alter! Sei doch so gut und lies hier nach, ob15 N. S. Anlangend den Wein, so faste ja nicht; es ist unmöglich,20 160. An Friedrich Heinrich Jacobi in München. Bayreuth d. 21. Sept. 1809Deine liebe Handschrift fuhr wie ein Sonnenblick aus dem 158. An Otto. [Bayreuth, 29. Sept. 1809]Guten Morgen, Lieber! Willſt du mir nicht den Gefallen thun, Langermann ſagte mit geſtern, das Diplom-Siegel ſei das Weißt du keinen Kaufmann, der gutes Schreibpapier hat? — 159. An Otto. [Bayreuth, Anfang Okt. 1809?]Guten Morgen, Alter! Sei doch ſo gut und lies hier nach, ob15 N. S. Anlangend den Wein, ſo faſte ja nicht; es iſt unmöglich,20 160. An Friedrich Heinrich Jacobi in München. Bayreuth d. 21. Sept. 1809Deine liebe Handſchrift fuhr wie ein Sonnenblick aus dem <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0063" n="54"/> <div type="letter" n="1"> <head>158. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 29. Sept. 1809]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, Lieber! Willſt du mir nicht den Gefallen thun,<lb/> den du nur Einmal in meinem Leben zu thun brauchſt — weil ich<lb/> die Vorſchrift aufhebe — dieſes Formular von Anweiſung anzuſehen<lb n="5"/> und im Nothfall zu beſſern? — Und dann möcht ich wol auch um<lb/> ein kleines Quittungs Formular dich bitten.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Langermann</hi> ſagte mit geſtern, das Diplom-Siegel ſei das<lb/> jeſuitiſche; und in einigen Tagen könne von <hi rendition="#aq">Stuttgart</hi> Nachricht<lb/> in der andern Gegend ſein.<lb n="10"/> </p> <p>Weißt du keinen Kaufmann, der gutes Schreibpapier hat? —<lb/> Störe dich nicht, ſage nur, wenn ich wieder ſchicken ſoll.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>159. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Anfang Okt. 1809?]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, Alter! Sei doch ſo gut und lies hier nach, ob<lb n="15"/> ich nach dem Vorlegeblatt deiner Quittung die meinige richtig aus-<lb/> gearbeitet habe. — Aus der Kanzleibibliothek ſoll ich noch einen<lb/> Band Schillerſch. <hi rendition="#aq">Mémoires</hi> haben; läugn’ es aber. Auch erinnere<lb/> ich mich nicht, dir einen gegeben zu haben.</p><lb/> <p>N. S. Anlangend den Wein, ſo faſte ja nicht; es iſt unmöglich,<lb n="20"/> das theuere Unglück, daß ich die Ohm früher leere als deine ankommt.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <head>160. An <hi rendition="#g">Friedrich Heinrich Jacobi in München.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 21. Sept.</hi> 1809</hi> </dateline><lb/> <p>Deine liebe Handſchrift fuhr wie ein Sonnenblick aus dem<lb/> Winterhimmel in mein Aug’ und Herz, lieber Heinrich. Ich er-<lb n="25"/> freue mich, daß du mich nicht <hi rendition="#g">ganz</hi> vergeſſen haſt, und will daher<lb/> nicht nachwägen, wie groß das Stück iſt, das dir von mir geblieben.<lb/> Eigentlich ſollten Freunde in dieſer <hi rendition="#g">dumpfen</hi> Zeit ſich näher an<lb/> einander drängen, um gegen die Verflüchtigung der Plane und Aus-<lb/> ſichten und der äußern Thätigkeit ſich durch die innere der Liebe<lb n="30"/> und der darin zurückwirkenden Vergangenheit einen feſten Lebens-<lb/> Kern zu bewahren. Es geſchieht aber gerade das Gegentheil; die<lb/> Menſchen lieben einander weniger, wenn ſie neben einander nur<lb/> zuzuſchauen haben.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0063]
158. An Otto.
[Bayreuth, 29. Sept. 1809]
Guten Morgen, Lieber! Willſt du mir nicht den Gefallen thun,
den du nur Einmal in meinem Leben zu thun brauchſt — weil ich
die Vorſchrift aufhebe — dieſes Formular von Anweiſung anzuſehen 5
und im Nothfall zu beſſern? — Und dann möcht ich wol auch um
ein kleines Quittungs Formular dich bitten.
Langermann ſagte mit geſtern, das Diplom-Siegel ſei das
jeſuitiſche; und in einigen Tagen könne von Stuttgart Nachricht
in der andern Gegend ſein. 10
Weißt du keinen Kaufmann, der gutes Schreibpapier hat? —
Störe dich nicht, ſage nur, wenn ich wieder ſchicken ſoll.
159. An Otto.
[Bayreuth, Anfang Okt. 1809?]
Guten Morgen, Alter! Sei doch ſo gut und lies hier nach, ob 15
ich nach dem Vorlegeblatt deiner Quittung die meinige richtig aus-
gearbeitet habe. — Aus der Kanzleibibliothek ſoll ich noch einen
Band Schillerſch. Mémoires haben; läugn’ es aber. Auch erinnere
ich mich nicht, dir einen gegeben zu haben.
N. S. Anlangend den Wein, ſo faſte ja nicht; es iſt unmöglich, 20
das theuere Unglück, daß ich die Ohm früher leere als deine ankommt.
160. An Friedrich Heinrich Jacobi in München.
Bayreuth d. 21. Sept. 1809
Deine liebe Handſchrift fuhr wie ein Sonnenblick aus dem
Winterhimmel in mein Aug’ und Herz, lieber Heinrich. Ich er- 25
freue mich, daß du mich nicht ganz vergeſſen haſt, und will daher
nicht nachwägen, wie groß das Stück iſt, das dir von mir geblieben.
Eigentlich ſollten Freunde in dieſer dumpfen Zeit ſich näher an
einander drängen, um gegen die Verflüchtigung der Plane und Aus-
ſichten und der äußern Thätigkeit ſich durch die innere der Liebe 30
und der darin zurückwirkenden Vergangenheit einen feſten Lebens-
Kern zu bewahren. Es geſchieht aber gerade das Gegentheil; die
Menſchen lieben einander weniger, wenn ſie neben einander nur
zuzuſchauen haben.
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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