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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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*258. An Präsident Heim in Meiningen.

Mein geliebter und geehrter Präsident! Ich bin ordentlich froh,
daß ich eine Bitte an Sie in einer Zeit zu thun habe, wo ich nicht
einmal mehr Ihr Jäckchen, geschweige den, der darin über die Gasse5
zu mir hinübersprang, zu sehen bekomme. Meine Emma bedarf
nämlich am 1. März, um unter die Kommunikanten eingeschrieben
zu werden, einen Taufschein von dem Geistlichen, der sie 1802 im
September getauft, und dessen Namen ich rein vergessen habe.
Sogar einen Impfschein -- diesen körperlichen Taufschein -- hab'10
ich vom Chirurg Marschall nöthig. -- So viele Scheine brauchten
die Apostel bei dem ersten Abendmale nicht.

Darf ich Sie bitten, jetzo die Scheinaussteller zu veranlassen?

Welche schwere, nächtliche und dann glänzende Zeiten sind vor
uns vorüber gezogen, seit wir von einander gegangen! Ganze15
Folianten könnt' ich in Einer Stunde mit Ihnen sprechen. Anch
verzweifle ich nicht ganz an meiner Erscheinung bei Ihnen; in und
um Meinungen liegt eine zu schöne Vergangenheit für mich.

Grüßen Sie von mir und meiner Frau Ihre treffliche Luise und
ungenannt die andern, die ich liebe, und genannt den, der mir auf20
dieses Blättchen antworten wird, von

Ihrem
Jean Paul Fr. Richter
259. An Emanuel.
25

Guten Morgen, mein guter Emanuel! Schicke[n] Sie mir doch
meinen Geburttagwunsch für den Primas. Er traf auf eine höhere
Weise ein; denn zwei Tage darauf ist Er verschieden. Wär' er
blos mein Wolthäter gewesen, ich verschmerzte seinen Verlust
leichter; aber ich hab ihn leider in den Dämmerungstunden gehört!30

260. An Emanuel.

Mein Alter! Es will mir nicht scheinen, daß Ihre Billets
schwärzer ausgefallen. Schicken Sie mir doch Ihr Dintengläschen,

*258. An Präſident Heim in Meiningen.

Mein geliebter und geehrter Präſident! Ich bin ordentlich froh,
daß ich eine Bitte an Sie in einer Zeit zu thun habe, wo ich nicht
einmal mehr Ihr Jäckchen, geſchweige den, der darin über die Gaſſe5
zu mir hinüberſprang, zu ſehen bekomme. Meine Emma bedarf
nämlich am 1. März, um unter die Kommunikanten eingeſchrieben
zu werden, einen Taufſchein von dem Geiſtlichen, der ſie 1802 im
September getauft, und deſſen Namen ich rein vergeſſen habe.
Sogar einen Impfſchein — dieſen körperlichen Taufſchein — hab’10
ich vom Chirurg Marschall nöthig. — So viele Scheine brauchten
die Apoſtel bei dem erſten Abendmale nicht.

Darf ich Sie bitten, jetzo die Scheinausſteller zu veranlaſſen?

Welche ſchwere, nächtliche und dann glänzende Zeiten ſind vor
uns vorüber gezogen, ſeit wir von einander gegangen! Ganze15
Folianten könnt’ ich in Einer Stunde mit Ihnen ſprechen. Anch
verzweifle ich nicht ganz an meiner Erſcheinung bei Ihnen; in und
um Meinungen liegt eine zu ſchöne Vergangenheit für mich.

Grüßen Sie von mir und meiner Frau Ihre treffliche Luiſe und
ungenannt die andern, die ich liebe, und genannt den, der mir auf20
dieſes Blättchen antworten wird, von

Ihrem
Jean Paul Fr. Richter
259. An Emanuel.
25

Guten Morgen, mein guter Emanuel! Schicke[n] Sie mir doch
meinen Geburttagwunſch für den Primas. Er traf auf eine höhere
Weiſe ein; denn zwei Tage darauf iſt Er verſchieden. Wär’ er
blos mein Wolthäter geweſen, ich verſchmerzte ſeinen Verluſt
leichter; aber ich hab ihn leider in den Dämmerungſtunden gehört!30

260. An Emanuel.

Mein Alter! Es will mir nicht ſcheinen, daß Ihre Billets
ſchwärzer ausgefallen. Schicken Sie mir doch Ihr Dintengläschen,

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[102/0107] *258. An Präſident Heim in Meiningen. Baireut d. 12. Febr. 1817 Mein geliebter und geehrter Präſident! Ich bin ordentlich froh, daß ich eine Bitte an Sie in einer Zeit zu thun habe, wo ich nicht einmal mehr Ihr Jäckchen, geſchweige den, der darin über die Gaſſe 5 zu mir hinüberſprang, zu ſehen bekomme. Meine Emma bedarf nämlich am 1. März, um unter die Kommunikanten eingeſchrieben zu werden, einen Taufſchein von dem Geiſtlichen, der ſie 1802 im September getauft, und deſſen Namen ich rein vergeſſen habe. Sogar einen Impfſchein — dieſen körperlichen Taufſchein — hab’ 10 ich vom Chirurg Marschall nöthig. — So viele Scheine brauchten die Apoſtel bei dem erſten Abendmale nicht. Darf ich Sie bitten, jetzo die Scheinausſteller zu veranlaſſen? Welche ſchwere, nächtliche und dann glänzende Zeiten ſind vor uns vorüber gezogen, ſeit wir von einander gegangen! Ganze 15 Folianten könnt’ ich in Einer Stunde mit Ihnen ſprechen. Anch verzweifle ich nicht ganz an meiner Erſcheinung bei Ihnen; in und um Meinungen liegt eine zu ſchöne Vergangenheit für mich. Grüßen Sie von mir und meiner Frau Ihre treffliche Luiſe und ungenannt die andern, die ich liebe, und genannt den, der mir auf 20 dieſes Blättchen antworten wird, von Ihrem Jean Paul Fr. Richter 259. An Emanuel. [Bayreuth, 15. Febr. 1817] 25 Guten Morgen, mein guter Emanuel! Schicke[n] Sie mir doch meinen Geburttagwunſch für den Primas. Er traf auf eine höhere Weiſe ein; denn zwei Tage darauf iſt Er verſchieden. Wär’ er blos mein Wolthäter geweſen, ich verſchmerzte ſeinen Verluſt leichter; aber ich hab ihn leider in den Dämmerungſtunden gehört! 30 260. An Emanuel. [Bayreuth, 1. März 1817] Mein Alter! Es will mir nicht ſcheinen, daß Ihre Billets ſchwärzer ausgefallen. Schicken Sie mir doch Ihr Dintengläschen,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/107>, abgerufen am 28.11.2024.