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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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Glauben Sie mir, man wird dieses sogenannte "Verehren" doch
satt und will zu Bette gehen. -- Das weibliche Frankfurt ist nicht
kaufmännisch, sondern sehr gut. Ich gewinne alles; Jünglinge und
Männer drängen sich an mein Herz, und die Weiblein heb' ich
Nesterweise aus.5

Ich wollte nur, mein geliebter Emanuel, Ihnen schreiben, aber
nichts erschöpfen. Daher ist der Brief ein Briefchen. Wol geh' es
meinem Geliebten, und seiner Geliebten und dem Kinde!

Richter
422. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.10
Euer Exzellenz

werden von mir, ob Sie mir gleich einen Paß für 4 Tagreisen und
auf ein 1/2 Jahr gegeben, doch mit Bitten beschwert. Die gegen-
wärtige, die ich Ihrer Gerechtigkeit und Ihrer Güte zugleich vorlege,
ist eigentlich die meines Bruders, des Unteraufschlägers. Seit15
nämlich der Bierpfennig, dessen Erhebung er seit 4 Jahren redlich
verwaltet, in Kesselgeld verwandelt worden: erging von der Regie-
rung ein Reskript an die Munizipalität, die fernere Erhebung ent-
weder ihm oder dem Administrator Neubeck zu vertrauen. Wie ich
nun von meinem Bruder höre, soll er mit seinem Vorrechte der20
frühern Verwaltung dem Administrator nachgesetzt werden. Euer
Exzellenz werden entscheiden.

Mein Ausfliegen bedeutet, wie das Fliegen der Fledermäuse,
schönes Wetter; schon lange vor der Abreise verkündigte ich Ihrer
Frau Gemahlin, daß die Monate Juny und July schön sein würden25
bis zur Gluth und Dürre.

Aber einen noch schönern Himmel gab seit meiner Abreise unser
König dem Vaterlande durch die Verfassungs Urkunde; und ich
wünschte, Zeuge bei der Freude des Empfangs gewesen zu sein.

Verzeihen Sie, daß ich sogar in der Ferne das Vergnügen suche,30
Ihnen näher zu sein durch Worte. Mit vollkommenster Verehrung


Euer Exzellenz
ergebenster
Dr. Jean Paul Fr. Richter

Glauben Sie mir, man wird dieſes ſogenannte „Verehren“ doch
ſatt und will zu Bette gehen. — Das weibliche Frankfurt iſt nicht
kaufmänniſch, ſondern ſehr gut. Ich gewinne alles; Jünglinge und
Männer drängen ſich an mein Herz, und die Weiblein heb’ ich
Neſterweiſe aus.5

Ich wollte nur, mein geliebter Emanuel, Ihnen ſchreiben, aber
nichts erſchöpfen. Daher iſt der Brief ein Briefchen. Wol geh’ es
meinem Geliebten, und ſeiner Geliebten und dem Kinde!

Richter
422. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.10
Euer Exzellenz

werden von mir, ob Sie mir gleich einen Paß für 4 Tagreiſen und
auf ein ½ Jahr gegeben, doch mit Bitten beſchwert. Die gegen-
wärtige, die ich Ihrer Gerechtigkeit und Ihrer Güte zugleich vorlege,
iſt eigentlich die meines Bruders, des Unteraufſchlägers. Seit15
nämlich der Bierpfennig, deſſen Erhebung er ſeit 4 Jahren redlich
verwaltet, in Keſſelgeld verwandelt worden: erging von der Regie-
rung ein Reſkript an die Munizipalität, die fernere Erhebung ent-
weder ihm oder dem Adminiſtrator Neubeck zu vertrauen. Wie ich
nun von meinem Bruder höre, ſoll er mit ſeinem Vorrechte der20
frühern Verwaltung dem Adminiſtrator nachgeſetzt werden. Euer
Exzellenz werden entſcheiden.

Mein Ausfliegen bedeutet, wie das Fliegen der Fledermäuſe,
ſchönes Wetter; ſchon lange vor der Abreiſe verkündigte ich Ihrer
Frau Gemahlin, daß die Monate Juny und July ſchön ſein würden25
bis zur Gluth und Dürre.

Aber einen noch ſchönern Himmel gab ſeit meiner Abreiſe unſer
König dem Vaterlande durch die Verfaſſungs Urkunde; und ich
wünſchte, Zeuge bei der Freude des Empfangs geweſen zu ſein.

Verzeihen Sie, daß ich ſogar in der Ferne das Vergnügen ſuche,30
Ihnen näher zu ſein durch Worte. Mit vollkommenſter Verehrung


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[202/0209] Glauben Sie mir, man wird dieſes ſogenannte „Verehren“ doch ſatt und will zu Bette gehen. — Das weibliche Frankfurt iſt nicht kaufmänniſch, ſondern ſehr gut. Ich gewinne alles; Jünglinge und Männer drängen ſich an mein Herz, und die Weiblein heb’ ich Neſterweiſe aus. 5 Ich wollte nur, mein geliebter Emanuel, Ihnen ſchreiben, aber nichts erſchöpfen. Daher iſt der Brief ein Briefchen. Wol geh’ es meinem Geliebten, und ſeiner Geliebten und dem Kinde! Richter 422. An Freiherrn von Welden in Bayreuth. 10 Euer Exzellenz werden von mir, ob Sie mir gleich einen Paß für 4 Tagreiſen und auf ein ½ Jahr gegeben, doch mit Bitten beſchwert. Die gegen- wärtige, die ich Ihrer Gerechtigkeit und Ihrer Güte zugleich vorlege, iſt eigentlich die meines Bruders, des Unteraufſchlägers. Seit 15 nämlich der Bierpfennig, deſſen Erhebung er ſeit 4 Jahren redlich verwaltet, in Keſſelgeld verwandelt worden: erging von der Regie- rung ein Reſkript an die Munizipalität, die fernere Erhebung ent- weder ihm oder dem Adminiſtrator Neubeck zu vertrauen. Wie ich nun von meinem Bruder höre, ſoll er mit ſeinem Vorrechte der 20 frühern Verwaltung dem Adminiſtrator nachgeſetzt werden. Euer Exzellenz werden entſcheiden. Mein Ausfliegen bedeutet, wie das Fliegen der Fledermäuſe, ſchönes Wetter; ſchon lange vor der Abreiſe verkündigte ich Ihrer Frau Gemahlin, daß die Monate Juny und July ſchön ſein würden 25 bis zur Gluth und Dürre. Aber einen noch ſchönern Himmel gab ſeit meiner Abreiſe unſer König dem Vaterlande durch die Verfaſſungs Urkunde; und ich wünſchte, Zeuge bei der Freude des Empfangs geweſen zu ſein. Verzeihen Sie, daß ich ſogar in der Ferne das Vergnügen ſuche, 30 Ihnen näher zu ſein durch Worte. Mit vollkommenſter Verehrung Frankfurt am Main d. 12ten Jun. 1818 Euer Exzellenz ergebenſter Dr. Jean Paul Fr. Richter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/209>, abgerufen am 21.11.2024.