Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.Glauben Sie mir, man wird dieses sogenannte "Verehren" doch Ich wollte nur, mein geliebter Emanuel, Ihnen schreiben, aber Richter 422. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.10 Euer Exzellenz werden von mir, ob Sie mir gleich einen Paß für 4 Tagreisen und Mein Ausfliegen bedeutet, wie das Fliegen der Fledermäuse, Aber einen noch schönern Himmel gab seit meiner Abreise unser Verzeihen Sie, daß ich sogar in der Ferne das Vergnügen suche,30 Frankfurt am Main d. 12ten Jun. 1818 Euer Exzellenz ergebenster Dr. Jean Paul Fr. Richter Glauben Sie mir, man wird dieſes ſogenannte „Verehren“ doch Ich wollte nur, mein geliebter Emanuel, Ihnen ſchreiben, aber Richter 422. An Freiherrn von Welden in Bayreuth.10 Euer Exzellenz werden von mir, ob Sie mir gleich einen Paß für 4 Tagreiſen und Mein Ausfliegen bedeutet, wie das Fliegen der Fledermäuſe, Aber einen noch ſchönern Himmel gab ſeit meiner Abreiſe unſer Verzeihen Sie, daß ich ſogar in der Ferne das Vergnügen ſuche,30 Frankfurt am Main d. 12ten Jun. 1818 Euer Exzellenz ergebenſter Dr. Jean Paul Fr. Richter <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0209" n="202"/> <p>Glauben Sie mir, man wird dieſes ſogenannte „Verehren“ doch<lb/> ſatt und will zu Bette gehen. — Das weibliche <hi rendition="#aq">Frankfurt</hi> iſt nicht<lb/> kaufmänniſch, ſondern ſehr gut. Ich gewinne alles; Jünglinge und<lb/> Männer drängen ſich an mein Herz, und die Weiblein heb’ ich<lb/> Neſterweiſe aus.<lb n="5"/> </p> <p>Ich wollte nur, mein geliebter Emanuel, Ihnen ſchreiben, aber<lb/> nichts erſchöpfen. Daher iſt der Brief ein Briefchen. Wol geh’ es<lb/> meinem Geliebten, und ſeiner Geliebten und dem Kinde!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>422. An <hi rendition="#g">Freiherrn von Welden in Bayreuth.</hi><lb n="10"/> </head> <salute> <hi rendition="#et">Euer Exzellenz</hi> </salute><lb/> <p>werden von mir, ob Sie mir gleich einen Paß für 4 Tagreiſen und<lb/> auf ein ½ Jahr gegeben, doch mit Bitten beſchwert. Die gegen-<lb/> wärtige, die ich Ihrer Gerechtigkeit und Ihrer Güte zugleich vorlege,<lb/> iſt eigentlich die meines Bruders, des Unteraufſchlägers. Seit<lb n="15"/> nämlich der Bierpfennig, deſſen Erhebung er ſeit 4 Jahren redlich<lb/> verwaltet, in Keſſelgeld verwandelt worden: erging von der Regie-<lb/> rung ein Reſkript an die Munizipalität, die fernere Erhebung ent-<lb/> weder ihm oder dem Adminiſtrator Neubeck zu vertrauen. Wie ich<lb/> nun von meinem Bruder höre, ſoll er mit ſeinem Vorrechte der<lb n="20"/> frühern Verwaltung dem Adminiſtrator nachgeſetzt werden. Euer<lb/> Exzellenz werden entſcheiden.</p><lb/> <p>Mein Ausfliegen bedeutet, wie das Fliegen der Fledermäuſe,<lb/> ſchönes Wetter; ſchon lange vor der Abreiſe verkündigte ich Ihrer<lb/> Frau Gemahlin, daß die Monate Juny und July ſchön ſein würden<lb n="25"/> bis zur Gluth und Dürre.</p><lb/> <p>Aber einen noch ſchönern Himmel gab ſeit meiner Abreiſe unſer<lb/> König dem Vaterlande durch die Verfaſſungs Urkunde; und ich<lb/> wünſchte, Zeuge bei der Freude des Empfangs geweſen zu ſein.</p><lb/> <p>Verzeihen Sie, daß ich ſogar in der Ferne das Vergnügen ſuche,<lb n="30"/> Ihnen näher zu ſein durch Worte. Mit vollkommenſter Verehrung</p><lb/> <closer> <dateline> <hi rendition="#left"><hi rendition="#aq">Frankfurt</hi> am Main<lb/> d. 12<hi rendition="#sup">ten</hi> Jun. 1818</hi> </dateline><lb/> <salute> <hi rendition="#right">Euer Exzellenz<lb/> ergebenſter<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [202/0209]
Glauben Sie mir, man wird dieſes ſogenannte „Verehren“ doch
ſatt und will zu Bette gehen. — Das weibliche Frankfurt iſt nicht
kaufmänniſch, ſondern ſehr gut. Ich gewinne alles; Jünglinge und
Männer drängen ſich an mein Herz, und die Weiblein heb’ ich
Neſterweiſe aus. 5
Ich wollte nur, mein geliebter Emanuel, Ihnen ſchreiben, aber
nichts erſchöpfen. Daher iſt der Brief ein Briefchen. Wol geh’ es
meinem Geliebten, und ſeiner Geliebten und dem Kinde!
Richter
422. An Freiherrn von Welden in Bayreuth. 10
Euer Exzellenz
werden von mir, ob Sie mir gleich einen Paß für 4 Tagreiſen und
auf ein ½ Jahr gegeben, doch mit Bitten beſchwert. Die gegen-
wärtige, die ich Ihrer Gerechtigkeit und Ihrer Güte zugleich vorlege,
iſt eigentlich die meines Bruders, des Unteraufſchlägers. Seit 15
nämlich der Bierpfennig, deſſen Erhebung er ſeit 4 Jahren redlich
verwaltet, in Keſſelgeld verwandelt worden: erging von der Regie-
rung ein Reſkript an die Munizipalität, die fernere Erhebung ent-
weder ihm oder dem Adminiſtrator Neubeck zu vertrauen. Wie ich
nun von meinem Bruder höre, ſoll er mit ſeinem Vorrechte der 20
frühern Verwaltung dem Adminiſtrator nachgeſetzt werden. Euer
Exzellenz werden entſcheiden.
Mein Ausfliegen bedeutet, wie das Fliegen der Fledermäuſe,
ſchönes Wetter; ſchon lange vor der Abreiſe verkündigte ich Ihrer
Frau Gemahlin, daß die Monate Juny und July ſchön ſein würden 25
bis zur Gluth und Dürre.
Aber einen noch ſchönern Himmel gab ſeit meiner Abreiſe unſer
König dem Vaterlande durch die Verfaſſungs Urkunde; und ich
wünſchte, Zeuge bei der Freude des Empfangs geweſen zu ſein.
Verzeihen Sie, daß ich ſogar in der Ferne das Vergnügen ſuche, 30
Ihnen näher zu ſein durch Worte. Mit vollkommenſter Verehrung
Frankfurt am Main
d. 12ten Jun. 1818
Euer Exzellenz
ergebenſter
Dr. Jean Paul Fr. Richter
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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