Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite
467. An Otto.

Mein Alter! Eben komm' ich von deinem Alten. Er allein gab
mir die einzigen schönen Stunden in Hof, gestern abends an seinem
Tische. Ich blieb im Gasthofe immer allein. Dank ihm und seiner5
so lieblich freundlichen Frau und köstlichen Brühen-Meisterin noch
einmal. -- Anbei ein Stückchen Stollen vom Sohne des alten
Back-Meisters Zelt, welcher ihn mit Vorliebe für mich gebacken,
weil er viel gelesen und auch mich -- wahrscheinlich in der Fremde.
Gute Nacht!10

468. An Cotta.

Hier send' ich Ihnen, mein werthester Herr Hofrath, lauter
Fremdes, blos um ein schon lange gegebnes Wort zu halten, obwol
ohne besondere Hoffnung Ihres Aufnehmens. Immer glauben die15
Menschen, ich bringe ihre Mspte an, und zwar -- was noch mehr
ist -- bei Ihnen, so oft Sie auch diesen Irrthum schon widerlegt
haben. Alles ist vom trefflichen Hofrath Jung in Mainz. Der eine
Aufsatz "Treue des Glaubens, Treue der Liebe etc.etc." kam zwar schon
vor einigen Jahren im Schreiberschen Almanach zur Welt, aber20
nur mit halbem Leibe, weil politische Feigheit ihm die andere Hälfte
abgeschnitten.

Ich bitte Ihre Antwort oder Ihre Zurücksendung nicht an mich,
sondern auf dem kürzeren Wege an H. Jung selber zu übermachen
durch sichere Buchhändlergelegenheit oder Post.25

Das ist seit vielen Jahren mein erster Brief in bloßen fremden
Angelegenheiten, wiewol fremde im höhern Sinne auch eigne sind.
Leben Sie wol!

J. P. F. Richter
469. An Emanuel.30

Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Glücklicher und zu-
fälliger Weise fand ich 27 Ld'or gesammelt, zu welchen ich blos
noch einen brauche, um das Dresdner Mahagonyholz zu bezahlen.

467. An Otto.

Mein Alter! Eben komm’ ich von deinem Alten. Er allein gab
mir die einzigen ſchönen Stunden in Hof, geſtern abends an ſeinem
Tiſche. Ich blieb im Gaſthofe immer allein. Dank ihm und ſeiner5
ſo lieblich freundlichen Frau und köſtlichen Brühen-Meiſterin noch
einmal. — Anbei ein Stückchen Stollen vom Sohne des alten
Back-Meiſters Zelt, welcher ihn mit Vorliebe für mich gebacken,
weil er viel geleſen und auch mich — wahrſcheinlich in der Fremde.
Gute Nacht!10

468. An Cotta.

Hier ſend’ ich Ihnen, mein wertheſter Herr Hofrath, lauter
Fremdes, blos um ein ſchon lange gegebnes Wort zu halten, obwol
ohne beſondere Hoffnung Ihres Aufnehmens. Immer glauben die15
Menſchen, ich bringe ihre Mſpte an, und zwar — was noch mehr
iſt — bei Ihnen, ſo oft Sie auch dieſen Irrthum ſchon widerlegt
haben. Alles iſt vom trefflichen Hofrath Jung in Mainz. Der eine
Aufſatz „Treue des Glaubens, Treue der Liebe ꝛc.ꝛc.“ kam zwar ſchon
vor einigen Jahren im Schreiberſchen Almanach zur Welt, aber20
nur mit halbem Leibe, weil politiſche Feigheit ihm die andere Hälfte
abgeſchnitten.

Ich bitte Ihre Antwort oder Ihre Zurückſendung nicht an mich,
ſondern auf dem kürzeren Wege an H. Jung ſelber zu übermachen
durch ſichere Buchhändlergelegenheit oder Poſt.25

Das iſt ſeit vielen Jahren mein erſter Brief in bloßen fremden
Angelegenheiten, wiewol fremde im höhern Sinne auch eigne ſind.
Leben Sie wol!

J. P. F. Richter
469. An Emanuel.30

Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Glücklicher und zu-
fälliger Weiſe fand ich 27 Ld’or geſammelt, zu welchen ich blos
noch einen brauche, um das Dresdner Mahagonyholz zu bezahlen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0241" n="234"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>467. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth 17. Okt. 1818]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein Alter! Eben komm&#x2019; ich von deinem Alten. Er allein gab<lb/>
mir die einzigen &#x017F;chönen Stunden in <hi rendition="#aq">Hof,</hi> ge&#x017F;tern abends an &#x017F;einem<lb/>
Ti&#x017F;che. Ich blieb im Ga&#x017F;thofe immer allein. Dank ihm und &#x017F;einer<lb n="5"/>
&#x017F;o lieblich freundlichen Frau und kö&#x017F;tlichen Brühen-Mei&#x017F;terin noch<lb/>
einmal. &#x2014; Anbei ein Stückchen Stollen vom Sohne des alten<lb/>
Back-Mei&#x017F;ters Zelt, welcher ihn mit Vorliebe für mich gebacken,<lb/>
weil er viel gele&#x017F;en und auch mich &#x2014; wahr&#x017F;cheinlich in der Fremde.<lb/>
Gute Nacht!<lb n="10"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>468. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 19<hi rendition="#sup">ten</hi> Okt. 1818</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier &#x017F;end&#x2019; ich Ihnen, mein werthe&#x017F;ter Herr Hofrath, lauter<lb/>
Fremdes, blos um ein &#x017F;chon lange gegebnes Wort zu halten, obwol<lb/>
ohne be&#x017F;ondere Hoffnung Ihres Aufnehmens. Immer glauben die<lb n="15"/>
Men&#x017F;chen, <hi rendition="#g">ich</hi> bringe ihre M&#x017F;pte an, und zwar &#x2014; was noch mehr<lb/>
i&#x017F;t &#x2014; bei Ihnen, &#x017F;o oft Sie auch die&#x017F;en Irrthum &#x017F;chon widerlegt<lb/>
haben. Alles i&#x017F;t vom trefflichen Hofrath Jung in Mainz. Der eine<lb/>
Auf&#x017F;atz &#x201E;Treue des Glaubens, Treue der Liebe &#xA75B;c.&#xA75B;c.&#x201C; kam zwar &#x017F;chon<lb/>
vor einigen Jahren im Schreiber&#x017F;chen Almanach zur Welt, aber<lb n="20"/>
nur mit halbem Leibe, weil politi&#x017F;che Feigheit ihm die andere Hälfte<lb/>
abge&#x017F;chnitten.</p><lb/>
        <p>Ich bitte Ihre Antwort oder Ihre Zurück&#x017F;endung nicht an mich,<lb/>
&#x017F;ondern auf dem kürzeren Wege an H. Jung &#x017F;elber zu übermachen<lb/>
durch &#x017F;ichere Buchhändlergelegenheit oder Po&#x017F;t.<lb n="25"/>
</p>
        <p>Das i&#x017F;t &#x017F;eit vielen Jahren mein er&#x017F;ter Brief in bloßen fremden<lb/>
Angelegenheiten, wiewol fremde im höhern Sinne auch eigne &#x017F;ind.<lb/>
Leben Sie wol!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>469. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="30"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 28. Okt. 1818]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Glücklicher und zu-<lb/>
fälliger Wei&#x017F;e fand ich 27 <hi rendition="#aq">Ld&#x2019;or</hi> ge&#x017F;ammelt, zu welchen ich blos<lb/>
noch einen brauche, um das Dresdner Mahagonyholz zu bezahlen.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0241] 467. An Otto. [Bayreuth 17. Okt. 1818] Mein Alter! Eben komm’ ich von deinem Alten. Er allein gab mir die einzigen ſchönen Stunden in Hof, geſtern abends an ſeinem Tiſche. Ich blieb im Gaſthofe immer allein. Dank ihm und ſeiner 5 ſo lieblich freundlichen Frau und köſtlichen Brühen-Meiſterin noch einmal. — Anbei ein Stückchen Stollen vom Sohne des alten Back-Meiſters Zelt, welcher ihn mit Vorliebe für mich gebacken, weil er viel geleſen und auch mich — wahrſcheinlich in der Fremde. Gute Nacht! 10 468. An Cotta. Baireut d. 19ten Okt. 1818 Hier ſend’ ich Ihnen, mein wertheſter Herr Hofrath, lauter Fremdes, blos um ein ſchon lange gegebnes Wort zu halten, obwol ohne beſondere Hoffnung Ihres Aufnehmens. Immer glauben die 15 Menſchen, ich bringe ihre Mſpte an, und zwar — was noch mehr iſt — bei Ihnen, ſo oft Sie auch dieſen Irrthum ſchon widerlegt haben. Alles iſt vom trefflichen Hofrath Jung in Mainz. Der eine Aufſatz „Treue des Glaubens, Treue der Liebe ꝛc.ꝛc.“ kam zwar ſchon vor einigen Jahren im Schreiberſchen Almanach zur Welt, aber 20 nur mit halbem Leibe, weil politiſche Feigheit ihm die andere Hälfte abgeſchnitten. Ich bitte Ihre Antwort oder Ihre Zurückſendung nicht an mich, ſondern auf dem kürzeren Wege an H. Jung ſelber zu übermachen durch ſichere Buchhändlergelegenheit oder Poſt. 25 Das iſt ſeit vielen Jahren mein erſter Brief in bloßen fremden Angelegenheiten, wiewol fremde im höhern Sinne auch eigne ſind. Leben Sie wol! J. P. F. Richter 469. An Emanuel. 30 [Bayreuth, 28. Okt. 1818] Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Glücklicher und zu- fälliger Weiſe fand ich 27 Ld’or geſammelt, zu welchen ich blos noch einen brauche, um das Dresdner Mahagonyholz zu bezahlen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/241
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/241>, abgerufen am 24.11.2024.