Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.sollen? Sei mäßig, sogar im Vorsetzen. Du bist noch in den frischen, Deine Briefaushebung soll bald an deinen Abraham gelangen, Cotta hat es nur vergessen mit den S-Aufsätzen. Lies im Mor-15 Mutter, Tochter und Vater Paulus grüße von mir recht herzlich20 Lieber Heinrich, den größern Gefallen thätest du mir und den ſollen? Sei mäßig, ſogar im Vorſetzen. Du biſt noch in den friſchen, Deine Briefaushebung ſoll bald an deinen Abraham gelangen, Cotta hat es nur vergeſſen mit den S-Aufſätzen. Lies im Mor-15 Mutter, Tochter und Vater Paulus grüße von mir recht herzlich20 Lieber Heinrich, den größern Gefallen thäteſt du mir und den <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0255" n="248"/> ſollen? Sei mäßig, ſogar im Vorſetzen. Du biſt noch in den friſchen,<lb/> kraftreichen, aber heimtückiſchen Jahren, wo der Körperbau ſich<lb/> ohne Bewegung und Zeichen eine <hi rendition="#g">lange</hi> Untergrabung gefallen<lb/> läßt, bis er plötzlich mit dem ganzen Boden hinunter bricht und<lb/> nichts über ihm übrig bleibt als ein — Hügel mit dem Kreuz; indeß<lb n="5"/> ältere, zärtere, empfindlichere Naturen, wie meine, ſchon vor jedem<lb/> kleinſten Übermaße erzittern und jeden Misgriff des Augenblicks<lb/> auf der Stelle durch Schmerzen angeben und ſo die Krankheit durch<lb/> Kränklichkeit abwenden. — Daß wir beide uns dennoch ſähen, dazu<lb/> könnte Gott doch Gelegenheit geben, wenn ich nach Stuttgart ginge<lb n="10"/> in dieſem Jahre; denn nur zwiſchen Stuttgart, und zwiſchen Mün-<lb/> chen und Weimar ſchwank’ ich noch, aber mit jenes Überſchlag.</p><lb/> <p>Deine Briefaushebung ſoll bald an deinen Abraham gelangen,<lb/> aber wahrlich nicht ohne ein warmes Grußwort von mir.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Cotta</hi> hat es nur vergeſſen mit den S-Aufſätzen. Lies im Mor-<lb n="15"/> genblatt ja alles davon hindurch, nicht blos die 12 Briefe. Die<lb/> berliniſche Geſellſchaft für deutſche Sprache dankte mir dafür, ließ<lb/> mich aber um 1 Exemplar bitten. Durch das Zerſtücken des Mor-<lb/> genblattes kam niemand zum rechten Anſchauen.</p><lb/> <p>Mutter, Tochter und Vater Paulus grüße von mir recht herzlich<lb n="20"/> und ſage dieſem, daß mein Studium ſeines Kommentars ſo wie das<lb/> wiederholte von Leſſing mich immer ſtärker gegen die neuen Über-<lb/> chriſten wie Kanne, Ammon, Harms, ꝛc.ꝛc. erbittern, wie es ſchon<lb/> mein dießjähriger Neujahraufſatz im Morgenblatte zeigt. Ach<lb/> hätten wir kein anderes Chriſtenthum als in den 4 Evangelien<lb n="25"/> wörtlich ſteht — und alſo keine 3 Chriſten-Spaltungen, zumal die<lb/> abſcheulichſte, die katholiſche — wie viel Blut und Nacht wäre dem<lb/> armen Europa erſparet worden!</p><lb/> <p>Lieber Heinrich, den größern Gefallen thäteſt du mir und den<lb/> Nichtleſern des Meßkatalogs, wenn du jetzo ſchon die Anzeige des<lb n="30"/> neuen <hi rendition="#aq">Siebenkäs</hi> im Morgenblatte geben wollteſt. Sie braucht ja<lb/> nur dürr den Unterſchied zwiſchen dem neuen und alten auszuſprechen.<lb/> — Inwiefern glaubſt du, daß der Jubelſenior durch meine Lebens<lb/> Beſchreibung Licht erhielte? — Machſt du es nicht wie ich und<lb/> legſt während der Schreib-Pauſen ein Blättchen hin, auf welches du<lb n="35"/> die brieflichen Materien, die der Zwiſchenraum zuführt, mit einem<lb/> Worte aufzeichneſt, weil man gerade im Feuer des Briefs ſelber<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0255]
ſollen? Sei mäßig, ſogar im Vorſetzen. Du biſt noch in den friſchen,
kraftreichen, aber heimtückiſchen Jahren, wo der Körperbau ſich
ohne Bewegung und Zeichen eine lange Untergrabung gefallen
läßt, bis er plötzlich mit dem ganzen Boden hinunter bricht und
nichts über ihm übrig bleibt als ein — Hügel mit dem Kreuz; indeß 5
ältere, zärtere, empfindlichere Naturen, wie meine, ſchon vor jedem
kleinſten Übermaße erzittern und jeden Misgriff des Augenblicks
auf der Stelle durch Schmerzen angeben und ſo die Krankheit durch
Kränklichkeit abwenden. — Daß wir beide uns dennoch ſähen, dazu
könnte Gott doch Gelegenheit geben, wenn ich nach Stuttgart ginge 10
in dieſem Jahre; denn nur zwiſchen Stuttgart, und zwiſchen Mün-
chen und Weimar ſchwank’ ich noch, aber mit jenes Überſchlag.
Deine Briefaushebung ſoll bald an deinen Abraham gelangen,
aber wahrlich nicht ohne ein warmes Grußwort von mir.
Cotta hat es nur vergeſſen mit den S-Aufſätzen. Lies im Mor- 15
genblatt ja alles davon hindurch, nicht blos die 12 Briefe. Die
berliniſche Geſellſchaft für deutſche Sprache dankte mir dafür, ließ
mich aber um 1 Exemplar bitten. Durch das Zerſtücken des Mor-
genblattes kam niemand zum rechten Anſchauen.
Mutter, Tochter und Vater Paulus grüße von mir recht herzlich 20
und ſage dieſem, daß mein Studium ſeines Kommentars ſo wie das
wiederholte von Leſſing mich immer ſtärker gegen die neuen Über-
chriſten wie Kanne, Ammon, Harms, ꝛc.ꝛc. erbittern, wie es ſchon
mein dießjähriger Neujahraufſatz im Morgenblatte zeigt. Ach
hätten wir kein anderes Chriſtenthum als in den 4 Evangelien 25
wörtlich ſteht — und alſo keine 3 Chriſten-Spaltungen, zumal die
abſcheulichſte, die katholiſche — wie viel Blut und Nacht wäre dem
armen Europa erſparet worden!
Lieber Heinrich, den größern Gefallen thäteſt du mir und den
Nichtleſern des Meßkatalogs, wenn du jetzo ſchon die Anzeige des 30
neuen Siebenkäs im Morgenblatte geben wollteſt. Sie braucht ja
nur dürr den Unterſchied zwiſchen dem neuen und alten auszuſprechen.
— Inwiefern glaubſt du, daß der Jubelſenior durch meine Lebens
Beſchreibung Licht erhielte? — Machſt du es nicht wie ich und
legſt während der Schreib-Pauſen ein Blättchen hin, auf welches du 35
die brieflichen Materien, die der Zwiſchenraum zuführt, mit einem
Worte aufzeichneſt, weil man gerade im Feuer des Briefs ſelber
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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