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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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zu schreiben. Die Herz hab' ich gestern gesehen, ein junger fetter
Rumpf, auf dem ein eingewelkter Kopf eingeschraubt ist. -- Die
Paulus waren bisher verreiset und ich habe sie also immer nur das
1te mal gesehen. -- Es trifft sich, daß ich hier fast immer mit Män-
nern, höchstens mit deren Weibern zu konversieren komme; mit5
Jungfrauen noch nicht 1/4 Stunde. -- Gestern bracht ich den Nach-
mittag mit meinem geliebten Grafen Kufstein im himmlischen
Dorfe Wangen ganz allein zu. -- Beantworte ja in dem Briefe, den
der Kutscher mitbringt, meine Fragen über das was ich allen mit-
zubringen habe; wahrlich ich wäre sonst in größter Noth. -- Will10
mir ja sonnabends jemand entgegen gehen: so sei es bis nach
Fantaisie, wo ich gegen 51/2 vorbei zu fahren gedenke und man sehe
immer zum Fenster heraus. -- Meinem guten Max hab ich für seinen
schön geschriebnen Brief noch gar nicht gedankt. -- Du hast mir
nur 2 Briefe geschrieben und ich dir hier den 4ten. Grüße Otto und15
Emanuel sammt Frauen. -- Die Seeligkeiten des ersten Heidelbergs
und des Manheims mit Rhein und Musik und Frankfurts fand ich
hier -- aber ohne Schuld so vieler liebenden Menschen -- nicht zur
Hälfte. -- Nun so lebe denn wol! Ach wenn du nur an mich armen
Teufel geschrieben hättest!20

R.
538. An Medizinalrat Klein in Stuttgart.
[Kopie]

Immer rückt der wichtige Abend, wo ich die Hellseherin hören
darf, wie ein Regenbogen, dem man nachgeht, weiter von mir.25

539. Ins Stammbuch der Herzogin Wilhelm.
[Kopie]

Mögen Sie, verehrteste Fürstin, auf der Thronhöhe wie auf einer
Alpenhöhe die Wolken des Lebens nur unter sich sehen und blos
den Himmel über sich! -- Das Herz muß nach der Schweiz seine30
Erhebungen, und nach Italien seinen Himmel mitbringen: sonst
findet man keine Schweiz und kein Italien.

Zum Andenken des Tags, wo ich so viel von
beiden durch Ihre begeisternde Gegenwart
genoß
35

zu ſchreiben. Die Herz hab’ ich geſtern geſehen, ein junger fetter
Rumpf, auf dem ein eingewelkter Kopf eingeſchraubt iſt. — Die
Paulus waren bisher verreiſet und ich habe ſie alſo immer nur das
1te mal geſehen. — Es trifft ſich, daß ich hier faſt immer mit Män-
nern, höchſtens mit deren Weibern zu konverſieren komme; mit5
Jungfrauen noch nicht ¼ Stunde. — Geſtern bracht ich den Nach-
mittag mit meinem geliebten Grafen Kufstein im himmliſchen
Dorfe Wangen ganz allein zu. — Beantworte ja in dem Briefe, den
der Kutſcher mitbringt, meine Fragen über das was ich allen mit-
zubringen habe; wahrlich ich wäre ſonſt in größter Noth. — Will10
mir ja ſonnabends jemand entgegen gehen: ſo ſei es bis nach
Fantaisie, wo ich gegen 5½ vorbei zu fahren gedenke und man ſehe
immer zum Fenſter heraus. — Meinem guten Max hab ich für ſeinen
ſchön geſchriebnen Brief noch gar nicht gedankt. — Du haſt mir
nur 2 Briefe geſchrieben und ich dir hier den 4ten. Grüße Otto und15
Emanuel ſammt Frauen. — Die Seeligkeiten des erſten Heidelbergs
und des Manheims mit Rhein und Muſik und Frankfurts fand ich
hier — aber ohne Schuld ſo vieler liebenden Menſchen — nicht zur
Hälfte. — Nun ſo lebe denn wol! Ach wenn du nur an mich armen
Teufel geſchrieben hätteſt!20

R.
538. An Medizinalrat Klein in Stuttgart.
[Kopie]

Immer rückt der wichtige Abend, wo ich die Hellſeherin hören
darf, wie ein Regenbogen, dem man nachgeht, weiter von mir.25

539. Ins Stammbuch der Herzogin Wilhelm.
[Kopie]

Mögen Sie, verehrteſte Fürſtin, auf der Thronhöhe wie auf einer
Alpenhöhe die Wolken des Lebens nur unter ſich ſehen und blos
den Himmel über ſich! — Das Herz muß nach der Schweiz ſeine30
Erhebungen, und nach Italien ſeinen Himmel mitbringen: ſonſt
findet man keine Schweiz und kein Italien.

Zum Andenken des Tags, wo ich ſo viel von
beiden durch Ihre begeiſternde Gegenwart
genoß
35

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[281/0289] zu ſchreiben. Die Herz hab’ ich geſtern geſehen, ein junger fetter Rumpf, auf dem ein eingewelkter Kopf eingeſchraubt iſt. — Die Paulus waren bisher verreiſet und ich habe ſie alſo immer nur das 1te mal geſehen. — Es trifft ſich, daß ich hier faſt immer mit Män- nern, höchſtens mit deren Weibern zu konverſieren komme; mit 5 Jungfrauen noch nicht ¼ Stunde. — Geſtern bracht ich den Nach- mittag mit meinem geliebten Grafen Kufstein im himmliſchen Dorfe Wangen ganz allein zu. — Beantworte ja in dem Briefe, den der Kutſcher mitbringt, meine Fragen über das was ich allen mit- zubringen habe; wahrlich ich wäre ſonſt in größter Noth. — Will 10 mir ja ſonnabends jemand entgegen gehen: ſo ſei es bis nach Fantaisie, wo ich gegen 5½ vorbei zu fahren gedenke und man ſehe immer zum Fenſter heraus. — Meinem guten Max hab ich für ſeinen ſchön geſchriebnen Brief noch gar nicht gedankt. — Du haſt mir nur 2 Briefe geſchrieben und ich dir hier den 4ten. Grüße Otto und 15 Emanuel ſammt Frauen. — Die Seeligkeiten des erſten Heidelbergs und des Manheims mit Rhein und Muſik und Frankfurts fand ich hier — aber ohne Schuld ſo vieler liebenden Menſchen — nicht zur Hälfte. — Nun ſo lebe denn wol! Ach wenn du nur an mich armen Teufel geſchrieben hätteſt! 20 R. 538. An Medizinalrat Klein in Stuttgart. [Stuttgart, 27. Juni 1819] Immer rückt der wichtige Abend, wo ich die Hellſeherin hören darf, wie ein Regenbogen, dem man nachgeht, weiter von mir. 25 539. Ins Stammbuch der Herzogin Wilhelm. [Stuttgart, Ende Juni oder Anfang Juli 1819] Mögen Sie, verehrteſte Fürſtin, auf der Thronhöhe wie auf einer Alpenhöhe die Wolken des Lebens nur unter ſich ſehen und blos den Himmel über ſich! — Das Herz muß nach der Schweiz ſeine 30 Erhebungen, und nach Italien ſeinen Himmel mitbringen: ſonſt findet man keine Schweiz und kein Italien. Zum Andenken des Tags, wo ich ſo viel von beiden durch Ihre begeiſternde Gegenwart genoß 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/289>, abgerufen am 22.11.2024.