Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

Flötenspieler die Hand, die uns so viele Freude gegeben als manche
kriegerische uns abgemäht.

172. In Dr. Dietmars Stammbuch.
[Kopie]
Handbriefchen an H. D. D[ietmar].5

Wenn Sie sich nur unsers Gesprächs über Wolke und seine
Kriegknechte erinnern, die ihn kreuzigen -- aber nur zu schönerem
Auferstehen -- wenn Sie nur meines Grußes an den sinn- und herz-
reichen Fr[anz] Horn -- wenn, wenn: so brauch' ich keine sinne-
reichere Sentenz zum Andenken herzuschreiben als meinen Wunsch:10
es gehe Ihnen so wol als Sie selber wol gehen.

173. An Professor Wagner in Bayreuth.

Den kleinen Nebel, der zwischen uns stand und der wie jeder Nebel
vergrößerte, nur nicht das Beste, blas' ich leicht weg. Nicht das15
geringste hab ich von jemand gegen Sie erfahren oder ich von Ihnen
gegen mich; nur glaubt' ich, meine Theilnahme an Grasers Siegen
mache Ihnen keine sonderliche Lust, mich zum Sprechen aufzusuchen;
und dann sucht' ich, wie natürlich, [Sie] auch nicht auf. Hätten Sie
aber nur etwas mit mir angefangen, etwa einen Zank -- nämlich20
freilich nur einen metaphysischen oder literarischen -- so hätt' ich
freundlich mitgezankt und Sie hätten gefunden, daß er -- der Nebel
-- gefallen sei. Nun jetzo liegt er auch und bedeutet demnach schö-
nes Wetter.25

Ihr ergebenster
J. P. F. Richter

N. S. Hier folgen mit Dank die Journale; noch 4 Stücke aber
hab' ich. Am Sonnabende ess' ich mit Graser auf dem Branden-
burger. Sind Sie auch dabei?30

174. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Immer erfahr' ich von Ihrer
Abreise an Tagen, die ich für die Ihrer Ankunft halte. Sie brauchen

5 Jean Paul Briefe. VII.

Flötenſpieler die Hand, die uns ſo viele Freude gegeben als manche
kriegeriſche uns abgemäht.

172. In Dr. Dietmars Stammbuch.
[Kopie]
Handbriefchen an H. D. D[ietmar].5

Wenn Sie ſich nur unſers Geſprächs über Wolke und ſeine
Kriegknechte erinnern, die ihn kreuzigen — aber nur zu ſchönerem
Auferſtehen — wenn Sie nur meines Grußes an den ſinn- und herz-
reichen Fr[anz] Horn — wenn, wenn: ſo brauch’ ich keine ſinne-
reichere Sentenz zum Andenken herzuſchreiben als meinen Wunſch:10
es gehe Ihnen ſo wol als Sie ſelber wol gehen.

173. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.

Den kleinen Nebel, der zwiſchen uns ſtand und der wie jeder Nebel
vergrößerte, nur nicht das Beſte, blaſ’ ich leicht weg. Nicht das15
geringſte hab ich von jemand gegen Sie erfahren oder ich von Ihnen
gegen mich; nur glaubt’ ich, meine Theilnahme an Grasers Siegen
mache Ihnen keine ſonderliche Luſt, mich zum Sprechen aufzuſuchen;
und dann ſucht’ ich, wie natürlich, [Sie] auch nicht auf. Hätten Sie
aber nur etwas mit mir angefangen, etwa einen Zank — nämlich20
freilich nur einen metaphyſiſchen oder literariſchen — ſo hätt’ ich
freundlich mitgezankt und Sie hätten gefunden, daß er — der Nebel
— gefallen ſei. Nun jetzo liegt er auch und bedeutet demnach ſchö-
nes Wetter.25

Ihr ergebenſter
J. P. F. Richter

N. S. Hier folgen mit Dank die Journale; noch 4 Stücke aber
hab’ ich. Am Sonnabende eſſ’ ich mit Graser auf dem Branden-
burger. Sind Sie auch dabei?30

174. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Immer erfahr’ ich von Ihrer
Abreiſe an Tagen, die ich für die Ihrer Ankunft halte. Sie brauchen

5 Jean Paul Briefe. VII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0070" n="65"/>
Flöten&#x017F;pieler die Hand, die uns &#x017F;o viele Freude gegeben als manche<lb/>
kriegeri&#x017F;che uns abgemäht.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>172. In <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Dietmars Stammbuch.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Mai 1816]</hi> </dateline><lb/>
        <div n="2">
          <head>Handbriefchen an H. <hi rendition="#aq">D. D[ietmar].</hi><lb n="5"/>
</head>
          <p>Wenn Sie &#x017F;ich nur un&#x017F;ers Ge&#x017F;prächs über Wolke und &#x017F;eine<lb/>
Kriegknechte erinnern, die ihn kreuzigen &#x2014; aber nur zu &#x017F;chönerem<lb/>
Aufer&#x017F;tehen &#x2014; wenn Sie nur meines Grußes an den &#x017F;inn- und herz-<lb/>
reichen <hi rendition="#aq">Fr[anz] Horn</hi> &#x2014; wenn, wenn: &#x017F;o brauch&#x2019; ich keine &#x017F;inne-<lb/>
reichere Sentenz zum Andenken herzu&#x017F;chreiben als meinen Wun&#x017F;ch:<lb n="10"/>
es gehe Ihnen &#x017F;o wol als Sie &#x017F;elber wol gehen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>173. An <hi rendition="#g">Profe&#x017F;&#x017F;or Wagner in Bayreuth.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireuth d. 9. Mai</hi> 1816 [Donnerstag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Den kleinen Nebel, der zwi&#x017F;chen uns &#x017F;tand und der wie jeder Nebel<lb/>
vergrößerte, nur nicht das Be&#x017F;te, bla&#x017F;&#x2019; ich leicht weg. Nicht das<lb n="15"/>
gering&#x017F;te hab ich von jemand gegen Sie erfahren oder ich von Ihnen<lb/>
gegen mich; nur glaubt&#x2019; ich, meine Theilnahme an <hi rendition="#aq">Grasers</hi> Siegen<lb/>
mache Ihnen keine &#x017F;onderliche Lu&#x017F;t, mich zum Sprechen aufzu&#x017F;uchen;<lb/>
und dann &#x017F;ucht&#x2019; ich, wie natürlich, [Sie] auch nicht auf. Hätten Sie<lb/>
aber nur etwas mit mir angefangen, etwa einen Zank &#x2014; nämlich<lb n="20"/>
freilich nur einen metaphy&#x017F;i&#x017F;chen oder literari&#x017F;chen &#x2014; &#x017F;o hätt&#x2019; ich<lb/>
freundlich mitgezankt und Sie hätten gefunden, daß er &#x2014; der Nebel<lb/>
&#x2014; gefallen &#x017F;ei. Nun jetzo liegt er auch und bedeutet demnach &#x017F;chö-<lb/>
nes Wetter.<lb n="25"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr ergeben&#x017F;ter<lb/>
J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>N. S. Hier folgen mit Dank die Journale; noch 4 Stücke aber<lb/>
hab&#x2019; ich. Am Sonnabende e&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich mit <hi rendition="#aq">Graser</hi> auf dem Branden-<lb/>
burger. Sind Sie auch dabei?<lb n="30"/>
</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>174. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Mai 1816]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Immer erfahr&#x2019; ich von Ihrer<lb/>
Abrei&#x017F;e an Tagen, die ich für die Ihrer Ankunft halte. Sie brauchen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">5 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">VII.</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0070] Flötenſpieler die Hand, die uns ſo viele Freude gegeben als manche kriegeriſche uns abgemäht. 172. In Dr. Dietmars Stammbuch. [Bayreuth, Mai 1816] Handbriefchen an H. D. D[ietmar]. 5 Wenn Sie ſich nur unſers Geſprächs über Wolke und ſeine Kriegknechte erinnern, die ihn kreuzigen — aber nur zu ſchönerem Auferſtehen — wenn Sie nur meines Grußes an den ſinn- und herz- reichen Fr[anz] Horn — wenn, wenn: ſo brauch’ ich keine ſinne- reichere Sentenz zum Andenken herzuſchreiben als meinen Wunſch: 10 es gehe Ihnen ſo wol als Sie ſelber wol gehen. 173. An Profeſſor Wagner in Bayreuth. Baireuth d. 9. Mai 1816 [Donnerstag] Den kleinen Nebel, der zwiſchen uns ſtand und der wie jeder Nebel vergrößerte, nur nicht das Beſte, blaſ’ ich leicht weg. Nicht das 15 geringſte hab ich von jemand gegen Sie erfahren oder ich von Ihnen gegen mich; nur glaubt’ ich, meine Theilnahme an Grasers Siegen mache Ihnen keine ſonderliche Luſt, mich zum Sprechen aufzuſuchen; und dann ſucht’ ich, wie natürlich, [Sie] auch nicht auf. Hätten Sie aber nur etwas mit mir angefangen, etwa einen Zank — nämlich 20 freilich nur einen metaphyſiſchen oder literariſchen — ſo hätt’ ich freundlich mitgezankt und Sie hätten gefunden, daß er — der Nebel — gefallen ſei. Nun jetzo liegt er auch und bedeutet demnach ſchö- nes Wetter. 25 Ihr ergebenſter J. P. F. Richter N. S. Hier folgen mit Dank die Journale; noch 4 Stücke aber hab’ ich. Am Sonnabende eſſ’ ich mit Graser auf dem Branden- burger. Sind Sie auch dabei? 30 174. An Emanuel. [Bayreuth, Mai 1816] Guten Morgen, mein Emanuel! Immer erfahr’ ich von Ihrer Abreiſe an Tagen, die ich für die Ihrer Ankunft halte. Sie brauchen 5 Jean Paul Briefe. VII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/70
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/70>, abgerufen am 23.11.2024.