Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.Indeß erst nach 3, 4 Jahren, wo ich meine sämmtlichen Werke bei Sie haben durch den Ausgang aus Weimar mehr vertauscht als Sie sollten am ersten wenigstens Ihre opuscula omnia sammeln, Dem verehrten Wolke schrieb ich nach Dresden den 24ten Mai, Sie haben gewiß etwas Besseres von Wieland als seine ge- Der Himmel gewähre Ihrer unbegreiflichen Thätigkeit und20 Ihr 25fortdankender Jean Paul Fr. Richter 224. Ins Stammbuch des Sohns der Montanglaut. [Kopie][Bayreuth, Ende Sept. 1816]Das schönste, reinste und stärkste Feuer legte die Gottheit nur Indeß erſt nach 3, 4 Jahren, wo ich meine ſämmtlichen Werke bei Sie haben durch den Ausgang aus Weimar mehr vertauſcht als Sie ſollten am erſten wenigſtens Ihre opuscula omnia ſammeln, Dem verehrten Wolke ſchrieb ich nach Dresden den 24ten Mai, Sie haben gewiß etwas Beſſeres von Wieland als ſeine ge- Der Himmel gewähre Ihrer unbegreiflichen Thätigkeit und20 Ihr 25fortdankender Jean Paul Fr. Richter 224. Ins Stammbuch des Sohns der Montanglaut. [Kopie][Bayreuth, Ende Sept. 1816]Das ſchönſte, reinſte und ſtärkſte Feuer legte die Gottheit nur <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="88"/> Indeß erſt nach 3, 4 Jahren, wo ich meine ſämmtlichen Werke bei<lb/><hi rendition="#aq">Cotta</hi> heraus zu geben anfangen will, werd’ ich Sie näher fragen,<lb/> wie dieß zu machen iſt, bei ſo manchen Verlegern, gegen welche ich<lb/> als junger Autor zu dumm und die als Seelen<hi rendition="#g">käufer</hi> gegen mich<lb/> zu pfiffig waren und denen ich bei dem magerſten Honorar (Sie<lb n="5"/> riethen mir zuerſt in <hi rendition="#aq">Weimar</hi> zur Erhöhung deſſelben) keine Anzahl<lb/> der Abdrücke vorſchrieb. Mein heroiſches Mittel iſt mein Be-<lb/> wußtſein meines Rechts und ihres Gewinns — und dann, nach<lb/> ihnen und ihren Exemplaren nichts zu fragen, ſondern heraus zu<lb/> geben.<lb n="10"/> </p> <p>Sie haben durch den Ausgang aus <hi rendition="#aq">Weimar</hi> mehr vertauſcht als<lb/> verloren; ich aber leider nur letztes. —</p><lb/> <p>Sie ſollten am erſten wenigſtens Ihre <hi rendition="#aq">opuscula omnia</hi> ſammeln,<lb/> da gerade dieſe ſich wieder an ſo zerſtreuete <hi rendition="#aq">opuscula</hi> gehängt wie<lb/> antike Siegelringe an Modeuhrbänder.<lb n="15"/> </p> <p>Dem verehrten <hi rendition="#aq">Wolke</hi> ſchrieb ich nach <hi rendition="#aq">Dresden</hi> den 24<hi rendition="#sup">ten</hi> Mai,<lb/> aber ohne Nachricht des Empfangs.</p><lb/> <p>Sie haben gewiß etwas Beſſeres von <hi rendition="#aq">Wieland</hi> als ſeine ge-<lb/> druckten Briefe — ſeine Briefchen mein’ ich; können Sie dieſe geben?</p><lb/> <p>Der Himmel gewähre Ihrer unbegreiflichen Thätigkeit und<lb n="20"/> Ihrem gelehrten Erntleben einen Körper, der das Bücken und Tragen<lb/> auf den weiten Schnitterfeldern aushält.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> fortdankender<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> <lb n="25"/> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>224. Ins <hi rendition="#g">Stammbuch des Sohns der Montanglaut.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Ende Sept. 1816]</hi> </dateline><lb/> <p>Das ſchönſte, reinſte und ſtärkſte Feuer legte die Gottheit nur<lb/> dem Jüngling ins Herz, damit es darin das Gold für das ganze<lb/> Leben von den Schlacken löſe — Scheide nie dieſe Jugendgluth etwas<lb n="30"/> anderes ab als das Edelſte vom Gemeinen, den Himmel vom Erd-<lb/> boden ... Dieſen Wunſch ſchick’ ich gern und voll lauter Hoffnung<lb/> dem ungeſehenen Jüngling entgegen, der ſeine Mutter ſo ſchön<lb/> liebt und lohnt wie ſie ihn.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [88/0093]
Indeß erſt nach 3, 4 Jahren, wo ich meine ſämmtlichen Werke bei
Cotta heraus zu geben anfangen will, werd’ ich Sie näher fragen,
wie dieß zu machen iſt, bei ſo manchen Verlegern, gegen welche ich
als junger Autor zu dumm und die als Seelenkäufer gegen mich
zu pfiffig waren und denen ich bei dem magerſten Honorar (Sie 5
riethen mir zuerſt in Weimar zur Erhöhung deſſelben) keine Anzahl
der Abdrücke vorſchrieb. Mein heroiſches Mittel iſt mein Be-
wußtſein meines Rechts und ihres Gewinns — und dann, nach
ihnen und ihren Exemplaren nichts zu fragen, ſondern heraus zu
geben. 10
Sie haben durch den Ausgang aus Weimar mehr vertauſcht als
verloren; ich aber leider nur letztes. —
Sie ſollten am erſten wenigſtens Ihre opuscula omnia ſammeln,
da gerade dieſe ſich wieder an ſo zerſtreuete opuscula gehängt wie
antike Siegelringe an Modeuhrbänder. 15
Dem verehrten Wolke ſchrieb ich nach Dresden den 24ten Mai,
aber ohne Nachricht des Empfangs.
Sie haben gewiß etwas Beſſeres von Wieland als ſeine ge-
druckten Briefe — ſeine Briefchen mein’ ich; können Sie dieſe geben?
Der Himmel gewähre Ihrer unbegreiflichen Thätigkeit und 20
Ihrem gelehrten Erntleben einen Körper, der das Bücken und Tragen
auf den weiten Schnitterfeldern aushält.
Ihr
fortdankender
Jean Paul Fr. Richter 25
224. Ins Stammbuch des Sohns der Montanglaut.
[Bayreuth, Ende Sept. 1816]
Das ſchönſte, reinſte und ſtärkſte Feuer legte die Gottheit nur
dem Jüngling ins Herz, damit es darin das Gold für das ganze
Leben von den Schlacken löſe — Scheide nie dieſe Jugendgluth etwas 30
anderes ab als das Edelſte vom Gemeinen, den Himmel vom Erd-
boden ... Dieſen Wunſch ſchick’ ich gern und voll lauter Hoffnung
dem ungeſehenen Jüngling entgegen, der ſeine Mutter ſo ſchön
liebt und lohnt wie ſie ihn.
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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