Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.Papieren lebendig sind, daß ich zu einem für Sie weiter nichts brauche Ich liebe Sie recht sehr und freue mich auf Ihre Briefe, so wie jetzt Nachschrift. In wie kurzer Zeit kann man von Dresden aus den Weg nach 357. An Karl August Böttiger in Dresden. Baireut d. 1. Febr. 1823Sie haben mir, verehrtester Herr Hofrath, durch Ihr schönes Blatt In Dresden hab' ich so viele zu grüßen; aber ich nenne nur die Ihnen Ihr Jean Paul Fr. Richter N.S. Ich sehe, Nachschriften sind sogar den Männern nöthig. Ich30 Papieren lebendig ſind, daß ich zu einem für Sie weiter nichts brauche Ich liebe Sie recht ſehr und freue mich auf Ihre Briefe, ſo wie jetzt Nachſchrift. In wie kurzer Zeit kann man von Dresden aus den Weg nach 357. An Karl Auguſt Böttiger in Dresden. Baireut d. 1. Febr. 1823Sie haben mir, verehrteſter Herr Hofrath, durch Ihr ſchönes Blatt In Dresden hab’ ich ſo viele zu grüßen; aber ich nenne nur die Ihnen Ihr Jean Paul Fr. Richter N.S. Ich ſehe, Nachſchriften ſind ſogar den Männern nöthig. Ich30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0223" n="214"/> Papieren lebendig ſind, daß ich zu einem für Sie weiter nichts brauche<lb/> als — Zeit.</p><lb/> <p>Ich liebe Sie recht ſehr und freue mich auf Ihre Briefe, ſo wie jetzt<lb/> noch beſonders auf die neue Geſtalt, die Katzenberger unter Ihren<lb/> Händen gewonnen. Leben Sie recht froh!<lb n="5"/> </p> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Nachſchrift.</hi> </head><lb/> <p>In wie kurzer Zeit kann man von Dresden aus den Weg nach<lb/> Breslau machen? Bin ich wieder ein <hi rendition="#aq">Révenant</hi> in Dresden: ſo könnt’<lb/> ich Ihnen allen noch leichter erſcheinen als irgend ein Geſpenſt, ſo ſehr<lb/> ſehn’ ich mich über Ihre lange Brücke zu gehen, die ich vor einigen Tagen<lb n="10"/> in einem Panorama geſehen.</p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>357. An <hi rendition="#g">Karl Auguſt Böttiger in Dresden.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 1. Febr. 1823</hi> </dateline><lb/> <p>Sie haben mir, verehrteſter Herr Hofrath, durch Ihr ſchönes Blatt<lb/> — ob es mich gleich weniger getroffen als das angeprieſene — eine<lb n="15"/> deſto größere Freude gemacht, da es mir in Baireut manches erſetzte,<lb/> was ich in Dresden entbehren mußte. — An Ihrem Augenunglück hab’<lb/> ich dort mitten unter Freuden den ſchmerzlichſten Antheil genommen,<lb/> ſo wie jetzo einen deſto freudigern an dem Zerrinnen dieſer ſchwärzeſten<lb/> Wolke für einen Mann, der ſich durch kein Hören das Leſen erſetzen<lb n="20"/> kann, da er, als der <hi rendition="#g">Einzige</hi> in der Gelehrtengeſchichte, zwiſchen der<lb/> älteſten und der neueſten Welt hin und her fliegen muß, um die müh-<lb/> ſamſten Ernten, aus beiden zugleich, zu holen und zu geben.</p><lb/> <p>In Dresden hab’ ich ſo viele zu grüßen; aber ich nenne nur die Ihnen<lb/> benachbar[t]ſten: <hi rendition="#aq">Ammon,</hi> den mir ſo hülfreichen — <hi rendition="#aq">Schütz,</hi> den<lb n="25"/> menſchenfreundlichen mit ſeinem Freunde <hi rendition="#aq">Raden</hi> — Grafen <hi rendition="#aq">Löwen-<lb/> stern</hi> — und ohnehin die Ihrigen. — Leben Sie froh.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>N.S. Ich ſehe, Nachſchriften ſind ſogar den Männern nöthig. Ich<lb n="30"/> habe meine herrliche Eliſa v. d. Recke zu grüßen vergeſſen, die mir Gott<lb/> erhalte zum Wiederſehen; und dann hätt’ ich auch früher an Ihr über-<lb/> aus niedliches und naives Sylveſtergedicht denken ſollen.</p> </postscript> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [214/0223]
Papieren lebendig ſind, daß ich zu einem für Sie weiter nichts brauche
als — Zeit.
Ich liebe Sie recht ſehr und freue mich auf Ihre Briefe, ſo wie jetzt
noch beſonders auf die neue Geſtalt, die Katzenberger unter Ihren
Händen gewonnen. Leben Sie recht froh! 5
Nachſchrift.
In wie kurzer Zeit kann man von Dresden aus den Weg nach
Breslau machen? Bin ich wieder ein Révenant in Dresden: ſo könnt’
ich Ihnen allen noch leichter erſcheinen als irgend ein Geſpenſt, ſo ſehr
ſehn’ ich mich über Ihre lange Brücke zu gehen, die ich vor einigen Tagen 10
in einem Panorama geſehen.
357. An Karl Auguſt Böttiger in Dresden.
Baireut d. 1. Febr. 1823
Sie haben mir, verehrteſter Herr Hofrath, durch Ihr ſchönes Blatt
— ob es mich gleich weniger getroffen als das angeprieſene — eine 15
deſto größere Freude gemacht, da es mir in Baireut manches erſetzte,
was ich in Dresden entbehren mußte. — An Ihrem Augenunglück hab’
ich dort mitten unter Freuden den ſchmerzlichſten Antheil genommen,
ſo wie jetzo einen deſto freudigern an dem Zerrinnen dieſer ſchwärzeſten
Wolke für einen Mann, der ſich durch kein Hören das Leſen erſetzen 20
kann, da er, als der Einzige in der Gelehrtengeſchichte, zwiſchen der
älteſten und der neueſten Welt hin und her fliegen muß, um die müh-
ſamſten Ernten, aus beiden zugleich, zu holen und zu geben.
In Dresden hab’ ich ſo viele zu grüßen; aber ich nenne nur die Ihnen
benachbar[t]ſten: Ammon, den mir ſo hülfreichen — Schütz, den 25
menſchenfreundlichen mit ſeinem Freunde Raden — Grafen Löwen-
stern — und ohnehin die Ihrigen. — Leben Sie froh.
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
N.S. Ich ſehe, Nachſchriften ſind ſogar den Männern nöthig. Ich 30
habe meine herrliche Eliſa v. d. Recke zu grüßen vergeſſen, die mir Gott
erhalte zum Wiederſehen; und dann hätt’ ich auch früher an Ihr über-
aus niedliches und naives Sylveſtergedicht denken ſollen.
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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