Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.491. An Dr. Caspari in Leipzig. [Kopie][Bayreuth, 15. Juli 1825]-- in der Diät beging ich nur laßliche, keine Todsünden -- die *492. An Geheimrätin von der Kettenburg in Bayreuth. Baireut d. 19 Jul. 1825Sie können im Winter Geschenke und Blumen des Sommers geben Ihr ergebenster Jean Paul Richter 493. An Karl August Böttiger in Dresden. [Diktiert]Baireut den 20ten August 182520Verehrtester Herr Hofrath! Sie haben mir durch Frl. v. Stein so viel Angenehmes aus Marien- 491. An Dr. Caſpari in Leipzig. [Kopie][Bayreuth, 15. Juli 1825]— in der Diät beging ich nur laßliche, keine Todſünden — die *492. An Geheimrätin von der Kettenburg in Bayreuth. Baireut d. 19 Jul. 1825Sie können im Winter Geſchenke und Blumen des Sommers geben Ihr ergebenſter Jean Paul Richter 493. An Karl Auguſt Böttiger in Dresden. [Diktiert]Baireut den 20ten Auguſt 182520Verehrteſter Herr Hofrath! Sie haben mir durch Frl. v. Stein ſo viel Angenehmes aus Marien- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0297" n="285"/> <div type="letter" n="1"> <head>491. An <hi rendition="#g">Dr. Caſpari in Leipzig.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. Juli 1825]</hi> </dateline><lb/> <p>— in der Diät beging ich nur laßliche, keine Todſünden — die<lb/> Iſolazion und Alleinherrſchaft der homöopathiſchen Zwergarzenei<lb/> bewahren — Die Metaſtaſen führten mich in dieſe parzielle Nacht<lb n="5"/> meines Lebens —</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*492. An <hi rendition="#g">Geheimrätin von der Kettenburg in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 19 Jul. 1825</hi> </dateline><lb/> <p>Sie können im Winter Geſchenke und Blumen des Sommers geben<lb/> und Ihre Nelken an meinem Geburttage duften noch immer in meiner<lb n="10"/> dankbaren Erinnerung fort. Aber wie der meinige den Frühling, gerade<lb/> die unbeſtändigſte Jahreszeit anfängt: ſo iſt der Ihrige in der Nähe des<lb/> Sommers, der durch ſeine ſchöne Beſtändigkeit das Ebenbild Ihres<lb/> Charakters wird und in welchem die bleibende Abendröthe noch zaube-<lb/> riſch der Morgenröthe entgegen blüht, wie in Ihrem Herzen das irdiſche<lb n="15"/> Leben dem künftigen...</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr ergebenſter<lb/> Jean Paul Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>493. An <hi rendition="#g">Karl Auguſt Böttiger in Dresden.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Diktiert]</note> <dateline> <hi rendition="#right">Baireut den 20<hi rendition="#sup">ten</hi> Auguſt 1825</hi> </dateline> <lb n="20"/> <salute> <hi rendition="#right">Verehrteſter Herr Hofrath!</hi> </salute><lb/> <p>Sie haben mir durch Frl. v. Stein ſo viel Angenehmes aus Marien-<lb/> bad ſagen laſſen, als Sie ſelber da in den Zirkeln der gebildeten Welt<lb/> erlebten. Das Erfreulichſte für uns Alle iſt Ihre Wiederherſtellung,<lb/> da die Parze die Scheere über Ihren Lebensfaden ſchon aufgemacht<lb n="25"/> hielt, aber zum Glück nicht zudrückte. Mit Schmerzen theilte ich die<lb/> Beſorgniſſe der Frau v. d. Reck um ein ſo fruchtreiches Leben wie das<lb/> Ihrige. Den künftigen harten Winter müſſen Sie dem Himmel gerade<lb/> dadurch zu entgehen ſuchen, wodurch ihn die Ultrachriſten aller Art zu<lb/> erlangen hoffen, durch Faſten. Ich gehe mehr der Parzialfinſterniß der<lb n="30"/> Augen als der Totalfinſterniß des Todes entgegen. Doch habe ich den<lb/> grauen Staar ſeit anderthalb Jahren, in Hoffnung der Einſaugung,<lb/> in demſelben Zuſtand zu erhalten gewußt. Nur leider wächſt der Amau-<lb/> roſe ihr ſchwarzes Gefieder immer mehr und die Schwäche der Retina<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [285/0297]
491. An Dr. Caſpari in Leipzig.
[Bayreuth, 15. Juli 1825]
— in der Diät beging ich nur laßliche, keine Todſünden — die
Iſolazion und Alleinherrſchaft der homöopathiſchen Zwergarzenei
bewahren — Die Metaſtaſen führten mich in dieſe parzielle Nacht 5
meines Lebens —
*492. An Geheimrätin von der Kettenburg in Bayreuth.
Baireut d. 19 Jul. 1825
Sie können im Winter Geſchenke und Blumen des Sommers geben
und Ihre Nelken an meinem Geburttage duften noch immer in meiner 10
dankbaren Erinnerung fort. Aber wie der meinige den Frühling, gerade
die unbeſtändigſte Jahreszeit anfängt: ſo iſt der Ihrige in der Nähe des
Sommers, der durch ſeine ſchöne Beſtändigkeit das Ebenbild Ihres
Charakters wird und in welchem die bleibende Abendröthe noch zaube-
riſch der Morgenröthe entgegen blüht, wie in Ihrem Herzen das irdiſche 15
Leben dem künftigen...
Ihr ergebenſter
Jean Paul Richter
493. An Karl Auguſt Böttiger in Dresden.
Baireut den 20ten Auguſt 1825 20
Verehrteſter Herr Hofrath!
Sie haben mir durch Frl. v. Stein ſo viel Angenehmes aus Marien-
bad ſagen laſſen, als Sie ſelber da in den Zirkeln der gebildeten Welt
erlebten. Das Erfreulichſte für uns Alle iſt Ihre Wiederherſtellung,
da die Parze die Scheere über Ihren Lebensfaden ſchon aufgemacht 25
hielt, aber zum Glück nicht zudrückte. Mit Schmerzen theilte ich die
Beſorgniſſe der Frau v. d. Reck um ein ſo fruchtreiches Leben wie das
Ihrige. Den künftigen harten Winter müſſen Sie dem Himmel gerade
dadurch zu entgehen ſuchen, wodurch ihn die Ultrachriſten aller Art zu
erlangen hoffen, durch Faſten. Ich gehe mehr der Parzialfinſterniß der 30
Augen als der Totalfinſterniß des Todes entgegen. Doch habe ich den
grauen Staar ſeit anderthalb Jahren, in Hoffnung der Einſaugung,
in demſelben Zuſtand zu erhalten gewußt. Nur leider wächſt der Amau-
roſe ihr ſchwarzes Gefieder immer mehr und die Schwäche der Retina
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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