Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.nimmt immer mehr zu, so daß ich nur mit der Brille lesen und schreiben Nun ist es Zeit, das Bitten und Erwarten so vieler Leser durch die Eh ich noch eine Zeile weiter schreibe, muß ich vorausschicken, daß Ich kann leichter ein Buch machen als verkaufen. So bekam ich für Meine Augen bedurften einer fremden Hand, verzeihen Sie es,35 nimmt immer mehr zu, ſo daß ich nur mit der Brille leſen und ſchreiben Nun iſt es Zeit, das Bitten und Erwarten ſo vieler Leſer durch die Eh ich noch eine Zeile weiter ſchreibe, muß ich vorausſchicken, daß Ich kann leichter ein Buch machen als verkaufen. So bekam ich für Meine Augen bedurften einer fremden Hand, verzeihen Sie es,35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0298" n="286"/> nimmt immer mehr zu, ſo daß ich nur mit der Brille leſen und ſchreiben<lb/> kann.</p><lb/> <p>Nun iſt es Zeit, das Bitten und Erwarten ſo vieler Leſer durch die<lb/> Herausgabe meiner ſämtlichen Werke zu befriedigen, welche wegen ihrer<lb/> Theurung, Zerſtreuung, Unſichtbarkeit, endlich einmal auf Ein<lb n="5"/> Bücherbret und in eine Uniform zuſammen zu treiben ſind. Mehrere<lb/> Buchhändler wie: Joſef Max, Vieweg, Reimer und ſchweigend Cotta,<lb/> haben ſich zur Sammlung erboten.</p><lb/> <p>Eh ich noch eine Zeile weiter ſchreibe, muß ich vorausſchicken, daß<lb/> ich Sie bitte, alle fragende Belehrung die ich an Sie thun werde mir nicht<lb n="10"/> ſchriftlich, ſondern mündlich durch meinen Neffen Richard Spazier, der<lb/> jedes Wort wie eine fromme Tradition mir überliefern wird, zu beant-<lb/> worten.</p><lb/> <p>Ich kann leichter ein Buch machen als verkaufen. So bekam ich für<lb/> den ganzen Heſperus 200 preußiſche Thaler, für den Bogen der Teufels-<lb n="15"/> papiere ½ <hi rendition="#aq">Louisd’or,</hi> für den Bogen des Siebenkäs 10 Thlr. u. ſ. w.,<lb/> bis endlich nach den Nehmern wie Mazdorf, die Geber wie Cotta,<lb/> Perthes, erſchienen. Ich dächte es wäre nun Zeit, daß ich wenigſtens<lb/> nur halb ſo viel Honorar erhielte, wie der Gedankenärmſte und Bogen-<lb/> reichſte Romanſchreiber in Sachſen. Vor Ihnen rollte ſich das ganze<lb n="20"/> finanzielle Räder- und Schöpf-Werk der Schriftſteller offen ab. Sie<lb/> können mir daher am Gewiſſeſten ſagen wieviel z. B. Göthe für ſeine<lb/><hi rendition="#aq">Opp.</hi> von Cotta bekam oder Herder oder andere Schriftſteller von andern<lb/> Verlegern. Natürlich bleibt jeder höhere geiſtige Werth der genannten<lb/> Schriftſteller aus der blos materiellen Berechnung weg. Wie viel darf<lb n="25"/> ich nun von Cotta für wenigſtens 62 <hi rendition="#aq">Octav</hi>-Bändchen, 20 Bogen ſtark,<lb/> verlangen? Auch wünſchte ich die Herausgabe in ſchnellen Lieferungen<lb/> von 4 bis 5 Bändchen jedes Vierteljahr und zugleich Bezahlen nach der<lb/> Bogenzahl deſſen Größe ich gleichfalls erſt erfahren muß. Kann Reimer<lb/> durch den Beſitz der zweiten Auflagen die allgemeine Herausgabe hindern<lb n="30"/> oder erſchweren? Mit Nebenbeſtimmungen verſchone ich Sie, z. B.<lb/> die Zerfällung jeder Lieferung in romantiſche, ſatiriſche oder auch<lb/> didaktiſche Werke. —</p><lb/> <note type="editorial"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">[Eigenhändig]</hi> </hi> </note><lb/> <p>Meine Augen bedurften einer fremden Hand, verzeihen Sie es,<lb n="35"/> höchſtgeſchätzter H. Hofrath! Auch das Ihrige und noch mehr Ihre<lb/> ſo ſchnell verrinnende Zeit der Fruchtleſe und des Fruchtgebens ſollte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [286/0298]
nimmt immer mehr zu, ſo daß ich nur mit der Brille leſen und ſchreiben
kann.
Nun iſt es Zeit, das Bitten und Erwarten ſo vieler Leſer durch die
Herausgabe meiner ſämtlichen Werke zu befriedigen, welche wegen ihrer
Theurung, Zerſtreuung, Unſichtbarkeit, endlich einmal auf Ein 5
Bücherbret und in eine Uniform zuſammen zu treiben ſind. Mehrere
Buchhändler wie: Joſef Max, Vieweg, Reimer und ſchweigend Cotta,
haben ſich zur Sammlung erboten.
Eh ich noch eine Zeile weiter ſchreibe, muß ich vorausſchicken, daß
ich Sie bitte, alle fragende Belehrung die ich an Sie thun werde mir nicht 10
ſchriftlich, ſondern mündlich durch meinen Neffen Richard Spazier, der
jedes Wort wie eine fromme Tradition mir überliefern wird, zu beant-
worten.
Ich kann leichter ein Buch machen als verkaufen. So bekam ich für
den ganzen Heſperus 200 preußiſche Thaler, für den Bogen der Teufels- 15
papiere ½ Louisd’or, für den Bogen des Siebenkäs 10 Thlr. u. ſ. w.,
bis endlich nach den Nehmern wie Mazdorf, die Geber wie Cotta,
Perthes, erſchienen. Ich dächte es wäre nun Zeit, daß ich wenigſtens
nur halb ſo viel Honorar erhielte, wie der Gedankenärmſte und Bogen-
reichſte Romanſchreiber in Sachſen. Vor Ihnen rollte ſich das ganze 20
finanzielle Räder- und Schöpf-Werk der Schriftſteller offen ab. Sie
können mir daher am Gewiſſeſten ſagen wieviel z. B. Göthe für ſeine
Opp. von Cotta bekam oder Herder oder andere Schriftſteller von andern
Verlegern. Natürlich bleibt jeder höhere geiſtige Werth der genannten
Schriftſteller aus der blos materiellen Berechnung weg. Wie viel darf 25
ich nun von Cotta für wenigſtens 62 Octav-Bändchen, 20 Bogen ſtark,
verlangen? Auch wünſchte ich die Herausgabe in ſchnellen Lieferungen
von 4 bis 5 Bändchen jedes Vierteljahr und zugleich Bezahlen nach der
Bogenzahl deſſen Größe ich gleichfalls erſt erfahren muß. Kann Reimer
durch den Beſitz der zweiten Auflagen die allgemeine Herausgabe hindern 30
oder erſchweren? Mit Nebenbeſtimmungen verſchone ich Sie, z. B.
die Zerfällung jeder Lieferung in romantiſche, ſatiriſche oder auch
didaktiſche Werke. —
Meine Augen bedurften einer fremden Hand, verzeihen Sie es, 35
höchſtgeſchätzter H. Hofrath! Auch das Ihrige und noch mehr Ihre
ſo ſchnell verrinnende Zeit der Fruchtleſe und des Fruchtgebens ſollte
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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