Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.nicht durch mich aufgeopfert werden. Daher ich zur zweiten Mittel- Möchten Sie doch auch einmal für sich so sorgen wie für andere und Noch hab' ich zu bemerken vergessen, daß Joseph Max mir unver-10 Ihr Jean Paul Fr. Richter *494. An Richard Spazier in Leipzig. [Bayreuth, 20. (?) Aug. 1825]15Was ich auf dem Kanapee gesäet und Sie auf dem Stuhl, das fängt nicht durch mich aufgeopfert werden. Daher ich zur zweiten Mittel- Möchten Sie doch auch einmal für ſich ſo ſorgen wie für andere und Noch hab’ ich zu bemerken vergeſſen, daß Joſeph Max mir unver-10 Ihr Jean Paul Fr. Richter *494. An Richard Spazier in Leipzig. [Bayreuth, 20. (?) Aug. 1825]15Was ich auf dem Kanapee geſäet und Sie auf dem Stuhl, das fängt <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0299" n="287"/> nicht durch mich aufgeopfert werden. Daher ich zur zweiten Mittel-<lb/> perſon meinen treuen Neffen wählte.</p><lb/> <p>Möchten Sie doch auch einmal für ſich ſo ſorgen wie für andere und<lb/> Ihr eigner Nächſter werden! Ich meine, möchten Sie endlich einmal<lb/> uns die Herausgabe Ihrer ſämtlichen Werke vergönnen, von welchen<lb n="5"/> ſoviele ſich wegen ihrer Kleinheit überall hin und wie Kolibris in<lb/> modiſche Blumen oder mit aller Schwere der Gelehrſamkeit hinter<lb/> Nachttiſche verſtecken. Endlich wär’ es ſo nahe an der Ewigkeit —<lb/> Zeit. — —</p><lb/> <p>Noch hab’ ich zu bemerken vergeſſen, daß Joſeph Max mir unver-<lb n="10"/> langt 15 000 rtl. geboten; ob aber ſein Haus ſo feſt ſteht, wie ſein gewiß<lb/> nicht fallender Charakter, weiß ich nicht. Leben Sie froh, froh!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*494. An <hi rendition="#g">Richard Spazier in Leipzig.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 20. (?) Aug. 1825]</hi> </dateline> <lb n="15"/> <p>Was ich auf dem Kanapee geſäet und Sie auf dem Stuhl, das fängt<lb/> ſchon an zu grünen, und meine ſämmtlichen Werke werden allmählig<lb/> hervortreten. Jetzo komme ich zu Ihnen mit einem Wunſche der Mit-<lb/> wirkung, die mir am beſten den Weg zum Anfang bahnen wird. Ich<lb/> bitte Sie nämlich, inliegenden Brief ſogleich an Böttiger zu übergeben.<lb n="20"/> Ich erſuche ihn darin, mich über die Bedingungen über die Herausgabe<lb/> ſämmtlicher Werke zu belehren, über das was andere Schriftſteller<lb/> bekamen, über die Verhältniſſe zu frühern Verlegern, kurz über meine<lb/> neu aufgeſtiegenen Zweifel bei dieſer Unternehmung. Da ich Böttigers<lb/> kurzem, immer ſchneller verrinnenden Lebenslauf nicht noch Brief-<lb n="25"/> frachten an mich mitgeben wollte und noch aus anderen Rückſichten<lb/> ſeiner Perſönlichkeit, erſuchte ich ihn, mir gar nicht zu antworten ſondern<lb/> blos Ihnen, und mündlich Alles was er nur rathen kann, Ihnen anzu-<lb/> vertrauen. Sie werden ſchon die Gefälligkeit haben, jedes Wort von ihm<lb/> treu wie ein Echo nach Baireut zu ſenden. Sie ſehen übrigens aus der<lb n="30"/> Mühe, in die ich Sie ſchon beim Anfang des Geſchäfts verwickele, daß<lb/> ich Sie bei der Fortſetzung deſſelben noch mehr in Anſpruch nehmen<lb/> werde, in ſo fern ich Ihren wiſſenſchaftlichen Gang nicht unterbreche.<lb/> Möge er in Zukunft immer mehr Ihrer Alpenreiſe gleichen, wo die<lb/> ſteilen Felſen und die Waſſerfälle eben ſo gut zu den Schönheiten und<lb n="35"/> Genüſſen gehören als die Ausſichten auf Berggipfeln! —</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [287/0299]
nicht durch mich aufgeopfert werden. Daher ich zur zweiten Mittel-
perſon meinen treuen Neffen wählte.
Möchten Sie doch auch einmal für ſich ſo ſorgen wie für andere und
Ihr eigner Nächſter werden! Ich meine, möchten Sie endlich einmal
uns die Herausgabe Ihrer ſämtlichen Werke vergönnen, von welchen 5
ſoviele ſich wegen ihrer Kleinheit überall hin und wie Kolibris in
modiſche Blumen oder mit aller Schwere der Gelehrſamkeit hinter
Nachttiſche verſtecken. Endlich wär’ es ſo nahe an der Ewigkeit —
Zeit. — —
Noch hab’ ich zu bemerken vergeſſen, daß Joſeph Max mir unver- 10
langt 15 000 rtl. geboten; ob aber ſein Haus ſo feſt ſteht, wie ſein gewiß
nicht fallender Charakter, weiß ich nicht. Leben Sie froh, froh!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
*494. An Richard Spazier in Leipzig.
[Bayreuth, 20. (?) Aug. 1825] 15
Was ich auf dem Kanapee geſäet und Sie auf dem Stuhl, das fängt
ſchon an zu grünen, und meine ſämmtlichen Werke werden allmählig
hervortreten. Jetzo komme ich zu Ihnen mit einem Wunſche der Mit-
wirkung, die mir am beſten den Weg zum Anfang bahnen wird. Ich
bitte Sie nämlich, inliegenden Brief ſogleich an Böttiger zu übergeben. 20
Ich erſuche ihn darin, mich über die Bedingungen über die Herausgabe
ſämmtlicher Werke zu belehren, über das was andere Schriftſteller
bekamen, über die Verhältniſſe zu frühern Verlegern, kurz über meine
neu aufgeſtiegenen Zweifel bei dieſer Unternehmung. Da ich Böttigers
kurzem, immer ſchneller verrinnenden Lebenslauf nicht noch Brief- 25
frachten an mich mitgeben wollte und noch aus anderen Rückſichten
ſeiner Perſönlichkeit, erſuchte ich ihn, mir gar nicht zu antworten ſondern
blos Ihnen, und mündlich Alles was er nur rathen kann, Ihnen anzu-
vertrauen. Sie werden ſchon die Gefälligkeit haben, jedes Wort von ihm
treu wie ein Echo nach Baireut zu ſenden. Sie ſehen übrigens aus der 30
Mühe, in die ich Sie ſchon beim Anfang des Geſchäfts verwickele, daß
ich Sie bei der Fortſetzung deſſelben noch mehr in Anſpruch nehmen
werde, in ſo fern ich Ihren wiſſenſchaftlichen Gang nicht unterbreche.
Möge er in Zukunft immer mehr Ihrer Alpenreiſe gleichen, wo die
ſteilen Felſen und die Waſſerfälle eben ſo gut zu den Schönheiten und 35
Genüſſen gehören als die Ausſichten auf Berggipfeln! —
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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