Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.495. An Emanuel. [Bayreuth, 21. Aug. 1825]Guten Morgen, mein geliebter Kanapee-, Gassen- und Herzens R. 496. An Cotta. Baireut d. 11. Sept. 1825Sie steigen, uns allen willkommener Cotta, aus Ihrem Wagen nicht Jetzo, alter Freund, entscheiden Sie, wieviel Sie mir für 495. An Emanuel. [Bayreuth, 21. Aug. 1825]Guten Morgen, mein geliebter Kanapee-, Gaſſen- und Herzens R. 496. An Cotta. Baireut d. 11. Sept. 1825Sie ſteigen, uns allen willkommener Cotta, aus Ihrem Wagen nicht Jetzo, alter Freund, entſcheiden Sie, wieviel Sie mir für <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0300" n="288"/> <div type="letter" n="1"> <head>495. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 21. Aug. 1825]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, mein geliebter Kanapee-, Gaſſen- und Herzens<lb/> Nachbar! Hier die kleine Bücherſchau. Mögen Ihre Geſchäfte Sie<lb/> einmal zu einer gelangen laſſen!<lb n="5"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>496. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 11. Sept.</hi> 1825</hi> </dateline><lb/> <p>Sie ſteigen, uns allen willkommener <hi rendition="#aq">Cotta,</hi> aus Ihrem Wagen nicht<lb/> heraus, ſondern hinauf, auf ein Flötzgebirge oder doch Todtliegendes<lb n="10"/> von Schreibereien, in das ich auch mein Steinchen mit eingeſchoben.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">[Diktiert]</hi></hi> Seit Jahren arbeite ich an einer Ausgabe meiner ſämmt-<lb/> lichen Werke, welche von ſo vielen Deutſchen bei der Zerſtreuung,<lb/> Theurung, Ungleichheit, ja Unſichtbarkeit vieler meiner Bücher längſt<lb/> gewünſcht und gefodert wurde. Seit kurzen haben drei große Buch-<lb n="15"/> handlungen ſich zur Übernehmung derſelben erboten; aber an die größte,<lb/> nämlich an die Ihrige komme ich natürlich zuerſt mit meinen Fragen<lb/> und Antworten. In der künftigen Oſtermeſſe 1826 erſcheint unabänder-<lb/> lich die erſte Lieferung derſelben. Zum Glück begünſtigen mich außer<lb/> äußerer mechaniſcher Mithülfe meine verbeſſerten Augen, bei denen<lb n="20"/> dem Lichtraub des grauen Staars — dieſes ſchlimmſten Gevögels, das<lb/> kein Paradies-Vogel ſondern ein Paradies-Räuber iſt — durch die<lb/><hi rendition="#aq">Bella-donna</hi> einige Gränzen geſetzt wurden. Ich zögere nicht länger,<lb/> da zumal in Baden literariſche Leichenräuber andrer Art nur auf das<lb/> Zuſchließen zweier Augen warten, um eine ganze Familie zu beſtehlen.<lb n="25"/> Daher ſoll die Ausgabe in vierteljährigen Lieferungen, jede zu 5 Bänd-<lb/> chen, von Oſtern an, erſcheinen. Die ſämmtlichen Werke werden nach<lb/> meinen beſten Berechnungen in 24 Alphabeten, in Bändchen ſo ſtark<lb/> wie die der Levana, beſtehen. Jede Lieferung würde zugleich Romane<lb/> und Erzählungen und ſatyriſche Aufſätze oder auch didaktiſche enthalten.<lb n="30"/> </p> <p><hi rendition="#g">Jetzo, alter Freund, entſcheiden Sie, wieviel Sie mir für<lb/> die Ausgabe in einer ganzen Summe oder auch für jeden<lb/> einzeln[en] Bogen, bewilligen wollen.</hi> Kärglich genug waren<lb/> meine frühern Belohnungen, z. B. 200 Thlr. für den Hesperus, ½ <hi rendition="#aq">Lsdr.</hi><lb/> für den Bogen der Teufelspapiere, 2 <hi rendition="#aq">Lsdr.</hi> für den Bogen des Sieben-<lb n="35"/> käs. Von Ihnen allein datiert ſich die loyalere Behandlung meiner<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [288/0300]
495. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. Aug. 1825]
Guten Morgen, mein geliebter Kanapee-, Gaſſen- und Herzens
Nachbar! Hier die kleine Bücherſchau. Mögen Ihre Geſchäfte Sie
einmal zu einer gelangen laſſen! 5
R.
496. An Cotta.
Baireut d. 11. Sept. 1825
Sie ſteigen, uns allen willkommener Cotta, aus Ihrem Wagen nicht
heraus, ſondern hinauf, auf ein Flötzgebirge oder doch Todtliegendes 10
von Schreibereien, in das ich auch mein Steinchen mit eingeſchoben.
[Diktiert] Seit Jahren arbeite ich an einer Ausgabe meiner ſämmt-
lichen Werke, welche von ſo vielen Deutſchen bei der Zerſtreuung,
Theurung, Ungleichheit, ja Unſichtbarkeit vieler meiner Bücher längſt
gewünſcht und gefodert wurde. Seit kurzen haben drei große Buch- 15
handlungen ſich zur Übernehmung derſelben erboten; aber an die größte,
nämlich an die Ihrige komme ich natürlich zuerſt mit meinen Fragen
und Antworten. In der künftigen Oſtermeſſe 1826 erſcheint unabänder-
lich die erſte Lieferung derſelben. Zum Glück begünſtigen mich außer
äußerer mechaniſcher Mithülfe meine verbeſſerten Augen, bei denen 20
dem Lichtraub des grauen Staars — dieſes ſchlimmſten Gevögels, das
kein Paradies-Vogel ſondern ein Paradies-Räuber iſt — durch die
Bella-donna einige Gränzen geſetzt wurden. Ich zögere nicht länger,
da zumal in Baden literariſche Leichenräuber andrer Art nur auf das
Zuſchließen zweier Augen warten, um eine ganze Familie zu beſtehlen. 25
Daher ſoll die Ausgabe in vierteljährigen Lieferungen, jede zu 5 Bänd-
chen, von Oſtern an, erſcheinen. Die ſämmtlichen Werke werden nach
meinen beſten Berechnungen in 24 Alphabeten, in Bändchen ſo ſtark
wie die der Levana, beſtehen. Jede Lieferung würde zugleich Romane
und Erzählungen und ſatyriſche Aufſätze oder auch didaktiſche enthalten. 30
Jetzo, alter Freund, entſcheiden Sie, wieviel Sie mir für
die Ausgabe in einer ganzen Summe oder auch für jeden
einzeln[en] Bogen, bewilligen wollen. Kärglich genug waren
meine frühern Belohnungen, z. B. 200 Thlr. für den Hesperus, ½ Lsdr.
für den Bogen der Teufelspapiere, 2 Lsdr. für den Bogen des Sieben- 35
käs. Von Ihnen allein datiert ſich die loyalere Behandlung meiner
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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