Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.in 60 Bänden herausgeben, für welche er von Eurer Durchlaucht Die hohe Menschenliebe und Wissenschaftliebe Eurer hochfürstlichen Möge ein erhabener Fürst verzeihen, daß ich in seine Hände wie so15 Eurer Durchlaucht unterthänigst gehorsamster J. P. Fr. Richter 508. An König Wilhelm von Württemberg.20 [Kopie][Bayreuth, 29. Okt. 1825]Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr! Zu dem Throne Eurer königlichen Majestät lege ich eine Bitte in 60 Bänden herausgeben, für welche er von Eurer Durchlaucht Die hohe Menſchenliebe und Wiſſenſchaftliebe Eurer hochfürſtlichen Möge ein erhabener Fürſt verzeihen, daß ich in ſeine Hände wie ſo15 Eurer Durchlaucht unterthänigſt gehorſamſter J. P. Fr. Richter 508. An König Wilhelm von Württemberg.20 [Kopie][Bayreuth, 29. Okt. 1825]Allerdurchlauchtigſter Großmächtigſter König! Allergnädigſter König und Herr! Zu dem Throne Eurer königlichen Majeſtät lege ich eine Bitte <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0307" n="295"/> in 60 Bänden herausgeben, für welche er von Eurer Durchlaucht<lb/> Wiſſenſchaftliebe die Wohlthat eines Privilegiums gegen den Nach-<lb/> druck auf ſeine unterthänigen Bitten vertrauend hofft. Obgleich Göthe<lb/> mit ſeinem Glanz wie eine Sonne allein ſteht, ſo fand doch der Verfaſſer<lb/> dieſes in den großen kaiſerlichen Erbſtaaten überall Leſer und Freunde<lb n="5"/> und er darf ſagen deſto innigere, da in allen ſeinen Werken nicht eine<lb/> einzige Zeile gegen Religion oder Tugend geſchrieben iſt.</p><lb/> <p>Die hohe Menſchenliebe und Wiſſenſchaftliebe Eurer hochfürſtlichen<lb/> Durchlaucht wird gewis meinem Unternehmen dieſelbe Gunſt in einem<lb/> Privilegium gegen den Nachdruck wie dem Dichter Göthe wiederfahren<lb n="10"/> laſſen und eine wohlwollende Rückſicht darauf nehmen, daß der Ver-<lb/> faſſer zum erſtenmal die Sammlung ſeiner Werke dem Publikum vorlegt,<lb/> welche ihn für eine vierzigjährige Anſtrengung belohnen ſoll und viel-<lb/> leicht ſeinen Kindern ein ſchöneres Loos bereiten kann.</p><lb/> <p>Möge ein erhabener Fürſt verzeihen, daß ich in ſeine Hände wie ſo<lb n="15"/> viele Tauſende, das Loos meiner ſchönern Zukunft lege.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Eurer Durchlaucht<lb/> unterthänigſt gehorſamſter<lb/> J. P. Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>508. An <hi rendition="#g">König Wilhelm von Württemberg.</hi><lb n="20"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 29. Okt. 1825]</hi> </dateline><lb/> <salute> <hi rendition="#et">Allerdurchlauchtigſter Großmächtigſter König!<lb/> Allergnädigſter König und Herr!</hi> </salute><lb/> <p>Zu dem Throne Eurer königlichen Majeſtät lege ich eine Bitte<lb/> nieder, deren Bedeutenheit nur durch das Auge Ihrer Majeſtät, das<lb n="25"/> zugleich die großen und kleinen Intereſſen des Staats zu würdigen weiß,<lb/> ſich entſchuldigen kann. In der künftigen Oſtermeſſe 1826 wünſche ich<lb/> meine ſämmtlichen poetiſchen und philoſophiſchen Werke in 60 Bänden<lb/> herauszugeben. Aber dieſe ganze literariſche Ärnte von vierzig Jahren,<lb/> welche mich für ſo viele Opfer belohnen ſoll, würde durch den Hagel-<lb n="30"/> ſchlag des Nachdrucks untergehen, wenn nicht eine mächtige wohl-<lb/> thätige Hand mich durch ein Privilegium gegen den Nachdruck davor<lb/> rettete. Und an dieſe mächtige Hand wenden ſich alle meine Hoffnungen<lb/> der Zukunft und ſie dürfen es vielleicht bei einem Herrſcher, deſſen<lb/> ſchöne Länder von jeher die Muſen beglückten, um mit ihrem Licht<lb n="35"/> wieder andere Länder zu beglücken.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [295/0307]
in 60 Bänden herausgeben, für welche er von Eurer Durchlaucht
Wiſſenſchaftliebe die Wohlthat eines Privilegiums gegen den Nach-
druck auf ſeine unterthänigen Bitten vertrauend hofft. Obgleich Göthe
mit ſeinem Glanz wie eine Sonne allein ſteht, ſo fand doch der Verfaſſer
dieſes in den großen kaiſerlichen Erbſtaaten überall Leſer und Freunde 5
und er darf ſagen deſto innigere, da in allen ſeinen Werken nicht eine
einzige Zeile gegen Religion oder Tugend geſchrieben iſt.
Die hohe Menſchenliebe und Wiſſenſchaftliebe Eurer hochfürſtlichen
Durchlaucht wird gewis meinem Unternehmen dieſelbe Gunſt in einem
Privilegium gegen den Nachdruck wie dem Dichter Göthe wiederfahren 10
laſſen und eine wohlwollende Rückſicht darauf nehmen, daß der Ver-
faſſer zum erſtenmal die Sammlung ſeiner Werke dem Publikum vorlegt,
welche ihn für eine vierzigjährige Anſtrengung belohnen ſoll und viel-
leicht ſeinen Kindern ein ſchöneres Loos bereiten kann.
Möge ein erhabener Fürſt verzeihen, daß ich in ſeine Hände wie ſo 15
viele Tauſende, das Loos meiner ſchönern Zukunft lege.
Eurer Durchlaucht
unterthänigſt gehorſamſter
J. P. Fr. Richter
508. An König Wilhelm von Württemberg. 20
[Bayreuth, 29. Okt. 1825]
Allerdurchlauchtigſter Großmächtigſter König!
Allergnädigſter König und Herr!
Zu dem Throne Eurer königlichen Majeſtät lege ich eine Bitte
nieder, deren Bedeutenheit nur durch das Auge Ihrer Majeſtät, das 25
zugleich die großen und kleinen Intereſſen des Staats zu würdigen weiß,
ſich entſchuldigen kann. In der künftigen Oſtermeſſe 1826 wünſche ich
meine ſämmtlichen poetiſchen und philoſophiſchen Werke in 60 Bänden
herauszugeben. Aber dieſe ganze literariſche Ärnte von vierzig Jahren,
welche mich für ſo viele Opfer belohnen ſoll, würde durch den Hagel- 30
ſchlag des Nachdrucks untergehen, wenn nicht eine mächtige wohl-
thätige Hand mich durch ein Privilegium gegen den Nachdruck davor
rettete. Und an dieſe mächtige Hand wenden ſich alle meine Hoffnungen
der Zukunft und ſie dürfen es vielleicht bei einem Herrſcher, deſſen
ſchöne Länder von jeher die Muſen beglückten, um mit ihrem Licht 35
wieder andere Länder zu beglücken.
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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