Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.Sehnsucht nach Hause mehr verschattet! Leider werd' ich, für das 3. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Jan. 1820]Guten Abend, mein Emanuel! Hier meine Briefe -- die Otto noch 4. An Max Richter in München. Baireut d. 9ten Jenn. 1820Mein guter Max! Ich schreibe dir blos, um dir bei dieser Kälte jede 1*
Sehnſucht nach Hauſe mehr verſchattet! Leider werd’ ich, für das 3. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Jan. 1820]Guten Abend, mein Emanuel! Hier meine Briefe — die Otto noch 4. An Max Richter in München. Baireut d. 9ten Jenn. 1820Mein guter Max! Ich ſchreibe dir blos, um dir bei dieſer Kälte jede 1*
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="3"/> Sehnſucht nach Hauſe mehr verſchattet! Leider werd’ ich, für das<lb/> Irdiſche, immer unempfänglicher der Freuden — die der Natur aus-<lb/> genommen — und immer theilnehmender an deſſen Plagen. — Alle<lb/> die Eisſpitzenwunden des Winters heil’ ich leicht zu; auch meinen Bruſt-<lb/> nerven ſcheint er dieß mal nicht recht beikommen zu können. — <hi rendition="#aq">Emma</hi><lb n="5"/> ſtrickte mir für Weihnachten (oft von Morgen 3 Uhr an) eine Weſte wie<lb/> ich eine ſchon lange von ihr mit Vorliebe getragen; <hi rendition="#aq">Odilia</hi> ein Paar<lb/> Socken. Beide putzten mir einen Baum und <hi rendition="#aq">Emma</hi> hatte mir Mandeln<lb/> geröſtet. — Die beiden Gräfinnen <hi rendition="#aq">Schönburg</hi> gefielen mir ſehr bei<lb/><hi rendition="#aq">Welden;</hi> heute abends bin ich auf ſie und ſie auf mich von der <hi rendition="#aq">Schuk-<lb n="10"/> mann</hi> eingeladen ſammt <hi rendition="#aq">Emma.</hi> — Ich wollte, du könnteſt auch den<lb/> Miniſter <hi rendition="#aq">Schuckmann</hi> in Rückſicht der Penſion ſprechen. Die Papiere<lb/> kann ich jetzo nicht auffinden. Den 11<hi rendition="#sup">ten</hi> Mai 1801 bekam ich vom<lb/> Könige die erſte Verſicherung einer Präbende; — und den 18<hi rendition="#sup">ten</hi> März<lb/> 1805 auf meine Bitte die zweite; — Im Dezember 1815 vom König<lb n="15"/> die abſchlagende Antwort, weil die Stifte eingezogen wären, und von<lb/><hi rendition="#aq">Hardenberg,</hi> weil der Staat ſo große Ausgaben gehabt. — Das<lb/> Couvert-Papier war glatt genug; packe unter die Möbeln 6 Bücher<lb/> davon ein; und auch anderes glattes Konzeptpapier, das darum gar<lb/> nicht ſehr weiß zu ſein braucht.<note type="editorial"><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">[Schluß s. S. 298]</hi></hi></hi></note><lb n="20"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>3. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 6. Jan. 1820]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Abend, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Hier meine Briefe — die <hi rendition="#aq">Otto</hi> noch<lb/> nicht gehabt — und Ihre. In den Klagbriefen der guten <hi rendition="#aq">Br[aun]</hi> iſt<lb/> tiefer Sinn und tiefes Weh; ein rechter Mann braucht keine rechte<lb n="25"/> Frau, aber eine rechte Frau einen rechten Mann, der Epheu den Baum,<lb/> nicht dieſer jenen. Antworten Sie ja dieſer wunden Seele ſtets und ſein<lb/> Sie der Zweig, an den ſie ſich hält. — Ihre Briefe ſind wahr und ſchön.<lb/> — Der an <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> geht wegen ſeiner Verſpätung erſt mit der<lb/> nächſten Sendung ab. — Sie ſollten ſich wol einige gute Dinte von mir<lb n="30"/> ausbitten. Gute Nacht Euch allen!</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>4. An <hi rendition="#g">Max Richter in München.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 9<hi rendition="#sup">ten</hi> Jenn. 1820</hi> </dateline><lb/> <p>Mein guter Max! Ich ſchreibe dir blos, um dir bei dieſer Kälte jede<lb/> Angſt über ihren Einfluß auf meine Lungen- und Herznerven zu be-<lb n="35"/> <fw place="bottom" type="sig">1*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0008]
Sehnſucht nach Hauſe mehr verſchattet! Leider werd’ ich, für das
Irdiſche, immer unempfänglicher der Freuden — die der Natur aus-
genommen — und immer theilnehmender an deſſen Plagen. — Alle
die Eisſpitzenwunden des Winters heil’ ich leicht zu; auch meinen Bruſt-
nerven ſcheint er dieß mal nicht recht beikommen zu können. — Emma 5
ſtrickte mir für Weihnachten (oft von Morgen 3 Uhr an) eine Weſte wie
ich eine ſchon lange von ihr mit Vorliebe getragen; Odilia ein Paar
Socken. Beide putzten mir einen Baum und Emma hatte mir Mandeln
geröſtet. — Die beiden Gräfinnen Schönburg gefielen mir ſehr bei
Welden; heute abends bin ich auf ſie und ſie auf mich von der Schuk- 10
mann eingeladen ſammt Emma. — Ich wollte, du könnteſt auch den
Miniſter Schuckmann in Rückſicht der Penſion ſprechen. Die Papiere
kann ich jetzo nicht auffinden. Den 11ten Mai 1801 bekam ich vom
Könige die erſte Verſicherung einer Präbende; — und den 18ten März
1805 auf meine Bitte die zweite; — Im Dezember 1815 vom König 15
die abſchlagende Antwort, weil die Stifte eingezogen wären, und von
Hardenberg, weil der Staat ſo große Ausgaben gehabt. — Das
Couvert-Papier war glatt genug; packe unter die Möbeln 6 Bücher
davon ein; und auch anderes glattes Konzeptpapier, das darum gar
nicht ſehr weiß zu ſein braucht. 20
3. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1820]
Guten Abend, mein Emanuel! Hier meine Briefe — die Otto noch
nicht gehabt — und Ihre. In den Klagbriefen der guten Br[aun] iſt
tiefer Sinn und tiefes Weh; ein rechter Mann braucht keine rechte 25
Frau, aber eine rechte Frau einen rechten Mann, der Epheu den Baum,
nicht dieſer jenen. Antworten Sie ja dieſer wunden Seele ſtets und ſein
Sie der Zweig, an den ſie ſich hält. — Ihre Briefe ſind wahr und ſchön.
— Der an C[aroline] geht wegen ſeiner Verſpätung erſt mit der
nächſten Sendung ab. — Sie ſollten ſich wol einige gute Dinte von mir 30
ausbitten. Gute Nacht Euch allen!
4. An Max Richter in München.
Baireut d. 9ten Jenn. 1820
Mein guter Max! Ich ſchreibe dir blos, um dir bei dieſer Kälte jede
Angſt über ihren Einfluß auf meine Lungen- und Herznerven zu be- 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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