Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 1. Leipzig, 1852.I. Prinzip des subjektiven Willens. §. 10. güter" gewährte; die römische "Fortuna" geht nur mit dem"fortis," dem Tapfern, und die Güter fallen nur dem zu, der die Kraft hat sie zu erwerben, die opes und der Reichthum, die copia, sind das Produkt mühseliger Arbeit, der operae. Ar- beiten, wünschen und wählen können, reich, mächtig und der beste sein -- alles dies leitet die lateinische Sprache von einer Wurzel ab 11) und beweist damit, wie nahe diese Begriffe in der Vor- stellungsweise der Römer zusammenhiengen. Der Beste, optumus, ist der, welcher die opes hat, opulentus ist, er kann wünschen und wählen (optare -- optio), aber da die opes nur der Preis der operae sind, so hat er durch den Erwerb derselben seine Tüch- tigkeit an den Tag gelegt, sie sind, wie die spolia opima, die der römische Feldherr dem des besiegten Feindes abnahm, die Trophäen seiner Kraft. Der Erwerb des Römers bestand im capere, Eigenthum Nehmen ist das der römischen Vorstellungsweise allein ent- der Hand; der ursprüngliche Ausgangspunkt für den Begriff des Göttlichen ist in den Indogermanischen Sprachen der Himmel (Sanskr. div, wie auch im Lateinischen sub divo von diw glänzen). Bonus lautete früher duonus (Fe- stus h. voc.) d. i. der göttliche (von deus) und wie hier du in b übergegan- gen ist, so in beatus dw in b (dweatus, dweare von dewa Gott). -- Hängt dominus mit duonus zusammen? Früher lautete dies Wort dubenus (Fest. h. voc.). Eigenthümer wäre dann der mit Glücksgütern Gesegnete. 11) S. über die Ableitung dieser Wörter Pott a. a. O. B. 1. S. 255,
256 und über copia (com-opes) S. 40. I. Prinzip des ſubjektiven Willens. §. 10. güter“ gewährte; die römiſche „Fortuna“ geht nur mit dem„fortis,“ dem Tapfern, und die Güter fallen nur dem zu, der die Kraft hat ſie zu erwerben, die opes und der Reichthum, die copia, ſind das Produkt mühſeliger Arbeit, der operae. Ar- beiten, wünſchen und wählen können, reich, mächtig und der beſte ſein — alles dies leitet die lateiniſche Sprache von einer Wurzel ab 11) und beweiſt damit, wie nahe dieſe Begriffe in der Vor- ſtellungsweiſe der Römer zuſammenhiengen. Der Beſte, optumus, iſt der, welcher die opes hat, opulentus iſt, er kann wünſchen und wählen (optare — optio), aber da die opes nur der Preis der operae ſind, ſo hat er durch den Erwerb derſelben ſeine Tüch- tigkeit an den Tag gelegt, ſie ſind, wie die spolia opima, die der römiſche Feldherr dem des beſiegten Feindes abnahm, die Trophäen ſeiner Kraft. Der Erwerb des Römers beſtand im capere, Eigenthum Nehmen iſt das der römiſchen Vorſtellungsweiſe allein ent- der Hand; der urſprüngliche Ausgangspunkt für den Begriff des Göttlichen iſt in den Indogermaniſchen Sprachen der Himmel (Sanskr. div, wie auch im Lateiniſchen sub divo von diw glänzen). Bonus lautete früher duonus (Fe- stus h. voc.) d. i. der göttliche (von deus) und wie hier du in b übergegan- gen iſt, ſo in beatus dw in b (dweatus, dweare von dewa Gott). — Hängt dominus mit duonus zuſammen? Früher lautete dies Wort dubenus (Fest. h. voc.). Eigenthümer wäre dann der mit Glücksgütern Geſegnete. 11) S. über die Ableitung dieſer Wörter Pott a. a. O. B. 1. S. 255,
256 und über copia (com-opes) S. 40. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0125" n="107"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Prinzip des ſubjektiven Willens. §. 10.</fw><lb/> güter“ gewährte; die römiſche <hi rendition="#aq">„Fortuna“</hi> geht nur mit dem<lb/><hi rendition="#aq">„fortis,“</hi> dem Tapfern, und die Güter fallen nur dem zu, der<lb/> die Kraft hat ſie zu erwerben, die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">opes</hi></hi> und der Reichthum, die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">copia</hi>,</hi> ſind das Produkt mühſeliger Arbeit, der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">operae</hi>.</hi> Ar-<lb/> beiten, wünſchen und wählen können, reich, mächtig und der beſte<lb/> ſein — alles dies leitet die lateiniſche Sprache von <hi rendition="#g">einer</hi> Wurzel<lb/> ab <note place="foot" n="11)">S. über die Ableitung dieſer Wörter Pott a. a. O. B. 1. S. 255,<lb/> 256 und über <hi rendition="#aq">copia (com-opes)</hi> S. 40.</note> und beweiſt damit, wie nahe dieſe Begriffe in der Vor-<lb/> ſtellungsweiſe der Römer zuſammenhiengen. Der Beſte, <hi rendition="#aq">optumus,</hi><lb/> iſt der, welcher die <hi rendition="#aq">opes</hi> hat, <hi rendition="#aq">opulentus</hi> iſt, er kann wünſchen<lb/> und wählen (<hi rendition="#aq">optare — optio</hi>), aber da die <hi rendition="#aq">opes</hi> nur der Preis der<lb/><hi rendition="#aq">operae</hi> ſind, ſo hat er durch den Erwerb derſelben ſeine Tüch-<lb/> tigkeit an den Tag gelegt, ſie ſind, wie die <hi rendition="#aq">spolia <hi rendition="#g">opima</hi>,</hi> die<lb/> der römiſche Feldherr dem des beſiegten Feindes abnahm, die<lb/> Trophäen ſeiner Kraft.</p><lb/> <p>Der Erwerb des Römers beſtand im <hi rendition="#aq">capere,</hi> Eigenthum<lb/> iſt ihm, was er mit der Hand genommen hat, <hi rendition="#aq">manu-captum,<lb/> mancipium,</hi> Eigenthum übertragen wird nicht, wie in ſpäterer<lb/> Zeit, durch Hingabe (<hi rendition="#aq">trans-datio, traditio</hi>), ſondern wo ein<lb/> Römer dem andern Eigenthum überläßt, wird dies in alter Zeit<lb/> der Form wie der Sache nach aufgefaßt als einſeitiges Nehmen<lb/> des Erwerbers (<hi rendition="#aq">mancipatio, manu capere</hi>). Den Begriff der<lb/> Succeſſion, der Ableitung des Eigenthums kennt das älteſte<lb/> Recht nicht, es behilft ſich, wie im zweiten Syſtem nachgewie-<lb/> ſen werden ſoll, mit originären Erwerbungsarten.</p><lb/> <p>Nehmen iſt das der römiſchen Vorſtellungsweiſe allein ent-<lb/> ſprechende, und die lateiniſche Sprache iſt bei ihrer ſonſtigen<lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="10)">der Hand; der urſprüngliche Ausgangspunkt für den Begriff des Göttlichen<lb/> iſt in den Indogermaniſchen Sprachen der Himmel (Sanskr. <hi rendition="#aq">div,</hi> wie auch im<lb/> Lateiniſchen <hi rendition="#aq">sub divo</hi> von <hi rendition="#aq">diw</hi> glänzen). <hi rendition="#aq">Bonus</hi> lautete früher <hi rendition="#aq">duonus (Fe-<lb/> stus h. voc.)</hi> d. i. der göttliche (von <hi rendition="#aq">deus</hi>) und wie hier <hi rendition="#aq">du</hi> in <hi rendition="#aq">b</hi> übergegan-<lb/> gen iſt, ſo in <hi rendition="#aq">beatus dw</hi> in <hi rendition="#aq">b</hi> (<hi rendition="#aq">dweatus, dweare</hi> von <hi rendition="#aq">dewa</hi> Gott). — Hängt<lb/><hi rendition="#aq">dominus</hi> mit <hi rendition="#aq">duonus</hi> zuſammen? Früher lautete dies Wort <hi rendition="#aq">dubenus (Fest.<lb/> h. voc.).</hi> Eigenthümer wäre dann der mit Glücksgütern Geſegnete.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0125]
I. Prinzip des ſubjektiven Willens. §. 10.
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„fortis,“ dem Tapfern, und die Güter fallen nur dem zu, der
die Kraft hat ſie zu erwerben, die opes und der Reichthum, die
copia, ſind das Produkt mühſeliger Arbeit, der operae. Ar-
beiten, wünſchen und wählen können, reich, mächtig und der beſte
ſein — alles dies leitet die lateiniſche Sprache von einer Wurzel
ab 11) und beweiſt damit, wie nahe dieſe Begriffe in der Vor-
ſtellungsweiſe der Römer zuſammenhiengen. Der Beſte, optumus,
iſt der, welcher die opes hat, opulentus iſt, er kann wünſchen
und wählen (optare — optio), aber da die opes nur der Preis der
operae ſind, ſo hat er durch den Erwerb derſelben ſeine Tüch-
tigkeit an den Tag gelegt, ſie ſind, wie die spolia opima, die
der römiſche Feldherr dem des beſiegten Feindes abnahm, die
Trophäen ſeiner Kraft.
Der Erwerb des Römers beſtand im capere, Eigenthum
iſt ihm, was er mit der Hand genommen hat, manu-captum,
mancipium, Eigenthum übertragen wird nicht, wie in ſpäterer
Zeit, durch Hingabe (trans-datio, traditio), ſondern wo ein
Römer dem andern Eigenthum überläßt, wird dies in alter Zeit
der Form wie der Sache nach aufgefaßt als einſeitiges Nehmen
des Erwerbers (mancipatio, manu capere). Den Begriff der
Succeſſion, der Ableitung des Eigenthums kennt das älteſte
Recht nicht, es behilft ſich, wie im zweiten Syſtem nachgewie-
ſen werden ſoll, mit originären Erwerbungsarten.
Nehmen iſt das der römiſchen Vorſtellungsweiſe allein ent-
ſprechende, und die lateiniſche Sprache iſt bei ihrer ſonſtigen
10)
11) S. über die Ableitung dieſer Wörter Pott a. a. O. B. 1. S. 255,
256 und über copia (com-opes) S. 40.
10) der Hand; der urſprüngliche Ausgangspunkt für den Begriff des Göttlichen
iſt in den Indogermaniſchen Sprachen der Himmel (Sanskr. div, wie auch im
Lateiniſchen sub divo von diw glänzen). Bonus lautete früher duonus (Fe-
stus h. voc.) d. i. der göttliche (von deus) und wie hier du in b übergegan-
gen iſt, ſo in beatus dw in b (dweatus, dweare von dewa Gott). — Hängt
dominus mit duonus zuſammen? Früher lautete dies Wort dubenus (Fest.
h. voc.). Eigenthümer wäre dann der mit Glücksgütern Geſegnete.
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