Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 3, Bd. 1. Leipzig, 1865.Zweites Buch. Erster Abschn. III. Die Technik. A. Die Analytik. stand, der die von mir behauptete Exceptionsbestimmung unsererStrafklage in ein helles Licht setzt. 5. Die lex Plaetoria über den Schutz der Min- Wer Minderjährige bei Abschluß von Contracten übervor- bei dem Gesetzvorschlag, den er den Saturio machen läßt. Ubi quadruplator quoipiam injexit manum, tantidem ille illi rursus injiciat manum, ut aequa parti (pacti?) prodeant ad trisviros (ed. Ritschel). 155) Ich lasse es also dahin gestellt, ob das Gesetz einzelne Geschäfte (das "credere" bei Plaut. Pseudol. I. 3, 96, das "stipulari" bei Priscian. Gr. Inst. VIII. 4, XVIII. 19) oder wenn auch nicht schlechthin das Contra- hiren, so doch die Uebervortheilung der Minderjährigen beim Contrahiren verboten hat. 156) Plautus (vorige Note) credere metuunt omnes. 157) Das "tempus legitimum" der L. 19 de minor (4. 4); der Aus- druck weist, wie die aetas "legitima", auf die Bestimmung einer lex hin. 158) Ich schließe dies aus Cic. de nat. deor. III. 30 judicium publi-
cum rei privatae lege Plaetoria. Daß unter diesem Ausdruck kein Crimi- nalverfahren zu verstehen ist, darüber sollte der lex Julia munic. (tab. Heracl.) Zweites Buch. Erſter Abſchn. III. Die Technik. A. Die Analytik. ſtand, der die von mir behauptete Exceptionsbeſtimmung unſererStrafklage in ein helles Licht ſetzt. 5. Die lex Plaetoria über den Schutz der Min- Wer Minderjährige bei Abſchluß von Contracten übervor- bei dem Geſetzvorſchlag, den er den Saturio machen läßt. Ubi quadruplator quoipiam injexit manum, tantidem ille illi rursus injiciat manum, ut aequa parti (pacti?) prodeant ad trisviros (ed. Ritschel). 155) Ich laſſe es alſo dahin geſtellt, ob das Geſetz einzelne Geſchäfte (das „credere“ bei Plaut. Pseudol. I. 3, 96, das „stipulari“ bei Priscian. Gr. Inst. VIII. 4, XVIII. 19) oder wenn auch nicht ſchlechthin das Contra- hiren, ſo doch die Uebervortheilung der Minderjährigen beim Contrahiren verboten hat. 156) Plautus (vorige Note) credere metuunt omnes. 157) Das „tempus legitimum“ der L. 19 de minor (4. 4); der Aus- druck weiſt, wie die aetas „legitima“, auf die Beſtimmung einer lex hin. 158) Ich ſchließe dies aus Cic. de nat. deor. III. 30 judicium publi-
cum rei privatae lege Plaetoria. Daß unter dieſem Ausdruck kein Crimi- nalverfahren zu verſtehen iſt, darüber ſollte der lex Julia munic. (tab. Heracl.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <p><pb facs="#f0130" n="114"/><fw place="top" type="header">Zweites Buch. Erſter Abſchn. <hi rendition="#aq">III</hi>. Die Technik. <hi rendition="#aq">A</hi>. Die Analytik.</fw><lb/> ſtand, der die von mir behauptete Exceptionsbeſtimmung unſerer<lb/> Strafklage in ein helles Licht ſetzt.</p><lb/> <p>5. <hi rendition="#g">Die <hi rendition="#aq">lex Plaetoria</hi> über den Schutz der Min-<lb/> derjährigen</hi>. Den materiellen Inhalt des Geſetzes genau zu<lb/> beſtimmen iſt hier nicht unſere Aufgabe, <note place="foot" n="155)">Ich laſſe es alſo dahin geſtellt, ob das Geſetz einzelne Geſchäfte<lb/> (das <hi rendition="#aq">„credere“</hi> bei <hi rendition="#aq">Plaut. Pseudol. I</hi>. 3, 96, das <hi rendition="#aq">„stipulari“</hi> bei <hi rendition="#aq">Priscian.<lb/> Gr. Inst. VIII. 4, XVIII</hi>. 19) oder wenn auch nicht ſchlechthin das Contra-<lb/> hiren, ſo doch die Uebervortheilung der Minderjährigen beim Contrahiren<lb/> verboten hat.</note> uns intereſſirt nur<lb/> die <hi rendition="#g">Form</hi>, in der es ſeinen Zweck zu erreichen ſuchte. Dieſelbe<lb/> iſt hier weniger erkennbar, als in den vorhergehenden Fällen<lb/> (wovon der Grund in der jüngern Form, durch die ſpäter der<lb/> Prätor den Zweck des Geſetzes auf directem Wege zu realiſiren<lb/> ſuchte, der <hi rendition="#aq">restit. in integrum</hi> gelegen ſein mag), allein durch<lb/> Combination verſchiedener einzelner Spuren kann man ſie den-<lb/> noch, wie ich glaube, bis zu einem gewiſſen Grade der Wahr-<lb/> ſcheinlichkeit reconſtruiren.</p><lb/> <p>Wer Minderjährige bei Abſchluß von Contracten übervor-<lb/> theilt hat, den trifft außer der an die Verurtheilung ſich reihen-<lb/> den Infamie ein Vermögensnachtheil, welcher mit der Klage<lb/> aus dem Geſetz (<hi rendition="#aq">judicium legis Plaetoriae</hi>) verfolgt wird und<lb/> ſchwerlich bloß in der Reſtitution des einfachen Betrages beſtan-<lb/> den haben wird. <note place="foot" n="156)"><hi rendition="#aq">Plautus</hi> (vorige Note) <hi rendition="#aq">credere <hi rendition="#g">metuunt</hi> omnes</hi>.</note> Die Klage wird zunächſt dem Minderjäh-<lb/> rigen ſelbſt gewährt und zwar noch ein Jahr lang nach erreichter<lb/> Volljährigkeit, <note place="foot" n="157)">Das <hi rendition="#aq">„tempus <hi rendition="#g">legitimum</hi>“</hi> der <hi rendition="#aq">L. 19 de minor</hi> (4. 4); der Aus-<lb/> druck weiſt, wie die <hi rendition="#aq">aetas „legitima“</hi>, auf die Beſtimmung einer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">lex</hi></hi> hin.</note> ſodann aber auch jedem, der Luſt hat, <note xml:id="seg2pn_12_1" next="#seg2pn_12_2" place="foot" n="158)">Ich ſchließe dies aus <hi rendition="#aq">Cic. de nat. deor. III. 30 judicium <hi rendition="#g">publi-<lb/> cum</hi> rei privatae lege Plaetoria</hi>. Daß unter dieſem Ausdruck kein Crimi-<lb/> nalverfahren zu verſtehen iſt, darüber ſollte der <hi rendition="#aq">lex Julia munic. (tab. Heracl.)</hi></note> ob<lb/> erſt dann, wenn ſie für den Minderjährigen verjährt iſt, oder,<lb/><note xml:id="seg2pn_11_2" prev="#seg2pn_11_1" place="foot" n="154)">bei dem Geſetzvorſchlag, den er den Saturio machen läßt. <hi rendition="#aq">Ubi quadruplator<lb/> quoipiam injexit manum, tantidem ille illi rursus injiciat manum, ut<lb/> aequa parti (pacti?) prodeant ad trisviros (ed. Ritschel).</hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0130]
Zweites Buch. Erſter Abſchn. III. Die Technik. A. Die Analytik.
ſtand, der die von mir behauptete Exceptionsbeſtimmung unſerer
Strafklage in ein helles Licht ſetzt.
5. Die lex Plaetoria über den Schutz der Min-
derjährigen. Den materiellen Inhalt des Geſetzes genau zu
beſtimmen iſt hier nicht unſere Aufgabe, 155) uns intereſſirt nur
die Form, in der es ſeinen Zweck zu erreichen ſuchte. Dieſelbe
iſt hier weniger erkennbar, als in den vorhergehenden Fällen
(wovon der Grund in der jüngern Form, durch die ſpäter der
Prätor den Zweck des Geſetzes auf directem Wege zu realiſiren
ſuchte, der restit. in integrum gelegen ſein mag), allein durch
Combination verſchiedener einzelner Spuren kann man ſie den-
noch, wie ich glaube, bis zu einem gewiſſen Grade der Wahr-
ſcheinlichkeit reconſtruiren.
Wer Minderjährige bei Abſchluß von Contracten übervor-
theilt hat, den trifft außer der an die Verurtheilung ſich reihen-
den Infamie ein Vermögensnachtheil, welcher mit der Klage
aus dem Geſetz (judicium legis Plaetoriae) verfolgt wird und
ſchwerlich bloß in der Reſtitution des einfachen Betrages beſtan-
den haben wird. 156) Die Klage wird zunächſt dem Minderjäh-
rigen ſelbſt gewährt und zwar noch ein Jahr lang nach erreichter
Volljährigkeit, 157) ſodann aber auch jedem, der Luſt hat, 158) ob
erſt dann, wenn ſie für den Minderjährigen verjährt iſt, oder,
154)
155) Ich laſſe es alſo dahin geſtellt, ob das Geſetz einzelne Geſchäfte
(das „credere“ bei Plaut. Pseudol. I. 3, 96, das „stipulari“ bei Priscian.
Gr. Inst. VIII. 4, XVIII. 19) oder wenn auch nicht ſchlechthin das Contra-
hiren, ſo doch die Uebervortheilung der Minderjährigen beim Contrahiren
verboten hat.
156) Plautus (vorige Note) credere metuunt omnes.
157) Das „tempus legitimum“ der L. 19 de minor (4. 4); der Aus-
druck weiſt, wie die aetas „legitima“, auf die Beſtimmung einer lex hin.
158) Ich ſchließe dies aus Cic. de nat. deor. III. 30 judicium publi-
cum rei privatae lege Plaetoria. Daß unter dieſem Ausdruck kein Crimi-
nalverfahren zu verſtehen iſt, darüber ſollte der lex Julia munic. (tab. Heracl.)
154) bei dem Geſetzvorſchlag, den er den Saturio machen läßt. Ubi quadruplator
quoipiam injexit manum, tantidem ille illi rursus injiciat manum, ut
aequa parti (pacti?) prodeant ad trisviros (ed. Ritschel).
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