Jhering, Rudolf von: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Teil 3, Bd. 1. Leipzig, 1865.Die künstlichen Mittel. §. 58. schafft hat, dagegen schalte ich die coemptio fiduciae causa,gerade um diesen Zweck zu fördern, an dieser Stelle ein. Dieselbe ist sicherlich eins der jüngsten Scheingeschäfte, Mit obigen drei Zwecken, und zwar zunächst mit dem ersten, 385) Cic. pro Murena 12. Savigny über die jurist. Behandlung der
sacra privata in Verm. Schriften I S. 180 fl. (erster Abdruck: Zeitschr. f. gesch. R. W. II S. 387 fl.) Die künſtlichen Mittel. §. 58. ſchafft hat, dagegen ſchalte ich die coemptio fiduciae causa,gerade um dieſen Zweck zu fördern, an dieſer Stelle ein. Dieſelbe iſt ſicherlich eins der jüngſten Scheingeſchäfte, Mit obigen drei Zwecken, und zwar zunächſt mit dem erſten, 385) Cic. pro Murena 12. Savigny über die juriſt. Behandlung der
sacra privata in Verm. Schriften I S. 180 fl. (erſter Abdruck: Zeitſchr. f. geſch. R. W. II S. 387 fl.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <p><pb facs="#f0283" n="267"/><fw place="top" type="header">Die künſtlichen Mittel. §. 58.</fw><lb/> ſchafft hat, dagegen ſchalte ich die <hi rendition="#aq">coemptio fiduciae causa,</hi><lb/> gerade um dieſen Zweck zu fördern, an dieſer Stelle ein.</p><lb/> <p>Dieſelbe iſt ſicherlich eins der jüngſten Scheingeſchäfte,<lb/> denn die Zwecke, deretwegen die Frauenwelt Roms ſich ihrer<lb/> bediente: Befreiung von den <hi rendition="#aq">sacris,</hi> Wechſel des Geſchlechts-<lb/> vormundes und Erlangung der Teſtirbefugniß weiſen unver-<lb/> kennbar einerſeits auf die Zeiten des Verfalls der religiöſen Ein-<lb/> richtungen und andererſeits auf die Periode der ſocialen Eman-<lb/> cipation des weiblichen Geſchlechts hin. Das Geſchäft beſtand<lb/> aus drei Akten: 1. der <hi rendition="#aq">coemptio fiduciae causa,</hi> wornach das<lb/> ganze Geſchäft ſeinen Namen hatte, d. h. Eingehung einer<lb/> Manus-Ehe in der gewöhnlichen Form der <hi rendition="#aq">coemptio,</hi> mit der<lb/> Nebenberedung der Remancipation, — 2. der <hi rendition="#aq">remancipatio<lb/> fiduciae causa,</hi> d. h. dem Verkauf der Frau ins Mancipium<lb/> mit der Nebenberedung der Freilaſſung — und 3. dieſer Frei-<lb/> laſſung ſelber.</p><lb/> <p>Mit obigen drei Zwecken, und zwar zunächſt mit dem erſten,<lb/> der Befreiung von den <hi rendition="#aq">sacris,</hi> hat es folgende Bewandniß.<note place="foot" n="385)"><hi rendition="#aq">Cic. pro Murena</hi> 12. <hi rendition="#g">Savigny</hi> über die juriſt. Behandlung der<lb/><hi rendition="#aq">sacra privata</hi> in Verm. Schriften <hi rendition="#aq">I</hi> S. 180 fl. (erſter Abdruck: Zeitſchr. f.<lb/> geſch. R. W. <hi rendition="#aq">II</hi> S. 387 fl.)</note><lb/> Die Ehefrau übertrug, indem ſie in die Manus des Mannes<lb/> trat, auf ihn ihre <hi rendition="#aq">sacra,</hi> die bei letzterem auch dann verblieben,<lb/> wenn die Frau in Folge einer <hi rendition="#aq">capitis deminutio</hi> aus dieſem<lb/> Verhältniß ſchied, mit ſeinem Tode aber, wir wiſſen nicht, ob<lb/> unter- oder auf die Erben übergingen. Jedenfalls war erſteres<lb/> dann der Fall, wenn der Nachlaß keinen Erben fand. Damit<lb/> war in der Zeit der Frivolität, als man die <hi rendition="#aq">sacra</hi> nur noch unter<lb/> dem Geſichtspunkt einer Laſt betrachtete, den Frauenzimmern der<lb/> Weg gewieſen, wie ſie ſich mit verhältnißmäßig geringen Un-<lb/> koſten von dieſer Laſt Zeit Lebens befreien konnten. Sie gewan-<lb/> nen als Coemptionator einen alten Knaben, der ſchon mit einem<lb/> Fuß im Grabe ſtand, und dem ſie außer der Vergütung für die-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0283]
Die künſtlichen Mittel. §. 58.
ſchafft hat, dagegen ſchalte ich die coemptio fiduciae causa,
gerade um dieſen Zweck zu fördern, an dieſer Stelle ein.
Dieſelbe iſt ſicherlich eins der jüngſten Scheingeſchäfte,
denn die Zwecke, deretwegen die Frauenwelt Roms ſich ihrer
bediente: Befreiung von den sacris, Wechſel des Geſchlechts-
vormundes und Erlangung der Teſtirbefugniß weiſen unver-
kennbar einerſeits auf die Zeiten des Verfalls der religiöſen Ein-
richtungen und andererſeits auf die Periode der ſocialen Eman-
cipation des weiblichen Geſchlechts hin. Das Geſchäft beſtand
aus drei Akten: 1. der coemptio fiduciae causa, wornach das
ganze Geſchäft ſeinen Namen hatte, d. h. Eingehung einer
Manus-Ehe in der gewöhnlichen Form der coemptio, mit der
Nebenberedung der Remancipation, — 2. der remancipatio
fiduciae causa, d. h. dem Verkauf der Frau ins Mancipium
mit der Nebenberedung der Freilaſſung — und 3. dieſer Frei-
laſſung ſelber.
Mit obigen drei Zwecken, und zwar zunächſt mit dem erſten,
der Befreiung von den sacris, hat es folgende Bewandniß. 385)
Die Ehefrau übertrug, indem ſie in die Manus des Mannes
trat, auf ihn ihre sacra, die bei letzterem auch dann verblieben,
wenn die Frau in Folge einer capitis deminutio aus dieſem
Verhältniß ſchied, mit ſeinem Tode aber, wir wiſſen nicht, ob
unter- oder auf die Erben übergingen. Jedenfalls war erſteres
dann der Fall, wenn der Nachlaß keinen Erben fand. Damit
war in der Zeit der Frivolität, als man die sacra nur noch unter
dem Geſichtspunkt einer Laſt betrachtete, den Frauenzimmern der
Weg gewieſen, wie ſie ſich mit verhältnißmäßig geringen Un-
koſten von dieſer Laſt Zeit Lebens befreien konnten. Sie gewan-
nen als Coemptionator einen alten Knaben, der ſchon mit einem
Fuß im Grabe ſtand, und dem ſie außer der Vergütung für die-
385) Cic. pro Murena 12. Savigny über die juriſt. Behandlung der
sacra privata in Verm. Schriften I S. 180 fl. (erſter Abdruck: Zeitſchr. f.
geſch. R. W. II S. 387 fl.)
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