Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.Noch einmal blickt mein mattes Auge, Nach diesen frohen Bergen hin. O! wenn ich die Gefilde schaue, Die jene Himmels-Königin Mir oft mit kühlen Schatten malte, Und lauter Wonne um mich strahlte; So fühl ich, wie in süßen Träumen, Die reinsten Lüfte um mich weh'n, Als wenn ich unter Edens Bäumen Seh' Vater Adam bei mir steh'n, Als wenn ich Lebenswasser tränke, Am Bach in süße Ohnmacht sänke. Dann weckt mich ein Gedanke wieder, So wie der stärkste Donnerknall Sich wälzt vom hohen Giller nieder, Und Blitze zücken überall. Die Hündin starrt und fährt zusammen, Sie blinzelt in den lichten Flammen. Dann sinkt mein Geist zur schwarzen Höhle, Schaut über sich und um sich her, Dann kommt kein Licht in meine Seele, Dann schimmert mir kein Sternlein mehr, Dann ruf ich, daß die Felsen hallen, Und tausend Echo widerschallen. Doch endlich glänzt ein schwacher Schimmer, Der Menschen-Vater winket mir, Und seh ich euch, ihr Berge, nimmer, So blüht im Segen für und für! Bis euch der letzte Blick zertrümmert Und ihr wie Gold im Ofen schimmert. Und dann will ich auf euren Höhen, Dann, wann ihr einst erneuert seyd, Umher nach Vater Stilling sehen, Mich freuen, wo sich Dortchen freut, Dann will ich dort in euren Hainen, In weißen Kleidern auch erscheinen. Noch einmal blickt mein mattes Auge, Nach dieſen frohen Bergen hin. O! wenn ich die Gefilde ſchaue, Die jene Himmels-Königin Mir oft mit kühlen Schatten malte, Und lauter Wonne um mich ſtrahlte; So fühl ich, wie in ſüßen Träumen, Die reinſten Lüfte um mich weh’n, Als wenn ich unter Edens Bäumen Seh’ Vater Adam bei mir ſteh’n, Als wenn ich Lebenswaſſer tränke, Am Bach in ſüße Ohnmacht ſänke. Dann weckt mich ein Gedanke wieder, So wie der ſtärkſte Donnerknall Sich wälzt vom hohen Giller nieder, Und Blitze zücken überall. Die Hündin ſtarrt und fährt zuſammen, Sie blinzelt in den lichten Flammen. Dann ſinkt mein Geiſt zur ſchwarzen Höhle, Schaut über ſich und um ſich her, Dann kommt kein Licht in meine Seele, Dann ſchimmert mir kein Sternlein mehr, Dann ruf ich, daß die Felſen hallen, Und tauſend Echo widerſchallen. Doch endlich glänzt ein ſchwacher Schimmer, Der Menſchen-Vater winket mir, Und ſeh ich euch, ihr Berge, nimmer, So blüht im Segen für und für! Bis euch der letzte Blick zertrümmert Und ihr wie Gold im Ofen ſchimmert. Und dann will ich auf euren Höhen, Dann, wann ihr einſt erneuert ſeyd, Umher nach Vater Stilling ſehen, Mich freuen, wo ſich Dortchen freut, Dann will ich dort in euren Hainen, In weißen Kleidern auch erſcheinen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0205" n="197"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Noch einmal blickt mein mattes Auge,</l><lb/> <l>Nach dieſen frohen Bergen hin.</l><lb/> <l>O! wenn ich die Gefilde ſchaue,</l><lb/> <l>Die jene Himmels-Königin</l><lb/> <l>Mir oft mit kühlen Schatten malte,</l><lb/> <l>Und lauter Wonne um mich ſtrahlte;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So fühl ich, wie in ſüßen Träumen,</l><lb/> <l>Die reinſten Lüfte um mich weh’n,</l><lb/> <l>Als wenn ich unter Edens Bäumen</l><lb/> <l>Seh’ Vater <hi rendition="#g">Adam</hi> bei mir ſteh’n,</l><lb/> <l>Als wenn ich Lebenswaſſer tränke,</l><lb/> <l>Am Bach in ſüße Ohnmacht ſänke.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Dann weckt mich ein Gedanke wieder,</l><lb/> <l>So wie der ſtärkſte Donnerknall</l><lb/> <l>Sich wälzt vom hohen <hi rendition="#g">Giller</hi> nieder,</l><lb/> <l>Und Blitze zücken überall.</l><lb/> <l>Die Hündin ſtarrt und fährt zuſammen,</l><lb/> <l>Sie blinzelt in den lichten Flammen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dann ſinkt mein Geiſt zur ſchwarzen Höhle,</l><lb/> <l>Schaut über ſich und um ſich her,</l><lb/> <l>Dann kommt kein Licht in meine Seele,</l><lb/> <l>Dann ſchimmert mir kein Sternlein mehr,</l><lb/> <l>Dann ruf ich, daß die Felſen hallen,</l><lb/> <l>Und tauſend Echo widerſchallen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Doch endlich glänzt ein ſchwacher Schimmer,</l><lb/> <l>Der Menſchen-Vater winket mir,</l><lb/> <l>Und ſeh ich euch, ihr Berge, nimmer,</l><lb/> <l>So blüht im Segen für und für!</l><lb/> <l>Bis euch der letzte Blick zertrümmert</l><lb/> <l>Und ihr wie Gold im Ofen ſchimmert.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und dann will ich auf euren Höhen,</l><lb/> <l>Dann, wann ihr einſt erneuert ſeyd,</l><lb/> <l>Umher nach Vater <hi rendition="#g">Stilling</hi> ſehen,</l><lb/> <l>Mich freuen, wo ſich <hi rendition="#g">Dortchen</hi> freut,</l><lb/> <l>Dann will ich dort in euren Hainen,</l><lb/> <l>In weißen Kleidern auch erſcheinen.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0205]
Noch einmal blickt mein mattes Auge,
Nach dieſen frohen Bergen hin.
O! wenn ich die Gefilde ſchaue,
Die jene Himmels-Königin
Mir oft mit kühlen Schatten malte,
Und lauter Wonne um mich ſtrahlte;
So fühl ich, wie in ſüßen Träumen,
Die reinſten Lüfte um mich weh’n,
Als wenn ich unter Edens Bäumen
Seh’ Vater Adam bei mir ſteh’n,
Als wenn ich Lebenswaſſer tränke,
Am Bach in ſüße Ohnmacht ſänke.
Dann weckt mich ein Gedanke wieder,
So wie der ſtärkſte Donnerknall
Sich wälzt vom hohen Giller nieder,
Und Blitze zücken überall.
Die Hündin ſtarrt und fährt zuſammen,
Sie blinzelt in den lichten Flammen.
Dann ſinkt mein Geiſt zur ſchwarzen Höhle,
Schaut über ſich und um ſich her,
Dann kommt kein Licht in meine Seele,
Dann ſchimmert mir kein Sternlein mehr,
Dann ruf ich, daß die Felſen hallen,
Und tauſend Echo widerſchallen.
Doch endlich glänzt ein ſchwacher Schimmer,
Der Menſchen-Vater winket mir,
Und ſeh ich euch, ihr Berge, nimmer,
So blüht im Segen für und für!
Bis euch der letzte Blick zertrümmert
Und ihr wie Gold im Ofen ſchimmert.
Und dann will ich auf euren Höhen,
Dann, wann ihr einſt erneuert ſeyd,
Umher nach Vater Stilling ſehen,
Mich freuen, wo ſich Dortchen freut,
Dann will ich dort in euren Hainen,
In weißen Kleidern auch erſcheinen.
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