Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.Der Ritter mit dem schwarzen Roß Hätt' Güter und viel Reichthum groß, Er kame zum Jungfräulein zart. Er kame oft um Mitternacht Und ginge, wenn der Tag anbrach. Er führt sie in sein Schlösselein Zum andern Jungfräulein fein. Adie! Adie! Adie! Sie kam dahin in schwarzer Nacht. Sie sah, daß er zu Fall gebracht Viel edele Jungfrauen zart. Sie nahm wohl einen kühlen Wein Und goß ein schnödes Gift hinein Und trunk's dem schwarzen Ritter zu. Es gingen beiden die Aeugelein zu. Adie! Adie! Adie! Sie begruben den Ritter ins Schlosse fein, Das Mägdlein inbei ein Brünnelein. Sie schläft da im kühlen Gras. Um Mitternacht da wandelt sie umher Am Mondschein, dann seufzte sie so sehr. Sie wandelt da im weißigem Kleid Und klagte da dem Wald ihr Leid. Adie! Adie! Adie! Der edle Bruder eilt herein Bei diesem klaren Brünnelein. Und sah' es sein Schwesterlein zart. Was machst du mein Schwesterlein allhier? Du seufzest so, was fehlt dann dir? "Ich hab den Ritter in schwarzer Nacht, Und mich mit bösem Gift umbracht. Adie! Adie! Adie! Wie Nebel in dem weiten Raum Flog auf das Mägdlein durch den Baum -- Man sah' sie wohl nimmermehr! In's Kloster ging der Rittersmann Und fing ein frommes Leben an. Da betet er vor's Schwesterlein Auf daß sie möchte selig seyn. Adie! Adie! Adie! Der Ritter mit dem ſchwarzen Roß Haͤtt’ Guͤter und viel Reichthum groß, Er kame zum Jungfraͤulein zart. Er kame oft um Mitternacht Und ginge, wenn der Tag anbrach. Er fuͤhrt ſie in ſein Schloͤſſelein Zum andern Jungfraͤulein fein. Adie! Adie! Adie! Sie kam dahin in ſchwarzer Nacht. Sie ſah, daß er zu Fall gebracht Viel edele Jungfrauen zart. Sie nahm wohl einen kuͤhlen Wein Und goß ein ſchnoͤdes Gift hinein Und trunk’s dem ſchwarzen Ritter zu. Es gingen beiden die Aeugelein zu. Adie! Adie! Adie! Sie begruben den Ritter ins Schloſſe fein, Das Maͤgdlein inbei ein Bruͤnnelein. Sie ſchlaͤft da im kuͤhlen Gras. Um Mitternacht da wandelt ſie umher Am Mondſchein, dann ſeufzte ſie ſo ſehr. Sie wandelt da im weißigem Kleid Und klagte da dem Wald ihr Leid. Adie! Adie! Adie! Der edle Bruder eilt herein Bei dieſem klaren Bruͤnnelein. Und ſah’ es ſein Schweſterlein zart. Was machſt du mein Schweſterlein allhier? Du ſeufzeſt ſo, was fehlt dann dir? „Ich hab den Ritter in ſchwarzer Nacht, Und mich mit boͤſem Gift umbracht. Adie! Adie! Adie! Wie Nebel in dem weiten Raum Flog auf das Maͤgdlein durch den Baum — Man ſah’ ſie wohl nimmermehr! In’s Kloſter ging der Rittersmann Und fing ein frommes Leben an. Da betet er vor’s Schweſterlein Auf daß ſie moͤchte ſelig ſeyn. Adie! Adie! Adie! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0049" n="41"/> </l> <lg n="5"> <l>Der Ritter mit dem ſchwarzen Roß</l><lb/> <l>Haͤtt’ Guͤter und viel Reichthum groß,</l><lb/> <l>Er kame zum Jungfraͤulein zart.</l><lb/> <l>Er kame oft um Mitternacht</l><lb/> <l>Und ginge, wenn der Tag anbrach.</l><lb/> <l>Er fuͤhrt ſie in ſein Schloͤſſelein</l><lb/> <l>Zum andern Jungfraͤulein fein.</l><lb/> <l>Adie! Adie! Adie!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Sie kam dahin in ſchwarzer Nacht.</l><lb/> <l>Sie ſah, daß er zu Fall gebracht</l><lb/> <l>Viel edele Jungfrauen zart.</l><lb/> <l>Sie nahm wohl einen kuͤhlen Wein</l><lb/> <l>Und goß ein ſchnoͤdes Gift hinein</l><lb/> <l>Und trunk’s dem ſchwarzen Ritter zu.</l><lb/> <l>Es gingen beiden die Aeugelein zu.</l><lb/> <l>Adie! Adie! Adie!</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Sie begruben den Ritter ins Schloſſe fein,</l><lb/> <l>Das Maͤgdlein inbei ein Bruͤnnelein.</l><lb/> <l>Sie ſchlaͤft da im kuͤhlen Gras.</l><lb/> <l>Um Mitternacht da wandelt ſie umher</l><lb/> <l>Am Mondſchein, dann ſeufzte ſie ſo ſehr.</l><lb/> <l>Sie wandelt da im weißigem Kleid</l><lb/> <l>Und klagte da dem Wald ihr Leid.</l><lb/> <l>Adie! Adie! Adie!</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der edle Bruder eilt herein</l><lb/> <l>Bei dieſem klaren Bruͤnnelein.</l><lb/> <l>Und ſah’ es ſein Schweſterlein zart.</l><lb/> <l>Was machſt du mein Schweſterlein allhier?</l><lb/> <l>Du ſeufzeſt ſo, was fehlt dann dir?</l><lb/> <l>„Ich hab den Ritter in ſchwarzer Nacht,</l><lb/> <l>Und mich mit boͤſem Gift umbracht.</l><lb/> <l>Adie! Adie! Adie!</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Wie Nebel in dem weiten Raum</l><lb/> <l>Flog auf das Maͤgdlein durch den Baum —</l><lb/> <l>Man ſah’ ſie wohl nimmermehr!</l><lb/> <l>In’s Kloſter ging der Rittersmann</l><lb/> <l>Und fing ein frommes Leben an.</l><lb/> <l>Da betet er vor’s Schweſterlein</l><lb/> <l>Auf daß ſie moͤchte ſelig ſeyn.</l><lb/> <l>Adie! Adie! Adie!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0049]
Der Ritter mit dem ſchwarzen Roß
Haͤtt’ Guͤter und viel Reichthum groß,
Er kame zum Jungfraͤulein zart.
Er kame oft um Mitternacht
Und ginge, wenn der Tag anbrach.
Er fuͤhrt ſie in ſein Schloͤſſelein
Zum andern Jungfraͤulein fein.
Adie! Adie! Adie!
Sie kam dahin in ſchwarzer Nacht.
Sie ſah, daß er zu Fall gebracht
Viel edele Jungfrauen zart.
Sie nahm wohl einen kuͤhlen Wein
Und goß ein ſchnoͤdes Gift hinein
Und trunk’s dem ſchwarzen Ritter zu.
Es gingen beiden die Aeugelein zu.
Adie! Adie! Adie!
Sie begruben den Ritter ins Schloſſe fein,
Das Maͤgdlein inbei ein Bruͤnnelein.
Sie ſchlaͤft da im kuͤhlen Gras.
Um Mitternacht da wandelt ſie umher
Am Mondſchein, dann ſeufzte ſie ſo ſehr.
Sie wandelt da im weißigem Kleid
Und klagte da dem Wald ihr Leid.
Adie! Adie! Adie!
Der edle Bruder eilt herein
Bei dieſem klaren Bruͤnnelein.
Und ſah’ es ſein Schweſterlein zart.
Was machſt du mein Schweſterlein allhier?
Du ſeufzeſt ſo, was fehlt dann dir?
„Ich hab den Ritter in ſchwarzer Nacht,
Und mich mit boͤſem Gift umbracht.
Adie! Adie! Adie!
Wie Nebel in dem weiten Raum
Flog auf das Maͤgdlein durch den Baum —
Man ſah’ ſie wohl nimmermehr!
In’s Kloſter ging der Rittersmann
Und fing ein frommes Leben an.
Da betet er vor’s Schweſterlein
Auf daß ſie moͤchte ſelig ſeyn.
Adie! Adie! Adie!
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