Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Staatswissenschaft
die Glückseligkeit des Staates zu befördern,
so erfodert es auch die Billigkeit, daß er die
Abnuzungen, welche die Polizei und Justiz
durch Strafgefälle und Einziehung verwirk-
ter Güter auswirft, geniese. Derowe-
gen hat auch die Kammer darauf zu se-
hen, damit alle dergleichen mit Recht
verfallene Güter, der einzelnen und all-
gemeinen Glückseligkeit unbeschadet, zum
beßten Nuzen eingezogen, und verwen-
det werden mögen.

* Contrebande und confiscirte Güter.

§. 444. Es kann sich zutragen, daß ein
gut erblos wird, wenn der Erblasser keine
Verwandten mehr hat, und derselbe über
seine Verlassenschaft nicht verfügt hat, oder
wenn nach rechtskräftigen Vorladungen der
Erben niemand sich meldet; in diesen Fäl-
len hat die Kammer das Recht, sich die-
se Güter zu zueignen, und sie auf die nüz-
lichste Weise zu verwalten.

§. 445. Wenn von gefundenen Schäzen
erwiesen werden kann, daß sie einer noch be-
stehenden Familie vor Zeiten zugehört haben,

so

Staatswiſſenſchaft
die Gluͤckſeligkeit des Staates zu befoͤrdern,
ſo erfodert es auch die Billigkeit, daß er die
Abnuzungen, welche die Polizei und Juſtiz
durch Strafgefaͤlle und Einziehung verwirk-
ter Guͤter auswirft, genieſe. Derowe-
gen hat auch die Kammer darauf zu ſe-
hen, damit alle dergleichen mit Recht
verfallene Guͤter, der einzelnen und all-
gemeinen Gluͤckſeligkeit unbeſchadet, zum
beßten Nuzen eingezogen, und verwen-
det werden moͤgen.

* Contrebande und confiſcirte Guͤter.

§. 444. Es kann ſich zutragen, daß ein
gut erblos wird, wenn der Erblaſſer keine
Verwandten mehr hat, und derſelbe uͤber
ſeine Verlaſſenſchaft nicht verfuͤgt hat, oder
wenn nach rechtskraͤftigen Vorladungen der
Erben niemand ſich meldet; in dieſen Faͤl-
len hat die Kammer das Recht, ſich die-
ſe Guͤter zu zueignen, und ſie auf die nuͤz-
lichſte Weiſe zu verwalten.

§. 445. Wenn von gefundenen Schaͤzen
erwieſen werden kann, daß ſie einer noch be-
ſtehenden Familie vor Zeiten zugehoͤrt haben,

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0241" n="221"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Staatswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</hi></fw><lb/>
die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit des Staates zu befo&#x0364;rdern,<lb/>
&#x017F;o erfodert es auch die Billigkeit, daß er die<lb/>
Abnuzungen, welche die Polizei und Ju&#x017F;tiz<lb/>
durch Strafgefa&#x0364;lle und Einziehung verwirk-<lb/>
ter Gu&#x0364;ter <ref target="#*"/> auswirft, genie&#x017F;e. <hi rendition="#fr">Derowe-<lb/>
gen hat auch die Kammer darauf zu &#x017F;e-<lb/>
hen, damit alle dergleichen mit Recht<lb/>
verfallene Gu&#x0364;ter, der einzelnen und all-<lb/>
gemeinen Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit unbe&#x017F;chadet, zum<lb/>
beßten Nuzen eingezogen, und verwen-<lb/>
det werden mo&#x0364;gen.</hi></p><lb/>
            <note place="end" n="*">Contrebande und confi&#x017F;cirte Gu&#x0364;ter.</note><lb/>
            <p>§. 444. Es kann &#x017F;ich zutragen, daß ein<lb/>
gut erblos wird, wenn der Erbla&#x017F;&#x017F;er keine<lb/>
Verwandten mehr hat, und der&#x017F;elbe u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;eine Verla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft nicht verfu&#x0364;gt hat, oder<lb/>
wenn nach rechtskra&#x0364;ftigen Vorladungen der<lb/>
Erben niemand &#x017F;ich meldet; <hi rendition="#fr">in die&#x017F;en Fa&#x0364;l-<lb/>
len hat die Kammer das Recht, &#x017F;ich die-<lb/>
&#x017F;e Gu&#x0364;ter zu zueignen, und &#x017F;ie auf die nu&#x0364;z-<lb/>
lich&#x017F;te Wei&#x017F;e zu verwalten.</hi></p><lb/>
            <p>§. 445. Wenn von gefundenen Scha&#x0364;zen<lb/>
erwie&#x017F;en werden kann, daß &#x017F;ie einer noch be-<lb/>
&#x017F;tehenden Familie vor Zeiten zugeho&#x0364;rt haben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0241] Staatswiſſenſchaft die Gluͤckſeligkeit des Staates zu befoͤrdern, ſo erfodert es auch die Billigkeit, daß er die Abnuzungen, welche die Polizei und Juſtiz durch Strafgefaͤlle und Einziehung verwirk- ter Guͤter auswirft, genieſe. Derowe- gen hat auch die Kammer darauf zu ſe- hen, damit alle dergleichen mit Recht verfallene Guͤter, der einzelnen und all- gemeinen Gluͤckſeligkeit unbeſchadet, zum beßten Nuzen eingezogen, und verwen- det werden moͤgen. * Contrebande und confiſcirte Guͤter. §. 444. Es kann ſich zutragen, daß ein gut erblos wird, wenn der Erblaſſer keine Verwandten mehr hat, und derſelbe uͤber ſeine Verlaſſenſchaft nicht verfuͤgt hat, oder wenn nach rechtskraͤftigen Vorladungen der Erben niemand ſich meldet; in dieſen Faͤl- len hat die Kammer das Recht, ſich die- ſe Guͤter zu zueignen, und ſie auf die nuͤz- lichſte Weiſe zu verwalten. §. 445. Wenn von gefundenen Schaͤzen erwieſen werden kann, daß ſie einer noch be- ſtehenden Familie vor Zeiten zugehoͤrt haben, ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/241
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/241>, abgerufen am 21.11.2024.