Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.und dem Nutzen der Manufact. u. Fabriken. Ordnungen der Bürger hat, so werden diejenigen, diesich mit dem Vorzuge vor andern Bürgern bekleidet se- hen, sinnreich seyn, sich durch verschiedene Wege mehrere Bequemlichkeiten des Lebens zu verschaffen. Sind sie nicht selbst sinnreich; so werden andere ihren Erfindungs- geist ansirengen, um sich in Ansehung der in Händen habenden Gewalt ihre Gewogenheit zu erwerben. Wenn aber ein Volk Gemeinschaft mit andern Völkern hat: so werden nicht allein die entstehenden Streitigkeiten und Kriege ein solches Volk zu tausenderley Erfindun- gen nöthigen; sondern alle Bequemlichkeiten des Le- bens, die es bey andern Völkern wahrnimmt, werden seine Wünsche und Begierden rege machen, sich derglei- chen ebenfalls zu verschaffen. Es wird zuerst seine Er- findungskraft oder Nachahmungskunst aufmuntern, diese Bequemlichkeit durch seine eigene Arbeit zu erhal- ten. Allein, wenn ihm dieses nicht gelinget; so wer- den die reichen und vermögenden unter diesem Volke vor diese Bequemlichkeit so viel von ihren natürlichen Güthern hingeben, als sie entbehren können und als das andre Volk davor verlanget. Jndem sie hierin- nen von dem Willen und der Forderung der andern Nation abhängen; so werden sie folglich vielmehr na- türliche Güther hingeben müssen, als sie von der zur Bequemlichkeit dienlichen Waare wieder erlangen. Die andere Nation wird ihre Erfindung und ihre künst- liche Bearbeitung so hoch anrechnen, als es nur immer möglich ist; und dieser nachtheilige Tausch wird so lan- ge fortgesetzet werden, bis endlich dieses Volk solche, zur Bequemlichkeit erforderliche, Waare selbst machen lernet. A 4
und dem Nutzen der Manufact. u. Fabriken. Ordnungen der Buͤrger hat, ſo werden diejenigen, dieſich mit dem Vorzuge vor andern Buͤrgern bekleidet ſe- hen, ſinnreich ſeyn, ſich durch verſchiedene Wege mehrere Bequemlichkeiten des Lebens zu verſchaffen. Sind ſie nicht ſelbſt ſinnreich; ſo werden andere ihren Erfindungs- geiſt anſirengen, um ſich in Anſehung der in Haͤnden habenden Gewalt ihre Gewogenheit zu erwerben. Wenn aber ein Volk Gemeinſchaft mit andern Voͤlkern hat: ſo werden nicht allein die entſtehenden Streitigkeiten und Kriege ein ſolches Volk zu tauſenderley Erfindun- gen noͤthigen; ſondern alle Bequemlichkeiten des Le- bens, die es bey andern Voͤlkern wahrnimmt, werden ſeine Wuͤnſche und Begierden rege machen, ſich derglei- chen ebenfalls zu verſchaffen. Es wird zuerſt ſeine Er- findungskraft oder Nachahmungskunſt aufmuntern, dieſe Bequemlichkeit durch ſeine eigene Arbeit zu erhal- ten. Allein, wenn ihm dieſes nicht gelinget; ſo wer- den die reichen und vermoͤgenden unter dieſem Volke vor dieſe Bequemlichkeit ſo viel von ihren natuͤrlichen Guͤthern hingeben, als ſie entbehren koͤnnen und als das andre Volk davor verlanget. Jndem ſie hierin- nen von dem Willen und der Forderung der andern Nation abhaͤngen; ſo werden ſie folglich vielmehr na- tuͤrliche Guͤther hingeben muͤſſen, als ſie von der zur Bequemlichkeit dienlichen Waare wieder erlangen. Die andere Nation wird ihre Erfindung und ihre kuͤnſt- liche Bearbeitung ſo hoch anrechnen, als es nur immer moͤglich iſt; und dieſer nachtheilige Tauſch wird ſo lan- ge fortgeſetzet werden, bis endlich dieſes Volk ſolche, zur Bequemlichkeit erforderliche, Waare ſelbſt machen lernet. A 4
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und dem Nutzen der Manufact. u. Fabriken.
Ordnungen der Buͤrger hat, ſo werden diejenigen, die
ſich mit dem Vorzuge vor andern Buͤrgern bekleidet ſe-
hen, ſinnreich ſeyn, ſich durch verſchiedene Wege mehrere
Bequemlichkeiten des Lebens zu verſchaffen. Sind ſie
nicht ſelbſt ſinnreich; ſo werden andere ihren Erfindungs-
geiſt anſirengen, um ſich in Anſehung der in Haͤnden
habenden Gewalt ihre Gewogenheit zu erwerben. Wenn
aber ein Volk Gemeinſchaft mit andern Voͤlkern hat:
ſo werden nicht allein die entſtehenden Streitigkeiten
und Kriege ein ſolches Volk zu tauſenderley Erfindun-
gen noͤthigen; ſondern alle Bequemlichkeiten des Le-
bens, die es bey andern Voͤlkern wahrnimmt, werden
ſeine Wuͤnſche und Begierden rege machen, ſich derglei-
chen ebenfalls zu verſchaffen. Es wird zuerſt ſeine Er-
findungskraft oder Nachahmungskunſt aufmuntern,
dieſe Bequemlichkeit durch ſeine eigene Arbeit zu erhal-
ten. Allein, wenn ihm dieſes nicht gelinget; ſo wer-
den die reichen und vermoͤgenden unter dieſem Volke
vor dieſe Bequemlichkeit ſo viel von ihren natuͤrlichen
Guͤthern hingeben, als ſie entbehren koͤnnen und als
das andre Volk davor verlanget. Jndem ſie hierin-
nen von dem Willen und der Forderung der andern
Nation abhaͤngen; ſo werden ſie folglich vielmehr na-
tuͤrliche Guͤther hingeben muͤſſen, als ſie von der zur
Bequemlichkeit dienlichen Waare wieder erlangen.
Die andere Nation wird ihre Erfindung und ihre kuͤnſt-
liche Bearbeitung ſo hoch anrechnen, als es nur immer
moͤglich iſt; und dieſer nachtheilige Tauſch wird ſo lan-
ge fortgeſetzet werden, bis endlich dieſes Volk ſolche,
zur Bequemlichkeit erforderliche, Waare ſelbſt machen
lernet.
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