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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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VI. Abschn. Das Meer verändert
herr, eines jeden solchen königlichen Geschlechts von
den Göttern herstammte. Es ist wahr, eine solche
Genealogie schmeckte gar sehr nach Fabeln. Allein,
wenn man die gewöhnliche Eitelkeit und Thorheit der
Griechen, sich einen göttlichen Uhrsprung zuzueignen,
davon wegnimmt; so folget deshalb nicht, daß die
ganze Genealogie dieser königlichen Geschlechter auf Fa-
beln und Erdichtungen beruhete. Dieses würde ge-
wiß von so vielen vernünftigen und einsichtsvollen
Weltweisen nicht unbemerket vorbeygegangen worden
seyn, wenn ein vernünftiger Grund vorhanden gewe-
sen wäre, über die Richtigkeit dieser Genealogien Cri-
tiken zu machen. Kurz, alle vernünftige und ge-
sittete Völker des Alterthums haben ungleich längere
Zeitrechnungen gehabt, als die Juden; und es kommt
demnach auf die Frage an, ob das einstimmige Zeug-
niß so vieler vernünftiger und gesitteter Völker gegen
das Vorgeben der unwissenden Juden in gar keinen
Betracht kommen könne. Dieses aber mögen meine
Leser entscheiden, indem ich mein Urtheil hierinn
zurückhalte.

Es ist ungewiß, und läßt sich auf keinerley Art
bestimmen, ob es zu eben der Zeit der Sündfluth des
Deukalions geschehen sey, daß die Jnsul Sicilien, die
erst mit dem festen Lande von Jtalien zusammengehän-
get hat, davon abgerissen worden, wie man gleich-
falls in der alten Geschichte davon Nachricht findet,
und es auch gleichsam der Augenschein selbst zeiget:
Jndessen scheinet es allemahl wahrscheinlicher, daß die-
se Abreißung der Jnsul Sicilien von Jtalien in viel
neuern Zeiten geschehen sey, als die Sündfluth des

Deuka-

VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert
herr, eines jeden ſolchen koͤniglichen Geſchlechts von
den Goͤttern herſtammte. Es iſt wahr, eine ſolche
Genealogie ſchmeckte gar ſehr nach Fabeln. Allein,
wenn man die gewoͤhnliche Eitelkeit und Thorheit der
Griechen, ſich einen goͤttlichen Uhrſprung zuzueignen,
davon wegnimmt; ſo folget deshalb nicht, daß die
ganze Genealogie dieſer koͤniglichen Geſchlechter auf Fa-
beln und Erdichtungen beruhete. Dieſes wuͤrde ge-
wiß von ſo vielen vernuͤnftigen und einſichtsvollen
Weltweiſen nicht unbemerket vorbeygegangen worden
ſeyn, wenn ein vernuͤnftiger Grund vorhanden gewe-
ſen waͤre, uͤber die Richtigkeit dieſer Genealogien Cri-
tiken zu machen. Kurz, alle vernuͤnftige und ge-
ſittete Voͤlker des Alterthums haben ungleich laͤngere
Zeitrechnungen gehabt, als die Juden; und es kommt
demnach auf die Frage an, ob das einſtimmige Zeug-
niß ſo vieler vernuͤnftiger und geſitteter Voͤlker gegen
das Vorgeben der unwiſſenden Juden in gar keinen
Betracht kommen koͤnne. Dieſes aber moͤgen meine
Leſer entſcheiden, indem ich mein Urtheil hierinn
zuruͤckhalte.

Es iſt ungewiß, und laͤßt ſich auf keinerley Art
beſtimmen, ob es zu eben der Zeit der Suͤndfluth des
Deukalions geſchehen ſey, daß die Jnſul Sicilien, die
erſt mit dem feſten Lande von Jtalien zuſammengehaͤn-
get hat, davon abgeriſſen worden, wie man gleich-
falls in der alten Geſchichte davon Nachricht findet,
und es auch gleichſam der Augenſchein ſelbſt zeiget:
Jndeſſen ſcheinet es allemahl wahrſcheinlicher, daß die-
ſe Abreißung der Jnſul Sicilien von Jtalien in viel
neuern Zeiten geſchehen ſey, als die Suͤndfluth des

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[210/0238] VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert herr, eines jeden ſolchen koͤniglichen Geſchlechts von den Goͤttern herſtammte. Es iſt wahr, eine ſolche Genealogie ſchmeckte gar ſehr nach Fabeln. Allein, wenn man die gewoͤhnliche Eitelkeit und Thorheit der Griechen, ſich einen goͤttlichen Uhrſprung zuzueignen, davon wegnimmt; ſo folget deshalb nicht, daß die ganze Genealogie dieſer koͤniglichen Geſchlechter auf Fa- beln und Erdichtungen beruhete. Dieſes wuͤrde ge- wiß von ſo vielen vernuͤnftigen und einſichtsvollen Weltweiſen nicht unbemerket vorbeygegangen worden ſeyn, wenn ein vernuͤnftiger Grund vorhanden gewe- ſen waͤre, uͤber die Richtigkeit dieſer Genealogien Cri- tiken zu machen. Kurz, alle vernuͤnftige und ge- ſittete Voͤlker des Alterthums haben ungleich laͤngere Zeitrechnungen gehabt, als die Juden; und es kommt demnach auf die Frage an, ob das einſtimmige Zeug- niß ſo vieler vernuͤnftiger und geſitteter Voͤlker gegen das Vorgeben der unwiſſenden Juden in gar keinen Betracht kommen koͤnne. Dieſes aber moͤgen meine Leſer entſcheiden, indem ich mein Urtheil hierinn zuruͤckhalte. Es iſt ungewiß, und laͤßt ſich auf keinerley Art beſtimmen, ob es zu eben der Zeit der Suͤndfluth des Deukalions geſchehen ſey, daß die Jnſul Sicilien, die erſt mit dem feſten Lande von Jtalien zuſammengehaͤn- get hat, davon abgeriſſen worden, wie man gleich- falls in der alten Geſchichte davon Nachricht findet, und es auch gleichſam der Augenſchein ſelbſt zeiget: Jndeſſen ſcheinet es allemahl wahrſcheinlicher, daß die- ſe Abreißung der Jnſul Sicilien von Jtalien in viel neuern Zeiten geſchehen ſey, als die Suͤndfluth des Deuka-

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/238>, abgerufen am 21.11.2024.