Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

zu verschiedenen Mahlen seine Stelle.
Deukalions. Man kann allemahl voraussetzen, daß
solche große Ueberschwemmungen ganzer Länder, die
man in denen Geschichten mit den Nahmen der Sünd-
fluthen beleget, auf keine andere Art, als durch die
Veränderung der Pole entstehen, welche allemahl die
Wirkung nach sich ziehen müssen, daß die vorigen
Meere aus ihren Ufern treten, das vorhin gewesene
feste Land zum Theil überschwemmen, und dagegen
einen Theil des vorhin gewesenen Meeresgrundes als
festes und zum Bewohnen geschicktes Land zurücklassen.
Es ist ganz umsonst, wenn man sich eine andere Uhr-
sache von solchen großen Naturbegebenheiten einbilden
wollte. Ein viele Monate anhaltender Platzregen
würde niemahls im Stande seyn, dergleichen Ueber-
schwemmungen und große Veränderungen hervorzu-
bringen. Die Sache ist heutiges Tages von großen
Naturforschern so gründlich untersuchet und erörtert
worden, daß man zu dergleichen Uhrsachen mit eini-
gem Grunde weiter keine Zuflucht nehmen kann.

Wir haben oben aus den Nachrichten des Hero-
dots
ersehen, daß die egyptischen Priester zu Theben
denselben versichert haben, daß die Sonne während
eilftausend Jahren dreymahl ihren Aufgang verändert
habe; das ist, wie wir nunmehro wissen, die Pole
unsers Erdcörpers haben sich in diesen eilftausend Jah-
ren dreymahl verändert. Aus denen kurz vorher an-
geführten großen Begebenheiten, die in der Geschich-
te anderer Völker durch allgemeine Ueberlieferun-
gen genugsam bestätiget sind, werden sich nunmehro
diese dreymahlige Veränderungen der Pole etwas ei-

gentli-
O 2

zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle.
Deukalions. Man kann allemahl vorausſetzen, daß
ſolche große Ueberſchwemmungen ganzer Laͤnder, die
man in denen Geſchichten mit den Nahmen der Suͤnd-
fluthen beleget, auf keine andere Art, als durch die
Veraͤnderung der Pole entſtehen, welche allemahl die
Wirkung nach ſich ziehen muͤſſen, daß die vorigen
Meere aus ihren Ufern treten, das vorhin geweſene
feſte Land zum Theil uͤberſchwemmen, und dagegen
einen Theil des vorhin geweſenen Meeresgrundes als
feſtes und zum Bewohnen geſchicktes Land zuruͤcklaſſen.
Es iſt ganz umſonſt, wenn man ſich eine andere Uhr-
ſache von ſolchen großen Naturbegebenheiten einbilden
wollte. Ein viele Monate anhaltender Platzregen
wuͤrde niemahls im Stande ſeyn, dergleichen Ueber-
ſchwemmungen und große Veraͤnderungen hervorzu-
bringen. Die Sache iſt heutiges Tages von großen
Naturforſchern ſo gruͤndlich unterſuchet und eroͤrtert
worden, daß man zu dergleichen Uhrſachen mit eini-
gem Grunde weiter keine Zuflucht nehmen kann.

Wir haben oben aus den Nachrichten des Hero-
dots
erſehen, daß die egyptiſchen Prieſter zu Theben
denſelben verſichert haben, daß die Sonne waͤhrend
eilftauſend Jahren dreymahl ihren Aufgang veraͤndert
habe; das iſt, wie wir nunmehro wiſſen, die Pole
unſers Erdcoͤrpers haben ſich in dieſen eilftauſend Jah-
ren dreymahl veraͤndert. Aus denen kurz vorher an-
gefuͤhrten großen Begebenheiten, die in der Geſchich-
te anderer Voͤlker durch allgemeine Ueberlieferun-
gen genugſam beſtaͤtiget ſind, werden ſich nunmehro
dieſe dreymahlige Veraͤnderungen der Pole etwas ei-

gentli-
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0239" n="211"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zu ver&#x017F;chiedenen Mahlen &#x017F;eine Stelle.</hi></fw><lb/>
Deukalions. Man kann allemahl voraus&#x017F;etzen, daß<lb/>
&#x017F;olche große Ueber&#x017F;chwemmungen ganzer La&#x0364;nder, die<lb/>
man in denen Ge&#x017F;chichten mit den Nahmen der Su&#x0364;nd-<lb/>
fluthen beleget, auf keine andere Art, als durch die<lb/>
Vera&#x0364;nderung der Pole ent&#x017F;tehen, welche allemahl die<lb/>
Wirkung nach &#x017F;ich ziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, daß die vorigen<lb/>
Meere aus ihren Ufern treten, das vorhin gewe&#x017F;ene<lb/>
fe&#x017F;te Land zum Theil u&#x0364;ber&#x017F;chwemmen, und dagegen<lb/>
einen Theil des vorhin gewe&#x017F;enen Meeresgrundes als<lb/>
fe&#x017F;tes und zum Bewohnen ge&#x017F;chicktes Land zuru&#x0364;ckla&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Es i&#x017F;t ganz um&#x017F;on&#x017F;t, wenn man &#x017F;ich eine andere Uhr-<lb/>
&#x017F;ache von &#x017F;olchen großen Naturbegebenheiten einbilden<lb/>
wollte. Ein viele Monate anhaltender Platzregen<lb/>
wu&#x0364;rde niemahls im Stande &#x017F;eyn, dergleichen Ueber-<lb/>
&#x017F;chwemmungen und große Vera&#x0364;nderungen hervorzu-<lb/>
bringen. Die Sache i&#x017F;t heutiges Tages von großen<lb/>
Naturfor&#x017F;chern &#x017F;o gru&#x0364;ndlich unter&#x017F;uchet und ero&#x0364;rtert<lb/>
worden, daß man zu dergleichen Uhr&#x017F;achen mit eini-<lb/>
gem Grunde weiter keine Zuflucht nehmen kann.</p><lb/>
          <p>Wir haben oben aus den Nachrichten des <hi rendition="#fr">Hero-<lb/>
dots</hi> er&#x017F;ehen, daß die egypti&#x017F;chen Prie&#x017F;ter zu Theben<lb/>
den&#x017F;elben ver&#x017F;ichert haben, daß die Sonne wa&#x0364;hrend<lb/>
eilftau&#x017F;end Jahren dreymahl ihren Aufgang vera&#x0364;ndert<lb/>
habe; das i&#x017F;t, wie wir nunmehro wi&#x017F;&#x017F;en, die Pole<lb/>
un&#x017F;ers Erdco&#x0364;rpers haben &#x017F;ich in die&#x017F;en eilftau&#x017F;end Jah-<lb/>
ren dreymahl vera&#x0364;ndert. Aus denen kurz vorher an-<lb/>
gefu&#x0364;hrten großen Begebenheiten, die in der Ge&#x017F;chich-<lb/>
te anderer Vo&#x0364;lker durch allgemeine Ueberlieferun-<lb/>
gen genug&#x017F;am be&#x017F;ta&#x0364;tiget &#x017F;ind, werden &#x017F;ich nunmehro<lb/>
die&#x017F;e dreymahlige Vera&#x0364;nderungen der Pole etwas ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch">gentli-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0239] zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle. Deukalions. Man kann allemahl vorausſetzen, daß ſolche große Ueberſchwemmungen ganzer Laͤnder, die man in denen Geſchichten mit den Nahmen der Suͤnd- fluthen beleget, auf keine andere Art, als durch die Veraͤnderung der Pole entſtehen, welche allemahl die Wirkung nach ſich ziehen muͤſſen, daß die vorigen Meere aus ihren Ufern treten, das vorhin geweſene feſte Land zum Theil uͤberſchwemmen, und dagegen einen Theil des vorhin geweſenen Meeresgrundes als feſtes und zum Bewohnen geſchicktes Land zuruͤcklaſſen. Es iſt ganz umſonſt, wenn man ſich eine andere Uhr- ſache von ſolchen großen Naturbegebenheiten einbilden wollte. Ein viele Monate anhaltender Platzregen wuͤrde niemahls im Stande ſeyn, dergleichen Ueber- ſchwemmungen und große Veraͤnderungen hervorzu- bringen. Die Sache iſt heutiges Tages von großen Naturforſchern ſo gruͤndlich unterſuchet und eroͤrtert worden, daß man zu dergleichen Uhrſachen mit eini- gem Grunde weiter keine Zuflucht nehmen kann. Wir haben oben aus den Nachrichten des Hero- dots erſehen, daß die egyptiſchen Prieſter zu Theben denſelben verſichert haben, daß die Sonne waͤhrend eilftauſend Jahren dreymahl ihren Aufgang veraͤndert habe; das iſt, wie wir nunmehro wiſſen, die Pole unſers Erdcoͤrpers haben ſich in dieſen eilftauſend Jah- ren dreymahl veraͤndert. Aus denen kurz vorher an- gefuͤhrten großen Begebenheiten, die in der Geſchich- te anderer Voͤlker durch allgemeine Ueberlieferun- gen genugſam beſtaͤtiget ſind, werden ſich nunmehro dieſe dreymahlige Veraͤnderungen der Pole etwas ei- gentli- O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/239
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/239>, abgerufen am 28.05.2024.