Urstoffe der Materie hatte demnach die Gottheit, wie sie glaubten, das sichtbare Weltgebäude gebildet und zu Stande gebracht.
Selbst unter denen christlichen Weltweisen hat es viele gegeben, welche diese Atomen als den ersten Ur- stoff der Materie und des Weltgebäudes angenommen haben; und die Herren von Leibnitz und Wolff sa- hen einen ersten Urstoff der Materie vor oder bey Er- schaffung der Welt so nothwendig an, daß sie deshalb die Monaden erfanden; eine Erfindung, welche die Atomen der Alten nicht allein wenig verbesserte, son- dern auch viele ungereimte Folgen und offenbare Wi- dersprüche in sich enthielte; weil man annahm, daß diese Monaden, die doch den Urstoff der Materie aus- machen sollten, selbst nichts weniger als Materie, son- dern bloß einfache Dinge, oder kurz zu sagen, geisti- ge Wesen wären. Es ist aber so ungereimt, als wi- dersprechend und ohnmöglich, daß geistige oder einfache Wesen den ersten Grundstoff zu dem Daseyn der Kör- per ausmachen sollen.
Diejenigen Weltweisen, welche dem unendlichen und selbstständigen Wesen eine Macht beygeleget ha- ben, alles, und so gar auch ohnmögliche Dinge zu Stande zu bringen, haben geglaubt, dessen Allmacht und unendliche Vollkommenheiten dadurch zu vergrös- sern. Allein sie irren sich. Keine Macht, so selbst- ständig und uneingeschränkt sie auch ist, kann das We- sen der Dinge verändern, kann das Ohnmögliche mög- lich und wirklich machen, und verursachen, daß ein Ding zugleich ist, und auch nicht ist. Jch will mich
nicht
Einleitung.
Urſtoffe der Materie hatte demnach die Gottheit, wie ſie glaubten, das ſichtbare Weltgebaͤude gebildet und zu Stande gebracht.
Selbſt unter denen chriſtlichen Weltweiſen hat es viele gegeben, welche dieſe Atomen als den erſten Ur- ſtoff der Materie und des Weltgebaͤudes angenommen haben; und die Herren von Leibnitz und Wolff ſa- hen einen erſten Urſtoff der Materie vor oder bey Er- ſchaffung der Welt ſo nothwendig an, daß ſie deshalb die Monaden erfanden; eine Erfindung, welche die Atomen der Alten nicht allein wenig verbeſſerte, ſon- dern auch viele ungereimte Folgen und offenbare Wi- derſpruͤche in ſich enthielte; weil man annahm, daß dieſe Monaden, die doch den Urſtoff der Materie aus- machen ſollten, ſelbſt nichts weniger als Materie, ſon- dern bloß einfache Dinge, oder kurz zu ſagen, geiſti- ge Weſen waͤren. Es iſt aber ſo ungereimt, als wi- derſprechend und ohnmoͤglich, daß geiſtige oder einfache Weſen den erſten Grundſtoff zu dem Daſeyn der Koͤr- per ausmachen ſollen.
Diejenigen Weltweiſen, welche dem unendlichen und ſelbſtſtaͤndigen Weſen eine Macht beygeleget ha- ben, alles, und ſo gar auch ohnmoͤgliche Dinge zu Stande zu bringen, haben geglaubt, deſſen Allmacht und unendliche Vollkommenheiten dadurch zu vergroͤſ- ſern. Allein ſie irren ſich. Keine Macht, ſo ſelbſt- ſtaͤndig und uneingeſchraͤnkt ſie auch iſt, kann das We- ſen der Dinge veraͤndern, kann das Ohnmoͤgliche moͤg- lich und wirklich machen, und verurſachen, daß ein Ding zugleich iſt, und auch nicht iſt. Jch will mich
nicht
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Einleitung.
Urſtoffe der Materie hatte demnach die Gottheit, wie
ſie glaubten, das ſichtbare Weltgebaͤude gebildet und
zu Stande gebracht.
Selbſt unter denen chriſtlichen Weltweiſen hat es
viele gegeben, welche dieſe Atomen als den erſten Ur-
ſtoff der Materie und des Weltgebaͤudes angenommen
haben; und die Herren von Leibnitz und Wolff ſa-
hen einen erſten Urſtoff der Materie vor oder bey Er-
ſchaffung der Welt ſo nothwendig an, daß ſie deshalb
die Monaden erfanden; eine Erfindung, welche die
Atomen der Alten nicht allein wenig verbeſſerte, ſon-
dern auch viele ungereimte Folgen und offenbare Wi-
derſpruͤche in ſich enthielte; weil man annahm, daß
dieſe Monaden, die doch den Urſtoff der Materie aus-
machen ſollten, ſelbſt nichts weniger als Materie, ſon-
dern bloß einfache Dinge, oder kurz zu ſagen, geiſti-
ge Weſen waͤren. Es iſt aber ſo ungereimt, als wi-
derſprechend und ohnmoͤglich, daß geiſtige oder einfache
Weſen den erſten Grundſtoff zu dem Daſeyn der Koͤr-
per ausmachen ſollen.
Diejenigen Weltweiſen, welche dem unendlichen
und ſelbſtſtaͤndigen Weſen eine Macht beygeleget ha-
ben, alles, und ſo gar auch ohnmoͤgliche Dinge zu
Stande zu bringen, haben geglaubt, deſſen Allmacht
und unendliche Vollkommenheiten dadurch zu vergroͤſ-
ſern. Allein ſie irren ſich. Keine Macht, ſo ſelbſt-
ſtaͤndig und uneingeſchraͤnkt ſie auch iſt, kann das We-
ſen der Dinge veraͤndern, kann das Ohnmoͤgliche moͤg-
lich und wirklich machen, und verurſachen, daß ein
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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