nicht einlassen zu untersuchen, ob es eben diese Be- schaffenheit habe, wenn aus nichts etwas werden soll, wie die alten Weltweisen geglaubet haben. So viel ist aber gewiß, daß es der Vernunft allemal schwehr, und fast ohnmöglich zu begreifen seyn wird, daß aus nichts etwas werden könne.
Wenn die alten Weltweisen in der Annehmung ihrer Atomen gesehlet haben, so geschah es darinn, daß sie denen Atomen eine besondere Ewigkeit beymas- sen, die von dem Wesen der Gottheit unterschieden war. Kurz, daß sie das selbstständige Wesen, wel- ches die Welt aus denen Atomen bildete, und die Ato- men selbst, als zweyerley verschiedene, jedoch ewige Wesen betrachteten. Jch habe aber oben genugsam dargethan, daß die gesunde Vernunft dergleichen kei- nesweges zugeben kann.
Es würde einer vernünftigen Hypothese vielmehr gemäß seyn, wenn man annehme, daß die Atomen zu dem Wesen der Gottheit, oder welches einerley ist, des Raumes gehöreten, und mit demselben nothwen- dig wesentlich und von Ewigkeit her vereinigt gewesen wären. Auf diese Art würden sowohl zweyerley be- sondere und verschiedene ewige Wesen, als die Schwie- rigkeit der Vernunft wegfallen, die sich kaum über- reden lassen kann, daß aus nichts etwas werden könne. Diese Atomen würden den unendlichen und ewigen Raum erfüllen, vermöge seiner ewigen Natur würde ein jedes Atomen vor sich seine Thätigkeit haben, und sich um seine Axe bewegen, dadurch aber desto geschick- ter werden, den Grundstoff der Materie und aller Welt- körper abzugeben.
Diejeni-
Einleitung.
nicht einlaſſen zu unterſuchen, ob es eben dieſe Be- ſchaffenheit habe, wenn aus nichts etwas werden ſoll, wie die alten Weltweiſen geglaubet haben. So viel iſt aber gewiß, daß es der Vernunft allemal ſchwehr, und faſt ohnmoͤglich zu begreifen ſeyn wird, daß aus nichts etwas werden koͤnne.
Wenn die alten Weltweiſen in der Annehmung ihrer Atomen geſehlet haben, ſo geſchah es darinn, daß ſie denen Atomen eine beſondere Ewigkeit beymaſ- ſen, die von dem Weſen der Gottheit unterſchieden war. Kurz, daß ſie das ſelbſtſtaͤndige Weſen, wel- ches die Welt aus denen Atomen bildete, und die Ato- men ſelbſt, als zweyerley verſchiedene, jedoch ewige Weſen betrachteten. Jch habe aber oben genugſam dargethan, daß die geſunde Vernunft dergleichen kei- nesweges zugeben kann.
Es wuͤrde einer vernuͤnftigen Hypotheſe vielmehr gemaͤß ſeyn, wenn man annehme, daß die Atomen zu dem Weſen der Gottheit, oder welches einerley iſt, des Raumes gehoͤreten, und mit demſelben nothwen- dig weſentlich und von Ewigkeit her vereinigt geweſen waͤren. Auf dieſe Art wuͤrden ſowohl zweyerley be- ſondere und verſchiedene ewige Weſen, als die Schwie- rigkeit der Vernunft wegfallen, die ſich kaum uͤber- reden laſſen kann, daß aus nichts etwas werden koͤnne. Dieſe Atomen wuͤrden den unendlichen und ewigen Raum erfuͤllen, vermoͤge ſeiner ewigen Natur wuͤrde ein jedes Atomen vor ſich ſeine Thaͤtigkeit haben, und ſich um ſeine Axe bewegen, dadurch aber deſto geſchick- ter werden, den Grundſtoff der Materie und aller Welt- koͤrper abzugeben.
Diejeni-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0044"n="16"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Einleitung.</hi></fw><lb/>
nicht einlaſſen zu unterſuchen, ob es eben dieſe Be-<lb/>ſchaffenheit habe, wenn aus nichts etwas werden ſoll,<lb/>
wie die alten Weltweiſen geglaubet haben. So viel<lb/>
iſt aber gewiß, daß es der Vernunft allemal ſchwehr,<lb/>
und faſt ohnmoͤglich zu begreifen ſeyn wird, daß aus<lb/>
nichts etwas werden koͤnne.</p><lb/><p>Wenn die alten Weltweiſen in der Annehmung<lb/>
ihrer Atomen geſehlet haben, ſo geſchah es darinn,<lb/>
daß ſie denen Atomen eine beſondere Ewigkeit beymaſ-<lb/>ſen, die von dem Weſen der Gottheit unterſchieden<lb/>
war. Kurz, daß ſie das ſelbſtſtaͤndige Weſen, wel-<lb/>
ches die Welt aus denen Atomen bildete, und die Ato-<lb/>
men ſelbſt, als zweyerley verſchiedene, jedoch ewige<lb/>
Weſen betrachteten. Jch habe aber oben genugſam<lb/>
dargethan, daß die geſunde Vernunft dergleichen kei-<lb/>
nesweges zugeben kann.</p><lb/><p>Es wuͤrde einer vernuͤnftigen Hypotheſe vielmehr<lb/>
gemaͤß ſeyn, wenn man annehme, daß die Atomen<lb/>
zu dem Weſen der Gottheit, oder welches einerley iſt,<lb/>
des Raumes gehoͤreten, und mit demſelben nothwen-<lb/>
dig weſentlich und von Ewigkeit her vereinigt geweſen<lb/>
waͤren. Auf dieſe Art wuͤrden ſowohl zweyerley be-<lb/>ſondere und verſchiedene ewige Weſen, als die Schwie-<lb/>
rigkeit der Vernunft wegfallen, die ſich kaum uͤber-<lb/>
reden laſſen kann, daß aus nichts etwas werden koͤnne.<lb/>
Dieſe Atomen wuͤrden den unendlichen und ewigen<lb/>
Raum erfuͤllen, vermoͤge ſeiner ewigen Natur wuͤrde<lb/>
ein jedes Atomen vor ſich ſeine Thaͤtigkeit haben, und<lb/>ſich um ſeine Axe bewegen, dadurch aber deſto geſchick-<lb/>
ter werden, den Grundſtoff der Materie und aller Welt-<lb/>
koͤrper abzugeben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Diejeni-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[16/0044]
Einleitung.
nicht einlaſſen zu unterſuchen, ob es eben dieſe Be-
ſchaffenheit habe, wenn aus nichts etwas werden ſoll,
wie die alten Weltweiſen geglaubet haben. So viel
iſt aber gewiß, daß es der Vernunft allemal ſchwehr,
und faſt ohnmoͤglich zu begreifen ſeyn wird, daß aus
nichts etwas werden koͤnne.
Wenn die alten Weltweiſen in der Annehmung
ihrer Atomen geſehlet haben, ſo geſchah es darinn,
daß ſie denen Atomen eine beſondere Ewigkeit beymaſ-
ſen, die von dem Weſen der Gottheit unterſchieden
war. Kurz, daß ſie das ſelbſtſtaͤndige Weſen, wel-
ches die Welt aus denen Atomen bildete, und die Ato-
men ſelbſt, als zweyerley verſchiedene, jedoch ewige
Weſen betrachteten. Jch habe aber oben genugſam
dargethan, daß die geſunde Vernunft dergleichen kei-
nesweges zugeben kann.
Es wuͤrde einer vernuͤnftigen Hypotheſe vielmehr
gemaͤß ſeyn, wenn man annehme, daß die Atomen
zu dem Weſen der Gottheit, oder welches einerley iſt,
des Raumes gehoͤreten, und mit demſelben nothwen-
dig weſentlich und von Ewigkeit her vereinigt geweſen
waͤren. Auf dieſe Art wuͤrden ſowohl zweyerley be-
ſondere und verſchiedene ewige Weſen, als die Schwie-
rigkeit der Vernunft wegfallen, die ſich kaum uͤber-
reden laſſen kann, daß aus nichts etwas werden koͤnne.
Dieſe Atomen wuͤrden den unendlichen und ewigen
Raum erfuͤllen, vermoͤge ſeiner ewigen Natur wuͤrde
ein jedes Atomen vor ſich ſeine Thaͤtigkeit haben, und
ſich um ſeine Axe bewegen, dadurch aber deſto geſchick-
ter werden, den Grundſtoff der Materie und aller Welt-
koͤrper abzugeben.
Diejeni-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/44>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.