Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.nannte, dem alten Fabelhelden an Geist nicht viel nachgab. Er empfahl mich mehreren seiner Bekannten in und um Bordeaux und zog mir dadurch eine Menge Einladungen zu, die mich zu meinem Verdruß häufig vom Hause entfernten und mir zuweilen wenig Ersatz gewährten. Die Liebe hatte mich umgeschaffen, und die feine Schwelgerei und Jovialität der Einwohner von Guienne hatte keine Reize mehr für ein Herz, das ihre Freuden gekostet hatte. Eines Abends kehrte ich vom Lande zeitig zurück und stieg am Garten meines Schwiegervaters ab, weil ich wußte, daß die Familie heute dort sein würde. Ich ging aus einen Pavillon zu, wo ich die Gesellschaft voraussetzte. Als ich mich näherte, hörte ich Stimmen und ging leiser, mehr aus Instinct, als aus Vorsatz. Noch näher unterschied ich deutlich die gesangvolle Stimme meiner Braut, in wetteifernder Rede mit einer männlichen. Es thut mir leid, ich leide selbst dabei, sagte Constance; aber es ist nicht zu ändern. Wenn Sie nur wollten, Constance! sagte die männliche Person, deren Ton mir bekannt schien. Aber ich darf nicht wollen, Mr. D'Argenet. Mr. D'Argenet war ein Commis des Hauses, den ich nie anders als bei Tische gesehen und als einen stillen, höflichen, wohlgebildeten Menschen kennen gelernt hatte. nannte, dem alten Fabelhelden an Geist nicht viel nachgab. Er empfahl mich mehreren seiner Bekannten in und um Bordeaux und zog mir dadurch eine Menge Einladungen zu, die mich zu meinem Verdruß häufig vom Hause entfernten und mir zuweilen wenig Ersatz gewährten. Die Liebe hatte mich umgeschaffen, und die feine Schwelgerei und Jovialität der Einwohner von Guienne hatte keine Reize mehr für ein Herz, das ihre Freuden gekostet hatte. Eines Abends kehrte ich vom Lande zeitig zurück und stieg am Garten meines Schwiegervaters ab, weil ich wußte, daß die Familie heute dort sein würde. Ich ging aus einen Pavillon zu, wo ich die Gesellschaft voraussetzte. Als ich mich näherte, hörte ich Stimmen und ging leiser, mehr aus Instinct, als aus Vorsatz. Noch näher unterschied ich deutlich die gesangvolle Stimme meiner Braut, in wetteifernder Rede mit einer männlichen. Es thut mir leid, ich leide selbst dabei, sagte Constance; aber es ist nicht zu ändern. Wenn Sie nur wollten, Constance! sagte die männliche Person, deren Ton mir bekannt schien. Aber ich darf nicht wollen, Mr. D'Argenet. Mr. D'Argenet war ein Commis des Hauses, den ich nie anders als bei Tische gesehen und als einen stillen, höflichen, wohlgebildeten Menschen kennen gelernt hatte. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="11"> <p><pb facs="#f0042"/> nannte, dem alten Fabelhelden an Geist nicht viel nachgab.</p><lb/> <p>Er empfahl mich mehreren seiner Bekannten in und um Bordeaux und zog mir dadurch eine Menge Einladungen zu, die mich zu meinem Verdruß häufig vom Hause entfernten und mir zuweilen wenig Ersatz gewährten. Die Liebe hatte mich umgeschaffen, und die feine Schwelgerei und Jovialität der Einwohner von Guienne hatte keine Reize mehr für ein Herz, das ihre Freuden gekostet hatte.</p><lb/> <p>Eines Abends kehrte ich vom Lande zeitig zurück und stieg am Garten meines Schwiegervaters ab, weil ich wußte, daß die Familie heute dort sein würde. Ich ging aus einen Pavillon zu, wo ich die Gesellschaft voraussetzte. Als ich mich näherte, hörte ich Stimmen und ging leiser, mehr aus Instinct, als aus Vorsatz. Noch näher unterschied ich deutlich die gesangvolle Stimme meiner Braut, in wetteifernder Rede mit einer männlichen.</p><lb/> <p>Es thut mir leid, ich leide selbst dabei, sagte Constance; aber es ist nicht zu ändern.</p><lb/> <p>Wenn Sie nur wollten, Constance! sagte die männliche Person, deren Ton mir bekannt schien.</p><lb/> <p>Aber ich darf nicht wollen, Mr. D'Argenet.</p><lb/> <p>Mr. D'Argenet war ein Commis des Hauses, den ich nie anders als bei Tische gesehen und als einen stillen, höflichen, wohlgebildeten Menschen kennen gelernt hatte.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
nannte, dem alten Fabelhelden an Geist nicht viel nachgab.
Er empfahl mich mehreren seiner Bekannten in und um Bordeaux und zog mir dadurch eine Menge Einladungen zu, die mich zu meinem Verdruß häufig vom Hause entfernten und mir zuweilen wenig Ersatz gewährten. Die Liebe hatte mich umgeschaffen, und die feine Schwelgerei und Jovialität der Einwohner von Guienne hatte keine Reize mehr für ein Herz, das ihre Freuden gekostet hatte.
Eines Abends kehrte ich vom Lande zeitig zurück und stieg am Garten meines Schwiegervaters ab, weil ich wußte, daß die Familie heute dort sein würde. Ich ging aus einen Pavillon zu, wo ich die Gesellschaft voraussetzte. Als ich mich näherte, hörte ich Stimmen und ging leiser, mehr aus Instinct, als aus Vorsatz. Noch näher unterschied ich deutlich die gesangvolle Stimme meiner Braut, in wetteifernder Rede mit einer männlichen.
Es thut mir leid, ich leide selbst dabei, sagte Constance; aber es ist nicht zu ändern.
Wenn Sie nur wollten, Constance! sagte die männliche Person, deren Ton mir bekannt schien.
Aber ich darf nicht wollen, Mr. D'Argenet.
Mr. D'Argenet war ein Commis des Hauses, den ich nie anders als bei Tische gesehen und als einen stillen, höflichen, wohlgebildeten Menschen kennen gelernt hatte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T12:26:46Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T12:26:46Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |