Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Sechst. Kap. Ueber den Ursprung der Japaner. vonische Sprache, daß alle diese Völker slavischen Ursprungs sind. Bei den Jtaliänern,Spaniern und Galliern kan man eben dieses auf gleiche Art beweisen. Die Hoch und Niederdeutschen, die Dänen und Schweden haben gleichen Ursprung, und ihre Spra- chen kommen alle in der gothischen zusammen. Man lehret auf eben die Art durch die Sprachen, wenn verschiedne Völker zu einer Nation zusammengefügt sind; oder wenn eine schon bestehende Nation durch überwundne Völker oder auswärtige Colonien einen beträcht- lichen Zusaz erhalten hat. Man wird allenthalben finden, daß gerade in dem Verhältnis der Menge hinzugekommener Fremden auch fremde Worte in die alte Sprache eingedrun- gen und darin naturalisirt sind. So findet man in der englischen Sprache die dänische, niedersächsische und altgallische; in der lateinischen die griechische; in der siebenbürgi- schen die ungrische und lateinische; in der Sprache von Semgallen die lettische, sla- vonische und lateinische. Auf eben dem Wege, glaub ich, mus man nun auch die Entstehung und Vermi- Wolte man nun die japanische Sprache durch alle ihre Worte und Eigenschaften welche N 2
Sechſt. Kap. Ueber den Urſprung der Japaner. voniſche Sprache, daß alle dieſe Voͤlker ſlaviſchen Urſprungs ſind. Bei den Jtaliaͤnern,Spaniern und Galliern kan man eben dieſes auf gleiche Art beweiſen. Die Hoch und Niederdeutſchen, die Daͤnen und Schweden haben gleichen Urſprung, und ihre Spra- chen kommen alle in der gothiſchen zuſammen. Man lehret auf eben die Art durch die Sprachen, wenn verſchiedne Voͤlker zu einer Nation zuſammengefuͤgt ſind; oder wenn eine ſchon beſtehende Nation durch uͤberwundne Voͤlker oder auswaͤrtige Colonien einen betraͤcht- lichen Zuſaz erhalten hat. Man wird allenthalben finden, daß gerade in dem Verhaͤltnis der Menge hinzugekommener Fremden auch fremde Worte in die alte Sprache eingedrun- gen und darin naturaliſirt ſind. So findet man in der engliſchen Sprache die daͤniſche, niederſaͤchſiſche und altgalliſche; in der lateiniſchen die griechiſche; in der ſiebenbuͤrgi- ſchen die ungriſche und lateiniſche; in der Sprache von Semgallen die lettiſche, ſla- voniſche und lateiniſche. Auf eben dem Wege, glaub ich, mus man nun auch die Entſtehung und Vermi- Wolte man nun die japaniſche Sprache durch alle ihre Worte und Eigenſchaften welche N 2
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Sechſt. Kap. Ueber den Urſprung der Japaner.
voniſche Sprache, daß alle dieſe Voͤlker ſlaviſchen Urſprungs ſind. Bei den Jtaliaͤnern,
Spaniern und Galliern kan man eben dieſes auf gleiche Art beweiſen. Die Hoch und
Niederdeutſchen, die Daͤnen und Schweden haben gleichen Urſprung, und ihre Spra-
chen kommen alle in der gothiſchen zuſammen. Man lehret auf eben die Art durch die
Sprachen, wenn verſchiedne Voͤlker zu einer Nation zuſammengefuͤgt ſind; oder wenn eine
ſchon beſtehende Nation durch uͤberwundne Voͤlker oder auswaͤrtige Colonien einen betraͤcht-
lichen Zuſaz erhalten hat. Man wird allenthalben finden, daß gerade in dem Verhaͤltnis
der Menge hinzugekommener Fremden auch fremde Worte in die alte Sprache eingedrun-
gen und darin naturaliſirt ſind. So findet man in der engliſchen Sprache die daͤniſche,
niederſaͤchſiſche und altgalliſche; in der lateiniſchen die griechiſche; in der ſiebenbuͤrgi-
ſchen die ungriſche und lateiniſche; in der Sprache von Semgallen die lettiſche, ſla-
voniſche und lateiniſche.
Auf eben dem Wege, glaub ich, mus man nun auch die Entſtehung und Vermi-
ſchung der Voͤlker in andern Welttheilen erweiſen. Der portugieſiſche Geſchichtſchreiber
Johannes de Barros in ſeinen Decades und Flakourt in ſeiner Hiſtoire de Mada-
gascar bezeugen, daß die Sprache auf dieſer großen afrikaniſchen Jnſel mit javaniſchen
und maleyiſchen Worten ganz angefuͤllt ſey. Dies hat ohne Zweifel den natuͤrlichen Grund,
daß vor 2000 Jahren die damals maͤchtigen Voͤlker Javaner und Maleyen große Hand-
lung nach Madagaskar trieben und ſich daſelbſt auch haͤufig niederließen. Jn Aſien fin-
det man auf der Halbinſel Crimm oder in Cherſoneſus Tartarica noch viele deutſche
Worte, und man giebt vor, daß ſie eine gothiſche Colonie 850 Jahr nach der Suͤndfluth
dahin gebracht habe. Der Herr von Busbeck, kaiſerl. Geſandter am otſhmanniſchen
Hofe hat in ſeinem vierten Schreiben eine gute Anzahl dieſer Worte aufgezeichnet, und
ich habe mir noch mehr angemerkt. Eben ſo findet man auch in der javaniſchen, ſinga-
leſiſchen, gemeinen malabariſchen und andern indiſchen Sprachen den Beweis, was
aus der Geſchichte ohnedem ſchon genug bekant iſt, daß dieſe Nationen beſtaͤndig durch Ueber-
winder und Ueberwundne, ausgeſandte Colonien u. ſ. w. unter einander vermiſcht ſind.
Wolte man nun die japaniſche Sprache durch alle ihre Worte und Eigenſchaften
nach der Strenge einer ſpaniſchen Jnquiſition unterſuchen; ſo wuͤrde man ſie von aller Ver-
mengung und Vermiſchung mit andern Sprachen ihrer Nachbarn, aus der man die Verwand-
ſchaft und den Urſprung der Nation muthmaßen koͤnte, ganz rein und frei finden. Nach-
barn der Japaner nenne ich diejenigen Sineſer, welche die an der See gelegnen Landſchaften
bewohnen und Japan mit ihren Schiffen beſuchen. Dieſe haben drei verſchiedne nach ih-
ren Hauptprovinzen benante Sprachen Nankin, Tſjaktſju und Foktſju, von welchen
allen aber kein Japaner ein Wort verſteht, auſſer etwa ſolche Benennungen von Dingen,
welche
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